-->Hallo, Mike,
Geschichtsprofessoren mag es aus den Pantoffeln hauen, aber wenn Du mich nach meiner Meinung fragst, bitte sehr (jetzt im Schnelldurchlauf, Unterlagen hab ich tonnenweise, aber ich kann zur Zeit nicht für alles eine Quelle angeben, müßte selber nachlesen:
also, in groben Umrissen, ohne Anspruch auf letzte Wahrheit - ich bin beileibe kein Geschichtsexperte, aber bin so frei, mir auch die Bücher aus der anderen Sicht zu besorgen, und darin aufmerksam zu lesen.....
1) das dt. Reich hielt sich als einziges Land zumindest in groben Zügen an die Beschränkungen des Versailler (u.a. Abrüstungs-) Vertrages, während die feindlich gesonnenen Nachbarm dies offen mißachteten
2) gleichzeitig kam es zu (gezielt provozierten?) Übergriffen auf die deutschen Minderheiten
Viele Demütigungen (Rheinland-Demilitarisierung, Danzig-Korridor etc.) sind heute nicht mehr so geläufig, aber der Versailler Vertrag war bekanntlich eine beispiellose Demütigung jenseits aller denkbaren *ethischen* Grenzen. Der Rest ergab sich zwangsläufig.
3) die Weltwirtschaftskrise saß allen Staaten im Nacken, ditto. Arbeitslosigkeit, damit latente Kriegsbereitschaft, um von den Problemen im inneren abzulenken? Adolf bekam die Arbeitslosigkeit als erster in den Griff, wie auch immer. Die anderen nicht.
4) Adolf stieg aus Sicht der anderen wie ein Phoenix aus dem Nichts empor, und er hatte völlig unübliche und zunächst wirkungsvolle Lösungsansätze (daß die aus heutiger Sicht ebenso untauglich wären, spielt für die damalige Bedrohungseinschätzung keine Rolle). Damit ergibt sich nicht nur der alte Konflikt D und A gegen UK, F, USA erneut, sondern auch ein politisch-weltanschaulicher, da ja der eigene Weg (die NS-Volkswirtschaftstheorie) vorgezeichnet ist, der keine Einflußnahme bisheriger Machtkreise mehr zulassen wollte. Ich bin auch der Ansicht, daß die Inszenierungen zur Olympiade 1936 den angelsächischen Gegenmächten schlicht Angst machten, was denn da für eine auch ideologische Bedrohung ihres Weltführungsanspruches mit Karacho emporkäme, dem sie nichts entgegenzusetzen hatten, außer deren Vernichtung.
5) 1938 versuchte England mit allen Mitteln, den Beistandsfall und damit Kriegsfall auszulösen. Turon hat hierzu einen sehr wichtigen Aspekt genannt, den, daß Polen eher der Erfüllungsknecht Englands war, als eigenständiger Aggressor - wobei es aber durchaus auch Heißsporne auf polnischer Seite gab, die den Marsch auf Berlin zum Ziel erklärten.
Deutschland ist zu diesem Zeitpunkt seinen ganzen Nachbarn rüstungstechnisch zum Teil weit unterlegen. Aber es ist logischerweise absehbar, daß dies nach zehn weiteren *Friedens*- und Rüstungsjahren anders ausgesehen hätte.
Deswegen die Eile? Ich meine, ja.
Außerdem hat Adolf den Versailler Vertrag (verständlicherweise) offen gebrochen und damit den Fehdehandschuh geworfen.
Ein gefährlicher Emporkömmling, schon wieder in Deutschland, das man besiegt und am Boden glaubte, mußte weg. Egal, wie.
Aus meiner Sicht spielen die Nürnberger Gesetze für die alliierte Motivation absolut keinerlei Rolle.
Allerdings gibt es auch im Umfeld von Roosevelt und den einflußnehmenden Kreisen erklärte Deutschenhasser, die seine ohnehin vorhandene Gegnerschaft anstacheln. Beispiel: Morgenthau mit dem bekannten Entmenschlichungsplan bis hin zu Kastrationsphantasien betr. alle übriggebliebenen deutschen Männer.
zurück zu 1938:
6) Nicht zuletzt durch die intrigante Handlungsweise im Außenministerium bzw. bei der Botschaft in England konnte die Provokation nicht entschärft werden. Man merke sich, daß der Vater von Richard von Weizsäcker, dem Agent-Orange-Boehringer-Ex-Präsidenten mit den multiplen Moralingenen, damals stellvertretender Reichsaußenminister und Widerständler war, Opponent gegen Joachim von Ribbentrop. (dies zumindest nach Schriften seiner Witwe und anderer Systemträger - es gibt aber durchaus Fakten, die dies als glaubwürdig erscheinen lassen - Titel u.a.: die Kriegsschuld des deutschen Widerstands).
