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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 2. August 2004
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* Wundern Sie sich nicht, wenn die Märkte trotzdem steigen!
* US-Konjunkturdaten
* Continental rollt weiter
* Tief verunsicherte Verbraucher...
* Die Krankheit des Papiergelds
* Ins Tal des Todes
* Die Crux mit den Papierwährungen
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Montag, 2. August 2004
Wundern Sie sich nicht, wenn die Märkte trotzdem steigen!
von Jochen Steffens
Die US-Regierung hat eine Warnung vor Anschlägen der
Terrororganisation El Kaida bekannt gegeben. Besonders gefährdet
sollen Bankgebäude und Finanzzentren sein, unter anderem auch die
Börse in New York.
Hintergrund dieser Terrorwarnung sind nach Angaben der US-Regierung
Hinweise aus verschiedenen Quellen. Sicherheitsexperten stufen diese
Warnung als"ernstzunehmend" ein.
Nun schießen die Spekulationen ins Kraut - wenn ich das mal so salopp
sagen darf. Von Wahlkampftaktik ist die Rede. Bushkritiker fragen
sich, warum diese Warnung so dicht nach dem Parteitag der Demokraten
gekommen ist, immerhin hat Kerry in der letzten Woche einen kleinen
Vorsprung erzielen können. Wahlkampftaktik?
Andererseits wissen wir spätestens seit und durch den Anschlag in
Spanien, dass die El-Kaida durchaus ein Interesse daran haben könnte,
einen größeren Anschlag in den USA vor der US-Wahl auszuführen, um auf
die Wahl Einfluss zu nehmen.
Was ist nun wahr, was ist falsch? Wahlkampf, ernstzunehmende Hinweise?
Der geneigte Konsument verschiedener Nachrichten ist den
Interpretationen, Stimmungen und Journalisten hilflos ausgeliefert und
darf sich ängstlich oder seriös auf jeden Fall"unwissend" im Reich
der Spekulationen tummeln. Und diese schießen, wie gesagt, jetzt ins
Kraut.
Beim Investor's Daily geht es um Börse und deswegen lehnen Sie sich
zurück, lassen Sie sich nicht von diesen Nachrichten schockieren,
einlullen oder ins Reich der Spekulation verführen, sondern achten Sie
darauf, was die Börse aus dieser Nachricht macht.
In der letzten Woche konnten wir beobachten, dass die Börse stabil
blieb, trotz immer weiter steigender Ã-lpreise. Wenn jetzt trotz
Ã-lpreis auf Rekordniveau und trotz Anschlagsgefahr, die Börse sich
nach ersten Abschlägen wieder fangen sollte, dann ist das ein
eindeutiges Signal. Ein Signal dafür, das starke Hände kaufen. Denn
die Zittrigen, die Ängstlichen sind bereits aus dem Markt oder werden
spätestens heute aus dem Markt getrieben. Wenn die starken Hände
jedoch kaufen, den Zittrigen die Aktien aus den Händen nehmen, dann
sollten Sie sehr hellhörig werden und sich vielleicht anschließen.
Das heißt nicht, dass Sie direkt große Positionen aufbauen sollten -
Sie sollten jedoch vielleicht erste ganz kleine Positionen eingehen,
um einen Fuß in der Tür zu haben.
Nun aber zu der Anschlagsgefahr. Wir werden nicht erfahren, ob diese
Warnung Wahlkampftaktik oder Folge tatsächlicher Hinweise ist.
Vielleicht auch von allem etwas - der Zeitpunkt der Warnung ist
Wahlkampf, die Hinweise real - wer weiß. Da das nicht zu klären ist,
geht die Frage in eine andere Richtung: Was passiert mit den Börsen,
wenn tatsächlich ein Anschlag erfolgen sollte.
