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Hi,
auch wenn es hier schon zigmal durchgekaut wurde, so ist mir bezüglich der
tatsächlichen Ursachen einer Deflation und Inflation noch einiges im Unklaren.
Ist es nun die Geldmenge, welche die Preise steuert oder ist es genau umgekehrt,
wie im folgenden Beispiel behauptet? Oder ist es ganz anders und reine Psychologie?
Ich haben jedenfalls den Eindruck, dass die alleinige Hernanziehung der
Geldmenge, wie es ja hier so gerne propagiert wird, nur ein Faktor von vielen
ist. Leider wird bei den meisten Meinungen zur sehr einseitig argumentiert,
werden munter amerikanische, weltwirtschaftliche und lokale Faktoren durcheinandergemischt,
so wie es dem Schreiber gerade in den Kram passt. Deshalb versuche ich mal,
die verschiedenen Faktoren etwas zu beleuchten und bitte euch, dies kritisch
zu kommentieren.
Anbei noch man den von Albrecht geposteten Link, aus dem ich zunächst zitieren
werde:
http://www.goldseiten.de/content/kolumnen/download/bergold-kmi2004-2.pdf
Mal die Highlights daraus:
Dann ein Chart zur Verschuldung = Geldmenge (oder Geldsumme?) in DM
(also wohl nur Deutschland).
Was mich hier vor allem nach den obigen Aussagen erstaunt, ist die in Relation zu den Unternehmen
und Privaten geringe Staatsverschuldung. Und sind hier nun die Pensionen mit eingerechnet
oder nicht? Alleine nach dieser Grafik und der Argumentation des Verfassers
hätten wir also vor allem seit 1990 eine anziehende Inflation haben müssen, während die
70er moderat liefen. Die Realtiät sah allerdings etwas anders aus.
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Bitte um Kommentierung.
Was mich verwundert: Die Inflationsindikatioren"Langfristzinsen"
und"Goldpreis" haben in den 90ern keinesfalls reagiert, obwohl
die Verschuldung laut dem Artikel in dieser Zeit so extrem anstieg. Und
so wie ich es grad in Erinnerung habe, ist die Kreditzunahme seit einiger Zeit
nun hierzulande eher am sinken.
Nun einfach von einer Deflation auszugehen, ist aber dennoch zu einfach.
Erstens haben wir weltweit eine erhöhte Nachfrage nach Rohstoffen, was ja bereits
eine Inflation in diesem Bereich ausgelöst hat. Demzufolge müssen Leistungen
und Produkte, die davon abhängen, teurer werden. Nur: Die Konsumnachfrage, die
dieser erhöten Rohstoffnachfrage zugrundeliegt, kommt keinesfalls aus Deutschland.
Je miserabler hier die Stimmung ist, umso weniger wird konsumiert und zusätzlich
ist die Angst um Arbeitsplätze und die persönliche, finanzielle Zukunft durchaus
real, da die globalen Ausgleichseffekte noch eine ganze Weile wirken werden.
Nun könnte man meinen, dass alle Produkte, die von den internationalen Rohstoffmärkten
abhängen (z.B. Landwirschaft), teurer werden, alle anderen, mehr vom Binnenmarkt
beeinflussten Preise (z.B. Immobilien) aufgrund der Kaufkraftverluste billiger
werden. Dies kann man bereits vielerorts beobachten.
Es gibt jedoch zwei große Unbekannte, insbesondere bei Immobilien:
1. Die Marktpsychologie.
Es ist ja nicht so, dass kein Geld zur
Verfügung stünde, es befindet sich nur in Händen, die kein Risiko eingehen wollen
oder z.T. soviel Konsumgüter und Immobilien ihr Eigen nennen, dass sie
keinen Bedarf sehen, bei diesen Rahmenbedingungen in Deutschland weiter zu investieren.
