--><font size="5">Die Deutschen werden zum Volk der Unzufriedenen </font>
Neuer"Datenreport 2004" zur sozialen Lage vorgestellt
Wachsende Armut und sinkendes Vertrauen in soziale Sicherungssysteme
Die Unzufriedenheit in Deutschland wachse.Immer weniger Menschen seien mit ihrem Leben glücklich und zufrieden. Tatsächlich sei ihr Lebensstandard in vielen Bereichen abgerutscht und liegt im europäischen Vergleich nur noch im Mittelfeld. Die Armut wachse. Mehr als 13 Prozent der Bevölkerung lebten inzwischen von weniger als 600 Euro im Monat.
Das geht aus dem"Datenreport 2004" hervor, der gestern vorgestellt wurde. Die Faktensammlung des Statistischen Bundesamtes basiere auf Zahlen aus dem Jahr 2002 und kombiniere die amtlichen Statistiken mit Ergebnissen der Sozialforschung, schreibt die Tagespresse heute.
So ergäbe sich ein Bild der sozialen Lage in Deutschland. Danach ginge es den Deutschen im Unterschied zu früher nicht mehr besser als den meisten anderen Europäern. Nur die Italiener, Franzosen, Griechen und Portugiesen seien noch unzufriedener mit ihrem Leben als die Deutschen. Große Defizite gebe es beim"sozialen Zusammenhalt", erklärte Herbert Noll vom Mannheimer Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen. Kaum die Hälfte der Deutschen sei bereit, etwas für ältere Menschen, Kranke oder Behinderte zu tun.
Vor allem das Vertrauen in das Gesundheitssystem und die Sozialversicherung sei in Deutschland deutlich geringer als in den meisten anderen Staaten der EU vor der Ostererweiterung, stellte Noll fest. Groß sei dagegen das Vertrauen der Deutschen in die öffentliche Sicherheit. Nur jeder Vierte fürchte, Opfer eines Diebstahls, eines Einbruchs oder Raubüberfalls zu werden. Das sei immerhin der niedrigste Wert im EU-Vergleich.
Deutschland gehöre zu den sieben Ländern der EU, in denen weniger als die Hälfte der Bevölkerung mit der Gesellschaft, in der sie leben, zufrieden sind. 50 Prozent der Ostdeutschen hielten die Demokratie nicht für die beste Staatsform, 76 Prozent sähen im Sozialismus eine gute Idee, die nur schlecht umgesetzt worden wäre. In den alten Bundesländern liege die Akzeptanz der Demokratie dagegen bei 80 Prozent.
Voraussetzung für persönliches Glück dagegen, so har die Mehrheit der Deutschen in Ost und West angegeben, sei eine Familie. Paare mit Kindern seien am glücklichsten mit dem Leben, heißt es in dem Datenreport.
Mehr als ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung lebe in einer Kernfamilie mit einem Ehepartner und mindestens einem Kind. Fünf Prozent aller Männer und Frauen in Deutschland seien verwitwet und lebten allein in einem Haushalt. Von den jüngeren Männer und Frauen, die nicht verheiratet seien, habe jedoch mehr als ein Drittel einen festen Lebenspartner. 2002 hätte es in Deutschland rund 2,2 Millionen nichteheliche Lebensgemeinschaften gegeben. Von den unter 30-Jährigen glaubten rund 20 Prozent, allein genauso glücklich oder glücklicher leben zu können. Die Zahl der Haushalte in Deutschland liegt bei knapp 40 Millionen. Nur in vier Prozent dieser Haushalte lebten fünf und mehr Personen. Ende 2002 seien von 82,5 Millionen Deutschen bereits ein Viertel über 60 Jahre alt gewesen. Knapp ein Drittel der Bevölkerung lebe in Städten mit 100 000 oder mehr Einwohnern.
Angesichts der sinkenden Wochenarbeitszeit in Deutschland habe sich der Spielraum für Freizeitaktivitäten vergrößert. Der Anteil der monatlichen Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung und Kultur liege im Durchschnitt bei monatlich 225 Euro pro Haushalt. 2002 hätten die öffentlichen Haushalte 5,7 Milliarden Euro für Sport und Erholung ausgegeben. Hinzu wären mehr als sieben Milliarden Euro für den kulturellen Bereich gekommen. So hätten allein die 4823 Museen mehr als 100 Millionen Besucher verzeichnet. In mehr als 9300 öffentlichen Büchereien stünden rund 117 Millionen Bücher, Zeitschriften und CDs für die Ausleihe bereit.
|