Bush weiß, dass ein Anschlag auf amerikanischen Boden ihn die zweite
Amtszeit kosten könnte - schließlich hätte sein Politik der
Überwachung nicht funktioniert. Kelly könnte sich dann auf Diplomatie
als das bessere Vorgehen berufen. Bush muss also alles daran setzten,
einen Anschlag zu verhindern. Es mag sein, dass wir in den nächsten
Monaten noch viele Warnungen erhalten - weniger um zu schockieren,
sondern vielmehr, um die Sicherheit zu erhöhen.
Sollte es trotzdem zu einem Anschlag kommen, würden die Börsen
Richtung Süden geschickt. Ein scharfer Einbruch wäre die Folge. Doch
nach den letzten beiden Anschlägen (11.September und in Spanien) haben
jedes Mal die Börsen alle Verluste relativ schnell wieder aufgeholt.
Und wahrscheinlich würde das auch diesmal der Fall sein.
Für die aktuelle Situation ist wichtig, dass mit der Anschlagssorge im
Rücken, die meisten Anleger sich nicht in den Markt trauen. Nach den
Kursverlusten seit Anfang Juli bedeutet das, die kurzfristig
orientierten und die ängstlichen Anleger sind aus dem Markt und
letztere trauen sich auch erst einmal nicht mehr rein. Die Folge: Die
Verkäuferseite dünnt aus!
Es bleiben die starken Hände, die wissen, dass politische Börsen kurze
Börsen sind und die auch wissen, dass die Ängstlichen aus dem Markt
sind und erst wieder einsteigen, wenn der Markt längere Zeit wieder
positiv gelaufen ist. Diese starken Hände kaufen aktuell eher, als
dass sie verkaufen und werden, sobald die Ängstlichen nach deutlichen
Kursgewinnen wieder einsteigen eher verkaufen als kaufen. Das ist oft
der Grund dafür, dass gerade in unsicheren Phasen (Krieg, politische
Unsicherheiten) Börsen die seltsame Angewohnheit haben, gegen jede
Vernunft zu steigen.
Also wundern Sie sich nicht!
Montag, 2. August 2004
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Der ISM Index notiert bei 62,0. Erwartet wurde der Index bei 61,5 bis
62,0 nach zuvor 61,1."Nur" am oberen Ende der Erwartungen, das dürfte
angesichts der Anschlagssorgen wenig Auftrieb geben.
Die Bauausgaben sind um 0,3 % gesunken. Erwartet wurden -0,1 bis
+0,3 % nach zuvor +0,1 % (revidiert von +0,3 %). Doch, so langsam
erkennt man, dass der Immobilienblase etwas die Luft ausgeht, ob das
ein"Luftholen" oder bereits erste Anzeichen einer deutlichen und
nachhaltigen Abschwächung ist, muss sich in den nächsten Monaten
zeigen.
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Montag, 2. August 2004
Continental rollt weiter
von Jochen Steffens
Der Autozulieferer und Reifenhersteller konnte auch im ersten Halbjahr
2004 den Gewinn steigern, trotz Sonderkosten für die Restrukturierung
des US-Geschäfts.
Das Konzernergebnis stieg zum Vorjahreszeitraum um 21,4 % auf
484,4 Mio. Euro. Analysten hatten im Schnitt mit einem operativen
Ergebnis inklusive Restrukturierungskosten in Höhe von 424 Mio. Euro
gerechnet. Der Reingewinn verringerte sich von 108 Mio. Euro im
Vergleichszeitraum auf 91,9 Mio. Euro, lag damit aber auch über den
Erwartungen. Der Umsatz legte um 9 % auf gut 6,1 Mrd. Euro zu.
Für die Schließung des US-Werks in Mayfield wurden im ersten
Geschäftshalbjahr Sonderkosten in Höhe von 98,9 Mio. Euro verbucht.
Beim Ausblick auf das Gesamtjahr prognostiziert Continental trotz der
Kosten für die Schließung der Reifenproduktion im US-Werk Mayfield ein
höheres operatives Ergebnis. Das entspricht eine Prognoseanhebung, da
der Konzern bisher davon ausgegangen war, dass eine Ergebnissteigerung
wegen der Kosten in den USA schwierig werden könnte.
