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<font size="4">Amerikas Superreiche wenden sich von Großbanken ab </font>
Viele Millionäre zweifeln offenbar an der Objektivität der Institute und geben ihr Geld lieber unabhängigen Vermögensberatern
Empfindlicher Rückschlag für Investmentbanken an Wall Street: Merrill Lynch und UBS gehörten zu den Instituten, die einige ihrer vermögendsten US-Privatkunden verloren hätten, berichtet Bloomberg gestern.
Im vergangenen Jahr sei der Anteil der Kunden, die ein Anlagekapital von mindestens zehn Mio. Dollar einem"Full-Service-Broker" anvertraut hätten, auf 30 Prozent gefallen, hätte die Beratungsgesellschaft Spectrem Group aus Chicago ermittelt. Im Jahr 2001 wären es noch 37 Prozent gewesen.
Dagegen sei der Marktanteil der unabhängigen Vermögensberater, die keine Finanzprodukte anböten, von 30 Prozent auf 46 Prozent gestiegen. Das sei ein Signal für die Wall Street, sagt Tanya McDonald, Aufsichtsratsmitglied bei Spectrem. Aber obwohl viele Häuser ihre Praktiken geändert hätten, gäbe es immer noch viel zu tun. Die Kunden zweifelten an der Objektivität der Banken.
Es besünde kein Zweifel daran, dass die Full-Servce-Broker unter den Skandalen gelitten hätten, insbesondere unter der Verknüpfung von Analyse und Investmentbanking, dem Missbrauch bei Fondshandelsgeschäften und der Art und Weise wie neue Aktien zugeteilt werden, sagt Michael Hecht, Analyst bei Bank of America Securities. Außerdem tendierten immer mehr Kunden zu Finanzberatern, die Produkte unabhängig von Provisionen empfehlen. Im Schnitt würden sich die Beratungsgebühren auf rund ein Prozent des Anlagekapitals belaufen. Nach Informationen der Beratungsgesellschaft Capgemini gäbe es rund 90 000 Amerikaner mit einem Anlagekapital von über zehn Mio. Dollar. Ihr Vermögen wachse jährlich um 15 Prozent.
Superreiche, die zu unabhängigen Finanzberatern wechseln, ginge es auch um die persönliche Ansprache. Die großen Häuser würden ihre Kunden vom Buchhalter über den Anwalt bis zum Anlageberater schleusen, aber das käme nicht mehr so gut an, erläutert David Yeske, Präsident des Branchenverbandes Financial Planners Association gegenüber Bloomberg
Das könne Beth Rodriguez von JP Morgan Chase nur bestätigen. Einen Großteil ihrer Zeit verbringe sie damit, ihren Kunden zuzuhören. Viele fragten sich, wie viel sie ihren Kindern hinterlassen und welche Beträge sie spenden sollten, erläutert die Vermögensverwalterin. Sie seien stolz auf den Wohlstand, den sie sich erarbeitet hätten und wollten, dass ihre Kinder die gleichen Werte schätzen. Doch das sei nicht so einfach, wenn man von klein auf an den Privatjet, die Villa und das Hauspersonal gewöhnt würde.
Was das Geschäft für die Großbanken so interessant mache, sei die vergleichsweise hohe Marge, erläutert James Mitchell, Analyst bei Buckingham Research Group. Mit 20 bis 40 Prozent sei die Marge vor Steuern fast doppelt so hoch wie im Retailbanking. Einige Investmentbanken, darunter Merrill Lynch, Morgan Stanley und die Citigroup-Tochter Smith Barney, hätten mehr als 10 000 Broker, die sich auch den weniger betuchten Kunden widmen würden. Dagegen sei das Private-Banking-Geschäft bei Goldman Sachs, Bear Stearns und Lehman Brothers tatsächlich nur auf die Superreichen ausgerichtet. Bear Stearns werde die Zahl der Berater für vermögende Privatkunden sogar um ein Drittel auf rund 600 aufstocken. Lehman Brothers hätte letztes Jahr Neuberger Berman mit 100 Vermögensverwaltern für 2,9 Mrd. Dollar zugekauft.
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