-->über die unsägliche Sonntags-Runde der ARD-Tante, deren Spusi, wer's noch nicht weiß, ja der Ex-Vorstandsvorsitzende und jetzige Aufsichtsratsvorsitzender der BAYER AG, Schneider, ist.
Es ist ein Buch von Walter van Rossum, (Jahrgang 54, in Kleve geboren) der u.a. auch für den WDR arbeitet.
Ihm ist eines Tages diese Sendung, wie vielen auch hier vom board, auf den berühmten Senkel gegangen und er hat gleich ein ganzes Buch darüber geschrieben, in dem er die Sendung nebst Moderatorin zerreisst.
Ich habe hier mal eine Kritik (von Peter Korn) aus der Rheinischen Post abgekupfert (und bezahlt): Die zeigt auf, was der Schriftsteller in seinem Buch hauptsächlich angeprangert hat.
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<font size="4">Deutschland Rettungs AG</font>
Walter van Rossum hat ein, zugegebenermassen polemisches Buch über Sabine Christiansens Show geschrieben, das nun sogar schon die Gerichte beschäftigt.
Der (wie auch ich meine, berechtigte) Haupt-Vorwurf des Autors: Die Moderatorin reiche Wünsche der Wirtschafts-Bosse ungefiltert ans Volk weiter, im"Treibhaus politischer Neurosen"
Sonntagabend, 21.45 Uhr: Für Millionen TV-Zuschauer ist der Termin Pflicht. Wenn Sabine Christiansen Gäste aus Wirtschaft und Politik in ihrem Berliner Studio begrüßt, sind sie daheim auf dem Sofa mit dabei. Auch Walter van Rossum hat im vergangenen Jahr kaum eine Sendung der beliebtesten deutschen Polit-Talkerin verpasst - nur dass ihm dabei offenbar regelmäßig schlecht geworden ist.
Soviel angestaute Übelkeit hält keiner lange aus, deshalb hat sich der Kölner Kulturkritiker jetzt gewissermaßen literarisch übergeben: Herausgekommen ist ein extrem polemisches Buch, das bereits die Gerichte beschäftigt.
In seinem 185 Seiten-Werk „Meine Sonntage mit Sabine Christiansen - Wie das Palaver uns regiert“ (Kiepenheuer&Witsch) erhebt der 50-Jährige massive Vorwürfe. Das TV-Studio: für ihn ist es ein „Treibhaus, in dem die aktuellen politischen Neurosen gezüchtet werden“. Die Gäste: eine selbst ernannte „Deutschland Rettungs AG“ bestehend aus „Multimillionären und mit abstrusen Sondervergütungen gemästeten Spitzenbeamten, die jeden Sonntag verkünden, dass Deutschland ein Sanierungsfall ist“. Und dass es nur einen Ausweg gibt: Wachstum, für das wir weniger bekommen, aber mehr tun müssen. Jeder dieser Weltuntergangs-Talks sei komplett austauschbar.
Christiansen, so der Hauptvorwurf, verstehe sich dabei nicht als kritische Journalistin, sondern zelebriere ihre Show als „orgelumtostes Hochamt für den Gott des Wachstums“. Dessen Botschaft „Wirtschaft gut, alles gut“, transportiere sie ungefiltert. In van Rossums krassen Worten: Es gibt in Deutschland „keine politische Talkshow, die auf ähnliche Weise die Wünsche der Chefetage ans Volk durchreicht“.
Das ist starker Tobak, der teilweise deutlich übers Ziel hinausschießt und die Moderatorin offensichtlich massiv verärgert hat. Sie ging gerichtlich gegen das Buch vor, ließ etwa die Behauptung verbieten, Klaus-Peter Schmidt-Deguelle, der Medienberater von Finanzminister Hans Eichel, sei bei ihr für die Auswahl der Gäste zuständig.
Ob sich van Rossum mit seinem allzu polemischen Getöse wirklich einen Gefallen getan hat? Verstellt die Diskussion um die Wort-Attacken doch den Blick auf einige interessante Fakten, an die der Autor erinnert: Etwa dass die Wirtschaft in den vergangenen zehn Jahren um 15 Prozent gewachsen ist, die Netto-Realeinkommen aber um mehr als vier Prozent gesunken sind. Und dass die Arbeitslosigkeit seit 1970 ungeachtet aller Wirtschaftsaufschwünge mit schöner Regelmäßigkeit schubweise angestiegen ist. Da ist die Frage schon erlaubt, ob das Credo vieler Christiansen-Sendungen - „Mehr Wachstum bedeutet mehr Arbeitsplätze“ - nicht zu simpel ausfällt.
Am interessantesten, behauptet van Rossum, sind sowieso die Fragen, die die Moderatorin nie stellt. Kritisches Nachhaken finde bei ihr praktisch nicht statt. Warum dürfe FDP-Schatzmeister Günter Rexrodt etwa über Jürgen Möllemanns Verquickung von Politik und persönlichen Interessen dozieren, ohne dass die Moderatorin wenigstens einmal frage, wie er selbst es denn schaffe, all seine Nebenjobs sauber vom politischen Amt zu trennen?
Nach Abzug aller Polemik: Zumindest einen Zweck erfüllt van Rossums Werk - gleichgültig, ob man seine pointierte Meinung nun teilt oder nicht. Es ist ein Plädoyer dafür, dass der Zuschauer auch bei den „bedeutendsten“ TV-Expertenrunden nie sein eigenes Denken ausschalten darf.
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