Continental legt gegen den Markt um 1,4 % auf 39,73 Euro zu.
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Montag, 2. August 2004
Tief verunsicherte Verbraucher...
von Martin Weiss
In der letzten Juli-Woche des Jahres 2004 konnten die deutschen Aktien
zulegen. Der Dax ging am Freitag knapp unter der Marke von 3900
Punkten aus dem Handel. Nichtsdestotrotz, das Wochenplus von gut 2,5 %
bei den deutschen Standardwerten ist angesichts der
realwirtschaftlichen Lage beachtlich.
Gewiss, bisweilen wiesen einige Wirtschaftsdaten, wie zum Beispiel der
ifo-Index, auf eine Stabilisierung hin.Dennoch fehlt es nach wie vor
an der Zuversicht der Bürger, oder schlicht an der Hoffnung auf
bessere Zeiten. Angesichts einer verheerend hohen Arbeitslosigkeit,
welche jüngsten Schätzungen zufolge mehr als 8,5 Mio. Menschen
betrifft, auch nicht wirklich verwunderlich.
Insofern ist es auch keine große Überraschung, dass das Konsumklima,
die Verbraucherstimmung selbst im Hochsommer fröstelt. Die Konsumenten
gehen einfach nicht mehr davon aus, dass eine wirklich
nachhaltig-robuste konjunkturelle Wende hin zum Besseren, vor allem am
Arbeitsmarkt, bevorsteht. In diesem Kontext fällt dann auch die
Einschätzung hinsichtlich der künftigen persönlichen
Einkommensentwicklung eher schlecht aus. Die Deutschen sind
tendenziell immer weniger geneigt, mit steigenden persönlichen
Einnahmen zu kalkulieren.
Vor diesem Hintergrund ist es dann auch wahrlich nicht überraschend,
dass die persönliche Anschaffungsneigung weiter von einer starken
Zurückhaltung geprägt ist. Der Mut, langlebige Konsumgüter
anzuschaffen, schwindet. So schwindet wohl auch die Hoffnung, dass die
lahmende deutsche Binnennachfrage wieder Fahrt aufnehmen kann. Damit
wird es für die Bullen sicherlich nicht einfacher, die aktuellen
Notierungen der deutschen Aktien weiter zu halten bzw. nach oben zu
treiben.
Auch jenseits des Atlantiks gibt es vermehrt Anzeichen, die auf eine
deutliche Verlangsamung der Wirtschaftsaktivitäten hinweisen. So
betrug das"offiziell ermittelte" Wirtschaftswachstum für das zweite
Quartal diesen Jahres lediglich 3 %. Der Bip-Preisdeflator wurde mit
3,2 % ausgewiesen. Besonders auffällig ist, dass die Zuwachsraten bei
den Löhnen/Gehältern die geringsten seit 1982 waren und mit der
inflationären Entwicklung nicht mehr mithalten konnten. Folglich ist
es auch nicht verwunderlich, dass der persönliche Verbrauch nurmehr
mit 1 %, verglichen mit noch 4 % im ersten Quartal zulegen konnte.
Weiter flacht auch in den USA die Nachfrage nach langlebigen
Wirtschafsgütern merklich ab.
Ergo braucht man wohl kein Prophet zu sein, dass die Dynamik bei den
Unternehmensgewinnen wohl auch den Zenit erreicht bzw. bereits schon
überschritten haben dürfte.
Es dürfte also für den US-Aktienmark ebenfalls sehr, sehr schwer
werden, das gegenwärtig hohe Bewertungsniveau zu halten. Ebenfalls
interessant war, dass in der vergangenen Woche der Ã-lpreis sich wieder
auf ein 14-Jahres-Hoch aufmachte. In diesem Kontext gilt es nach wie
vor, ein besonderes Augenmerk auf die Situation im Nahen bzw.
