--><font size="4">Investoren lassen Deutschland links liegen </font>
Immobilien-Einkäufer bevorzugen Großbritannien und Frankreich -
Osteuropa vor Rekordjahr
Soviel Geld wie in den ersten sechs Monaten dieses Jahres war in den letzten Jahren noch nie auf den europäischen Immobilien-Kapitalmärkten unterwegs. 41,3 Mrd. Euro haben Investoren in das Betongold gesteckt, 30 Prozent mehr als vor einem Jahr, stellen die Europa-Researcher des Beratungsunternehmens Jones Lang LaSalle (JLL) fest.
Die Zunahme des Investitionsvolumens schiebt JLL auf die"zu beobachtende Konjunkturbelebung und dem in der Folge wachsenden Vertrauen der Anleger" - eine Tendenz, die fast überall, nur nicht in Deutschland zutrifft. So überrascht es nicht, dass der Anteil der grenzüberschreitenden Investitionen abgenommen hat (von 47 Prozent in 2003 auf aktuell 36 Prozent); Anleger würden zunehmend in ihren Heimat-Märkten fündig.
In der Gunst der grenzenlos agierenden Anleger rückten die Zielmärkte entsprechend enger zusammen. Großbritannien, der langjährige Liebling des vagabundierenden Kapitals, zog noch 30 Prozent der grenzüberschreitenden Investitionen an, Frankreichs Anteil erhöhte sich auf 22 Prozent, die"mittleren Märkte" - unter anderem Ost- und Mitteleuropa - bekamen laut JLL mit 39 Prozent elf Prozent mehr als vor Jahresfrist von dem Geldsegen ab.
Ost- und Mitteleuropa scheint allmählich aus der Rolle des"ewigen Geheimtipps" herauszuwachsen. Im ersten Halbjahr 2004 flossen nach den Zahlen von JLL rund 1,2 Mrd. Euro in die frischen EU-Länder; das ist fast soviel wie im gesamten letzten Jahr. Tschechien und Ungarn steckten mit 70 Prozent den größten Batzen ein. Wer sich auf der Anlegerseite noch weiter gen Osten orientiert, hat vor allem Russland im Blick. Für diese Regionen könnte 2004 zum Rekordjahr werden, heißt es bei JLL.
Der Blick auf den deutschen Markt zeigt dagegen weniger Licht: Investitionen in Höhe von 1,6 Mrd. Euro bedeuten ein Minus von zwölf Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2003. Vor allem Berlin und Frankfurt/Main litten unter der mangelnden Aktivität der Investoren. Ausländische Anleger hatten vor allem notleidende Kredite und Wohnungs-Portefeuilles im Visier.
Auch die deutschen Kapitalquellen sprudelten nicht mehr zu kräftig wie vor einem Jahr. Die offenen Immobilienfonds, eine der kapitalkräftigsten Anlegergruppen, gaben 2004 bis jetzt 2,4 Mrd. Euro aus (2003: 14,7 Mrd. Euro). Der wesentliche Grund dürften die geringer gewordenen Mittelzuflüsse sein: Waren es in der ersten Jahreshälfte 2003 noch 13,7 Mrd. Euro, die Anleger den offenen Fonds zukommen ließen, flossen 2004 bis Ende nur 2,5 Mrd. Euro an die Kapitalsammler. Mit 10,5 Mrd. Euro an liquiden Mitteln sind die offenen Fonds allerdings so flüssig wie kaum eine andere Anleger-Gruppe.
Erstmals seit 2001 stieg der Anteil der Büroimmobilien an den Gesamtanlagen wieder leicht an, schreibt JLL. Sie machen 47 Prozent der gehandelten Objekte aus. Für Einzelhandelsobjekte bestehe immer noch eine höhere Nachfrage als der Markt decken kann. Im Logistikbereich dominieren nach JLL-Einschätzung die Eigennutzer; gesucht sind moderne Objekte vor allem in Frankreich, Belgien oder Mitteleuropa.
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