Man zieht sich schmollend zurück und lässt es sich gut gehen - oder wandert
aus (was ich z.B. nach der gestrigen Meldung über die MwSt ebenfalls wieder
verstärkt überlege). Was mich z.B. sehr stark am Hauskauf hindert, sind die
Beispiele kommunaler und staatlicher Abzocke und die Selbstbedinungsmentalität
ohne jegliche Moral hier. Wie soll das erst werden, wenn die Inflation in den
USA stärker anspringt (was zu erwarten ist) und die Zinsen damit stark steigen?
Wer jetzt schon so unmoralisch und chaotisch mit den Problemen umgeht, wird
dann noch viel krasser agieren. Wenn sich dann noch so planwirtschaftliche Ideen
durchsetzen wie die eines Dividendenjägers, dann hilft wirklich nur noch
Auswandern oder bewaffneter Widerstand. Dies nur als Stimmungsbild, woher die
Deflation hier m.E. großteils stammt. Es ist noch lange nicht der Geldmangel
alleine, sondern vor allem die schlechte Stimmung (bzw. bewusste und gerechtfertigte Verweigerung)
und die Erwartung des
Geldmangels, die die Nachfrage einbrechen lassen.
2. Ausländische Anleger, externe Faktoren
Inflation in den USA, Deflation
in Deutschland? Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies lange gutgeht. Wahrscheinlich
werden wir dann von ausländischen Investoren geflutet, wie es bereits jetzt im Kleinen
Soros & Co. vormachen. Dann kann das Pendel schnell ins Gegenteil umschlagen.
Bei den besseren Lagen ist das Abwärtspotenzial bei dieser Konstellation sehr
begrenzt. In der Region, in der ich kürzlich meine Immobilie verkaufte, wird
der Markt bereits sehr stark von Amerikanern und Engländern bestimmt. Ich würde
an Stelle eines Amis genau dasselbe tun.
Das Problem ist die zeitliche und räumliche Vorhersage der deflationären
und inflationären Faktoren. Steigen z.B. die Zinsen stark an, kann dies weltweit
einen Konsum-Crash bewirken, der auch in China und Indien - und nicht zuletzt
Deutschland als Exportland - starke Auswirkungen hätte. Inflation als Deflationsauslöser?
Wie schön einfach klingt da das FAZ-Börsenlexikon, wo es nur eine Volkswirtschaft
und noch keine Globalisierung gibt:
Inflation:
Geldentwertung (Sinken des Geldwertes), die sich durch ständiges Steigen
des Preisniveaus für Endprodukte (Konsumgüter, Investitionsgüter) ausdrückt.
Nach klassischer Theorie entsteht eine Inflation durch anhaltende überhöhte
Güternachfrage über das gesamtwirtschaftliche Güterangebot hinaus. Erfahrungsgemäß
geht sie mit einer Erhöhung der umlaufenden Geldmenge und/oder der Umlaufgeschwindigkeit
des Geldes einher. Halten sich die Geldentwertungsraten in engeren Grenzen,
so spricht man von schleichender Inflation, ansonsten von offener oder galoppierender
Inflation. Wird durch staatliche Maßnahmen ( z. B. Preisstopp, Mietstopp, Lebensmittelrationierung)
eine Inflation zurückgestaut (vor allem in Kriegen), so bildet sich regelmäßig
ein Schwarzmarkt. Am Ende einer offenen oder zurückgestauten Inflation steht
meistens eine Währungsreform. http://boersenlexikon.faz.net/inflatio.htm
Deflation:
Anhaltendes Sinken des Preisniveaus für Endprodukte (Konsumgüter, Investitionsgüter)
in einer Volkswirtschaft. Ursache: Die Gesamtnachfrage nach diesen Gütern ist
geringer als das in der Volkswirtschaft verfügbare Güterangebot. Erfahrungsgemäß
geht eine Deflation mit einer Verminderung der umlaufenden Geldmenge und/oder
der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes einher. http://boersenlexikon.faz.net/deflatio.htm
Grüsse,
Yak
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