-->EU-Beitritt kostet 17 Milliarden Euro jährlich
Anspruch der Türkei auf Hilfen wäre höher als sämtliche Leistungen für alle zehn Neumitglieder zusammen
In der EU-Kommission wird derzeit fieberhaft gerechnet, abgewogen, recherchiert: Am 6. Oktober will die noch amtierende Kommission (noch Verheugen) ein Gutachten abgeben, ob mit der Türkei Verhandlungen über einen Beitritt zur EU aufgenommen werden sollen. Schätzung über die möglichen Kosten eines solchen Beitritts gibt es bereits.
Volkswirte haben errechnet, was die Europäische Union die Aufnahme der Türkei kosten könnte. Und wie sich der Beitritt des Landes auch auf Deutschland auswirken wird.
Einer neuen Hochrechnung des Brüsseler Think-Tanks"Friends of Europe" zufolge könnten in die Türkei im Falle eines vollständigen Beitritts zur EU allein in den ersten Jahren bis zu 15 Mrd. Euro jährlich fließen. Unter der Annahme, dass Ankara ebenso behandelt wird wie die zehn jüngsten EU-Mitglieder sowie Bulgarien und Rumänien - die 2007 zur Union stoßen sollen -, hätte die Türkei Anspruch auf 45,13 Mrd. Euro aus Brüsseler Kassen. Der Beitritt des Landes wäre damit weitaus teurer als die Aufnahme der zehn neuen Länder am 1. Mai dieses Jahres, die rund 40,8 Mrd. Euro verschlingen wird, heißt es in einer Studie des Instituts, deren ausführliche Fassung in den kommenden Tagen erscheinen soll.
Als frühestmöglichen Zeitraum für einen Beitritt sieht der Brüsseler"Think-Tank" das Jahr 2013. Zu diesem Zeitpunkt beginne auch die neue Finanzperiode der Kommission. Derzeit gibt die Kommission rund 100 Mrd. Euro im Jahr aus; in den kommenden Jahren wird dieser Betrag voraussichtlich auf 140 Mrd. Euro steigen.
Die"Friends of Europe" - ein unabhängiges Institut in Brüssel - rechnen vor, dass ein Beitritt erst im Jahr 2015 erfolgen könnte.
Die Türkei wäre nach Berechnungen der"Friends of Europe" im Jahr 2025 mit rund 87 Millionen Einwohnern das größte Land der EU. Damit hätte die Türkei als volles Mitglied den gleichen Einfluss wie Deutschland. Derzeit hat die türkische Volkswirtschaft einen Anteil an 1,9 Prozent des BIP der 25 EU-Mitglieder. Der Beitritt zur EU wird nach Ansicht von Wissenschaftlern eine Abwanderungswelle aus der Türkei auslösen.
Nach Ansicht des Münchner Ifo-Instituts könnten in den kommenden 30 Jahren rund 2,5 Millionen Türken zusätzlich nach Deutschland ziehen, wo einschließlich der Eingebürgerten bereits 2,5 Millionen Türken leben. Andere Experten gehen sogar davon aus, dass knapp drei Millionen Türken ihr Land in Richtung Deutschland verlassen könnten.
"Das Migrationspotenzial sei erheblich und würde bei einem Beitritt langfristige Übergangsregeln nach sich ziehen", sagt Quaisser vom Osteuropa-Institut. Die Türkei ist derzeit auch weit davon entfernt, die Kriterien von Maastricht zu erfüllen: Sowohl beim Schuldenstand als auch bei der Neuverschuldung liegt Ankara weit über den geforderten Werten. Zudem bedrohen hohe Inflation und hohe Zinsen die Konjunktur. Einen Beitritt zum Euro lehnt Ã-konom Quaisser ab:"Die EU ist gut beraten, die Integration der Türkei in die Währungsunion nicht zu forcieren
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