Mittleren Osten, speziell in Saudi Arabien, zu richten. Sollte sich
dort die Lage zuspitzen, kann von weiter stark anziehenden
Ã-lnotierungen ausgegangen werden.
Der Preis für das gelbe Edelmetall verharrte auch in den vergangenen
Tagen innerhalb der Seitwärts-Range zwischen 370-430 US-Dollar.
Momentan kostet die Feinunze Gold gut 390 US-Dollar oder 325 Euro, was
in der mittel- bis langfristigen Perspektive ein nach wie vor äußerst
attraktives Kaufniveau ist.
Montag, 2. August 2004
Die Krankheit des Papiergelds
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Der Vater von Warren Buffett, ein Kongressabgeordneter aus Nebraska,
warnte 1948 in einer Rede:"Die Krankheit des Papiergelds war bis
jetzt eine angenehme Gewohnheit, die nicht freiwillig aufgegeben
werden wird - genauso wenig, wie ein Drogenabhängiger ohne Druck seine
Drogen aufgeben wird... Ich finde keine Beweise, die die Hoffnung
unterstützen, dass unsere ungedeckte Papierwährung letztlich besser
abscheiden wird als solche Experimente in anderen Ländern..."
In anderen Ländern, zu anderen Zeiten, war die Story die gleiche.
Papiergeld hatte nicht funktioniert; die moralische Versuchung war zu
groß. Die Zentralbanker konnten nicht widerstehen; wenn es ihnen
gefiel, übertrieben sie es, und sie erhöhten das Geldangebot schneller
als das Angebot an Gütern und Dienstleistungen wuchs, die von diesem
Geld gekauft werden konnten.
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Montag, 2. August 2004
Ins Tal des Todes
von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York
Es ist Krieg da draußen... die US-Aktien schaffen es einfach nicht,
eine größere Rally hinzulegen. Jeder Angriff der Bullen wird im Keim
erstickt.
General Greenspan hat zwar seine Truppen angespornt, indem er
verkündet hat, dass die US-Wirtschaft sicher und gesund sei, aber die
bedauernswerten Seelen, die seinen Worten vertraut haben, haben sich
ziemlich schnell auf einer Art finanziellem Himmelfahrtskommando
befunden.
"Microsoft, Amazon.com und Coca-Cola sind die letzten Leithammel
geworden, die mit ihren Quartalszahlen und einem zurückhaltenden
Ausblick für den Rest des Jahres enttäuscht haben", berichtet CBS
Marketwatch ernst. Alle diese drei Aktien haben nach Bekanntgabe ihrer
Quartalszahlen herbe Verluste hinnehmen müssen.
In diesem Markt sind alle News schlechte News. Beispiel Microsoft: Die
Umsätze im letzten Quartal waren zwar höher als allgemein erwartet,
blieben aber dennoch hinter den Erwartungen einiger optimistischer
Analysten zurück. Deshalb fiel die Microsoft-Aktie sofort um immerhin
einen Vierteldollar. Microsoft verkündete gleichzeitig den Ausblick
für 2005: Höher als erwartete Umsätze, aber die Gewinne blieben hinter
den Erwartungen zurück.
Beispiel Amazon: Nachdem die Internet-Ikone die Ergebnisse fürs zweite
Quartal verkündet hatte, die hinter der Konsensschätzung der Analysten
zurückgeblieben waren, da brach die Aktie um fast 13 % ein.
Wenn ich mir das Schlachtfeld ansehe und den jüngsten Zusammenprall
zwischen Käufern und Verkäufern begutachte, dann merke ich, dass die
Verkäufer den strategischen Vorteil auf ihrer Seite haben. Denn seit
Monatsanfang haben alle größeren Indizes verloren, sowohl Dow Jones
und S&P 500 als auch der Nasdaq-Composite. Die Fußsoldaten der Wall
Street, die einst mutig"Kaufen!" brüllten, schreien jetzt
"Sanitäter!"... wenn sie überhaupt noch schreien können.