7) Dünkirchen (das Entkommenlassen eines großen wichtigen Teils der englischen Streitkräfte, was sich später als verhängnisvoll und evtl. kriegsentscheidend erweisen wird) beweist doch den Friedenswillen der deutschen Führung gegenüber England.
Der Flug von Heß nach England zeigt endgültig, daß man dort keinen Friedenswillen hat, sondern gemäß den lange vor Kriegsausbruch zu Papier gebrachten Haßtiraden Durchsetzung verschaffen will - *Germany must perish*. Churchill ist bekannt für seinen Haß auf Deutsche.
8) 1941 bereitet Stalin den Angriff auf Deutschland vor.
9) Hitler kommt dem einige Wochen präventiv zuvor, jedoch ziemlich unvorbereitet - wie sich zeigen wird, sind die T-34 Panzer den deutschen haushoch überlegen, ditto. die Bewaffnung der Soldaten mit Maschinengewehren und Pistolen (PPSh etc.), die Scharfschützentaktik, usw. (dies gilt nicht für die Beurteilung k98 vs. Mosin Nagant). Dies weiß ich auch aus persönlichen Gesprächen von ehemaligen Soldaten. Über die fehlende Winterausrüstung muß ich sicher nichts schreiben.
10) Amerika will und braucht den Krieg und sucht jeden Grund zum Kriegseintritt, obwohl deren Provokationen lange gemieden werden können.
Dann gab es kein Zurück mehr und die Sache ging seinen Gang unkontrolliert weiter. Wie z.B. der Wettlauf um die Besetzung strategisch wichtiger Positionen, nur, damit der Feind (also England) dort nicht Fuß fassen sollte (Norwegen, Gewaltaktion einer Handvoll völlig unausgerüsteter Gebirgsjäger in Narvik, wenige Stunden vor dem Anlanden der Engländer, mit Scharmützeln)
Und miit einem letztlich unfähigen Großmaul als Luftwaffenchef, mit speichelleckenden Lakaien und schmarotzenden Goldfasanen, aber das nur am Rande ergänzt.
Der Rest ist bekannt. Manche aus heutiger Sicht offenkundige Fehlentscheidungen sind durchaus begründbar (der Ã-lbedarf und damit die Feldzüge Richtung Lybien und Kaukasus), manche sind nachvollziehbar, aber unverständlich (Zugzwang-Aktionen durch Versagen Mussolinis), manche sind Pech (Enigma-Dechiffrierung), und manche sind hausgemachte Idiotie, durch Verblendung, Größenwahn, Informationsunterdrückung, Sabotage usw. verursacht (Stop von aussichtsreichen Rüstungsentwicklungen wie MP44, Strahlflugzeuge usw.).
Das ist der Weg in den Krieg aus meiner rein persönlichen Sicht. In allerkürzester Zusammenfassung.
Die rüstungstechnische Überlegenheit Deutschlands schimmerte erst zum Kriegsende durch (Tigerpanzer, U-Boot XXI, MP44 als Vorläufer des G3, MG42, das noch heute verwendet wird, Düsenjäger, Atombombenentwicklung in Thüringen, Peenemünde usw.), als es kein Material mehr gab und die deutschen Grenzen wieder überschritten wurden, diesmal auf dem Rückzug.
Jemand, der angeblich der größte Feldherr aller Zeiten gewesen sein will, würde doch nicht im Wissen um die Unterlegenheit gegen eine Übermacht losschlagen, wenn es hierfür keine Gründe gäbe. Sollte man zumindest meinen. Denk ich mir, und bin nicht alleine damit. Nur stand das nicht bei uns im Lehrplan der Schule...............
Details gerne auf Nachfrage, dann auch mit Quellenangaben etc., aber bitte, wie vorgeschlagen, der Reihe nach.
Beste Grüße vom Baldur
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