-->Hallo Zardoz,
ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, wo wir beide hier das Prinzip der Freiheit hochgehalten und gegen allerlei destruktive Angriffe verteidigt haben. Der Grundtenor, so wage ich mich zu erinnern, war dabei immer ein durchaus positiver, engagierter, sogar ein bisschen optimistisch. Ganz abgesehen von dem Spass, den es gemacht hat, zusammen mit Dir und Galiani den Taktiker argumentativ ein wenig in die Mangel zu nehmen... ;-)
Sei mir nicht böse, aber in letzter Zeit lese ich unter dem Nick"Zardoz" nur noch Zynismus und Pessimismus in Reinkultur. Ich weiss nicht, was Dich dazu verleitet, die Rolltreppe abwärts zu nehmen (und so massiv), es geht mich im Grunde auch gar nichts an, es ist schließlich Dein Leben. Niemand hat es leicht, jeder hat genug Gründe, endgültig zu verzweifeln. Aber es gibt auch mindestens ebensoviele Chancen und unendlich viele Gründe, mit unbändigem Optimismus die Zukunft von Mikro- und umgebendem Makrokosmos zu betrachten. Es ist Deine Entscheidung.
Man sollte nicht vergessen, dass sich tagein, tagaus zig Millionen Menschen alleine in Deutschland darum bemühen, weiter zu kommen: Sie erbringen Dienstleistungen, stellen Produkte her, erforschen neue Mittel und Wege usw. Es ist mE nicht einmal viel Hausverstand nötig, um zu erkennen, dass es niemals zum"kollektiven Untergang" kommen kann, wenn dies beibehalten wird - und am Ende gar noch ausgebaut. Man denke nur an die Osterweiterung, die nicht nur Negatives mit sich bringt. Es ist eine sinnvolle Investition ganz im Sinne urliberalen Gedankenguts, den Pool an leistungswilligen Mit-Arbeitern beträchtlich auszudehnen. Nicht alle dort warten in der Hängematte auf EU-finanzierte Sozialleistungen, sprich Stilllegungsprämien.
Aber ich komme vom Thema ab: Lange Zeit habe ich, wohlwissend um meine nicht vorhandene Bedeutung, dem munteren"Abwärts-Treiben" in diesem Forum nur zugeschaut, und daran wird sich auch nichts Wesentliches ändern. Die Leute hier sind alle für sich selbst verantwortlich und brauchen keine Ratschläge, was sie besser machen sollen. Wenn es jedoch um einen Menschen geht, den ich als Freund, ja sogar väterlichen Freund betrachte (man betrachte den Altersunterschied), dann komme ich nicht umhin, mich doch ein wenig einzumischen: Deine Antwort auf Erich B. hat mich ehrlich erschüttert. Du weisst schon, das sprichwörtliche Pferd, welches einem die Hinterläufe in die Seite rammt. Keine (allzu große) Übertreibung.
Ich habe mir unlängst einmal fest vorgenommen, auf eben die Ausführungen von Erich B. nicht mehr einzugehen. Der Mann wird nicht Ruhe geben und nicht zufrieden sein, bis nicht die ganze Welt in Leid und Not, Schutt und Asche versunken ist. Sieh Dir doch nur mal an, was er so alles in verschiedenen Foren von sich gibt. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Dass aber ausgerechnet der erfahrene und wissende Zardoz dem"voll zustimmt", kann ich nicht widerspruchs-, sondern nur fassungslos zur Kenntnis nehmen.
Nur zwei Dinge:
> b) Schaffung von"Überlebens-Räumen" nach dem Muster der ex-Sowjetunion und anderer Staaten, wo sich Leute, die zuwenig zum Leben, aber zuviel zum Sterben haben, durch ein wenig Ackerbau und Halten von Kleinvieh über Wasser halten können.
und
> c) Förderung des Freitods. Und zwar nicht nach den Menschenrechts-Prinzipien (die sind anno 2004 von der Realität eh schon längst überholt) - sondern nach dem Tierschutzgesetz....
Im Falle von b) würde ich eher empfehlen, in den Amazonas- oder Kongo-Urwald auszuwandern. Dort sind Pflanzen und Tiere zum"Überleben" ausreichend vorhanden, noch dazu in einem geradezu ideal-libertären, weil ziemlich rechts- und staatsfreien Raum...
Zu c) bin ich schlichtweg sprachlos. Soweit ich mich erinnern kann, hast Du Kinder. Würdest Du ihnen allen Ernstes eine solche Agenda mit auf den Lebensweg geben?
Beiden Punkten ist darüber hinaus eine gewisse Logik, wenn auch mehr der morbideren Art, nicht abzusprechen. Zustimmung?
> Die Arroganz der Macht hat sich selten so deutlich gezeigt wie in dieser Situation.
Nimm es mir nicht übel: Die Einfachheit des Narzissmus ebenfalls.
> Während meiner Zeit als Projektmanager wäre ich nie auf die Idee gekommen, meinen"Kunden" vorzuwerfen, sie hätten sich nicht rechtzeitig vorbereitet während sich gleichzeitig abzeichnete, daß mein Projekt wegen meiner mangelhaften Vorbereitung den Bach runterzugehen droht. Mein Chef hätte mich... na ja, damals nannte man das"Verantwortung".
Ich sehe, Du hast schon einmal bessere Zeiten erlebt. Es ist auch wirklich nicht einfach, sich selbst wieder aus dem Schlamassel zu ziehen, gerade auch, wenn man nicht mehr der Allerjüngste ist. Aber ich würde sagen: Du hast wesentlich mehr drauf, als hier in das allerseits in süße Versuchung bringende Lied des Defätismus einzustimmen. Und Du schuldest es Dir selbst, Deiner Familie - und Deinen Freunden. Zynismus ist auch rein defensiv. Und da reden Leute wie wir über Freiheit, beklagen uns über deren ständige (wenn auch mehr angeblich ständige) Beschneidung, und wissen dann nicht einmal mit dem bisschen Freiheit, das wir haben, mehr anzufangen, als alles und jeden kaputtzureden und zu demotivieren, sich selbst eingeschlossen. Sind vielleicht doch alle anderen an der eigenen Misere schuld? Haben sie nicht selbst allesamt maßgeblich zu der so schröcklich"vertrackten" Situation beigetragen, in der die Mehrheit der Arbeitslosen mindestens ein Auto hat und täglich im Internet surfen kann?
Denk mal an Dich, an Deine Zukunft! Selbst ist der Mann.
Gruß, silvereagle
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