Merkwürdigerweise ist die jüngste Korrektur beim Goldpreis Hand in
Hand mit einer Erholung des Dollarkurses gegangen. Die weit
verbreitete Ängstlichkeit an der Wall Street hat die Nachfrage nach
Gold nicht steigen lassen. Dem Gold - das doch eigentlich ein
"sicherer Hafen" ist - ging es nicht besser als den Aktien. Auf diesem
Schlachtfeld ist nichts vor dem Angriff der Verkäufer sicher, noch
nicht einmal Gold, das"Rote Kreuz" der Anlagekategorien.
Die Zinsen sind heute höher, als sie es vor einem Jahr waren, aber
immer noch nicht hoch genug, um die Aktivität am heißgelaufenen
amerikanischen Immobilienmarkt dämpfen zu können. Die Verkäufe von
neuen und bestehenden Häusern standen im Mai auf Rekordniveau.
Aber jetzt, wo"die Fed auf die geldpolitischen Bremsen tritt", so
Asha Bangalore von Northern Trust,"ist es wahrscheinlich, dass der
(amerikanische) Immobilienmarkt einen Schlag erleiden wird... der
beginnende Abwärtstrend bei den Hausneubauten gibt Hinweise darauf,
dass der Boom am Immobilienmarkt einen Gang zurückschaltet... nach
dem starken Anstieg der Bauausgaben letzten Dezember ist die Zahl der
Hausneubauten jetzt in 4 der ersten 6 Monate dieses Jahres
zurückgegangen... ich bin schon auf die neuesten Zahlen gespannt."
Bis jetzt ist der US-Immobilienmarkt schön gediehen, trotz des
entsetzlichen Umfelds, namentlich der Entwicklung am Aktienmarkt. Der
Immobilienmarkt lebt weiter auf großem Fuß, während der Aktienmarkt
leidet - das erinnert an Zigarren rauchende Generäle in großzügig
ausgestatteten Hauptquartieren, weit entfernt von der Front. Aber
dieses Ungleichgewicht kann nicht für immer so weitergehen. Letztlich
geht es den Generälen der Verliererseite nicht besser als den
Fußsoldaten.
Wenn der US-Aktienmarkt weiterhin Verluste erleidet, dann wird auch
der US-Immobilienmarkt Verluste erleiden.
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Montag, 2. August 2004
Die Crux mit den Papierwährungen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Als ich nach einer Liste mit den gescheiterten Papierwährungen der
Welt suchte, da wurde ich von dieser Arbeit fast überwältigt. Ich fand
eine gute, lange Liste, in alphabetischer Reihenfolge... aber nachdem
ich nach Nummer 318 immer noch beim Buchstaben"B" war, gab ich es
auf, die Liste weiter durchzugehen. Gegen diese bedauernswerte
Historie der Papierwährungen steht das eine Beispiel von Gold. Egal,
wessen Gesicht auf den Goldmünzen abgebildet ist, oder egal, welche
Inschrift darauf zu sehen ist. Auch egal, wann eine Goldmünze
hergestellt worden ist - eine Goldmünze ist heute immer zumindest
ihren Goldwert wert, und mit einer solchen Münze kann man
normalerweise so viele Güter und Dienstleistungen kaufen, wie zu dem
Tag, als sie hergestellt wurde.
Gold findet sich auf der Erde in nur sehr begrenzten Mengen - nur 3,5
Teile von einer Milliarde Teilen sind Gold. Wenn Gott großzügiger mit
dem Verteilen von Gold gewesen wäre, dann würde Gold allgegenwärtiger
und weniger teuer sein. Aber es ist wertvoll, genau deshalb, weil die
Erde es nur so widerwillig hergibt. Papiergeld hingegen kann in fast
unbegrenzten Mengen hergestellt werden. Wenn die Zentralbanker die
Grenzen der modernen Drucktechnik erreicht haben, dann fügen sie
einfach eine Null hinzu, und dann haben sie die Geschwindigkeit direkt
um den Faktor 10 erhöht. Und in der heutigen elektronischen Welt misst
man sein Vermögen ohnehin nicht mehr an der Zahl der Geldsäcke, die
man besitzt. Heute sind es nur noch"Informationen". Ein Zentralbanker
muss keine mechanische Druckerpresse anwerfen lassen; elektronische
Nullen können mit Lichtgeschwindigkeit hinzufügt werden. Angesichts
der Leichtigkeit, mit der neues Papiergeld geschaffen werden kann, ist
es da ein Wunder, dass das alte Papiergeld seinen Wert verliert?
Eine Zeitlang schien Gottes Segen auf Alan Greenspan zu liegen. Die
Papierwährung von Greenspan stieg gegenüber dem Gold zwei Jahrzehnte
lang, während sie doch hätte fallen sollen.
Greenspan erklärt, warum dies so war:"Die negativen Konsequenzen von
exzessivem Geldmengenwachstum auf die finanzielle Stabilität und die
wirtschaftliche Entwicklung führten zu einer Gegenreaktion. Die
Zentralbanken wurden schließlich dazu gedrängt, die Überemission von
Geld zu zügeln, selbst auf Kosten von bemerkenswerten temporären
wirtschaftlichen Störungen. 1979 war die Notwendigkeit drastischer
Maßnahmen in den USA schmerzhaft offensichtlich geworden. Die Federal
Reserve unter Paul Volcker verlangsamte mit Unterstützung von sowohl
der Carter- als auch der folgenden Reagan-Administration das Wachstum
der Geldmenge dramatisch. Zunächst fiel die Wirtschaft in eine
Rezession, und die Inflation ging zurück. Allerdings - und das ist am
wichtigsten - wurde der Fortschritt der reduzierten Inflationsrate
auch erhalten, als es danach wieder eine kräftige Erholung gab. Ende
der 1980er war das Inflationsklima drastisch geändert worden. Die
Beobachtungen der letzten 20 Jahre unterstreichen die Ansicht, dass
eine kluge Geldpolitik, die über einen längeren Zeitraum durchgehalten
wird, die Macht der Inflation begrenzen kann, trotz des chronischen
Drucks zur Überemission des Papiergeldes."
Bis 2001 wurde der Genius von Greenspan universell gefeiert. Das
Zentralbanking sah wie ein großer Erfolg aus. Aber dann platzte die
Blase. Die Leute begannen sich zu wundern, was für eine Zentralbank so
eine dumme Sache tun würde.
"Beweise aus der Geschichte zeigen, dass es der größte Fehler ist, den
eine Zentralbank machen kann, wenn sie das Entwickeln einer
Spekulationsblase zulässt", schrieben Andrew Smithers und Stephen
Wright im Jahr 2000 in"Valuing Wall Street"."In den letzten ca. 5
Jahren hat die Federal Reserve wissend die Entwicklung der größten
Spekulationsblase des 20. Jahrhunderts erlaubt."
Als der Aktienmarkt kollabierte, da begann die Politik von Mister
Greenspan weniger klug auszusehen. Während seiner Amtszeit an der
Spitze der Federal Reserve hatte sich die amerikanische Geldmenge
verdreifacht, während sich das amerikanische BIP zur gleichen Zeit nur
um 50 % erhöht hatte. Greenspan erhöhte die Geldmenge stärker als alle
seine Vorgänger bei der Fed zusammen - um knapp 6.250 US$ für jede
neue Feinunze Gold.
All dieses neue Geld hatte den Fehler von überschüssigem Papiergeld;
es hatte keine Ressourcen hinter sich. Obwohl es von Ladenbesitzern
und Hundeverkäufern wie reales Geld angenommen wurde, repräsentierte
es keine Erhöhung des wirklichen Reichtums. Der Einzelhändler und der
Hundeverkäufer dachten, dass sie mehr Geld hätten, aber dieses neue
Geld wurde durch wirklich gar nichts gedeckt.
Das neue Geld wurde ausgegeben - leicht im Wert, aber schwer in den
Konsequenzen.
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