-->
Moderne Solarzellen sind so biegsam wie Papier
Auf Rollen gespult, leicht mit Farbe und Lack zu verbinden - neue Energiefolien erobern den Alltag
von Thomas Jüngling
Die Forscher in den Laboren des US-Unternehmens Konarke haben es endlich geschafft: Ihre Sonnenlichtzellen sind inzwischen so flexibel, dass man sie sogar in Autolacke oder in Farbe für Außenfassaden mischen kann. Und durch die einfache Produktion kosten die neuartigen Chips nur halb so viel wie bisherige Solarprodukte, die aus teurem Silizium bestehen.
Die leichten und flexiblen Rollen kommen wie Papier bei Druckmaschinen von einer Spule. Sie werden wie ein Laminat gedruckt. Die einzelnen, fertigen Teile sind zehn Zentimeter lang und fünf Zentimeter breit. Werden mehrere davon zu einer Reihe zusammen geschlossen, können sie ein Handy betreiben.
Konarka hat ein Verfahren entwickelt, bei dem sich Nanomaterial selbst anordnet."Damit ist die Tür für günstige Solartechnik geöffnet", sagt Serdar Sariciftci, Materialforscher der Universität im österreichischen Linz. Schon in diesem Jahr will Konarka erste Modelle produzieren und 2005 ein marktfähiges Produkt anbieten.
Grundsätzlich bestehen Solarmodule aus miteinander verschalteten Solarzellen. Bei Lichteinfall auf eine Solarzelle wird ein Photon absorbiert. Das Lichtpartikel setzt ein Elektron frei und erzeugt so Strom. Die Module sollen ein möglichst breites Spektrum des Lichts, von Infrarot bis Ultraviolett, aufnehmen.
Mit Silizium werden höchstens 25 Prozent der Sonnenergie in Strom umgewandelt. Techniker verwenden daher unterschiedliche Materialien gleichzeitig und erreichen so Werte von 35 Prozent. Der Nachteil: Die Zellen sind sehr aufwendig zu produzieren und daher teuer. Forscher der University of California haben jedoch eine neue Materialkombination gefunden, die eine Effizienz von mehr als 50 Prozent verspricht und recht günstig herzustellen ist.
Einen ganz anderen Ansatz haben Wissenschaftler des Los-Alamaos-Laboratory gewählt. Durch Ionenbeschuss kann jedes Photon nicht nur ein Elektron, sondern gleich zwei Strom führende Teilchen freisetzen."Prinzipiell ist es mit diesem Verfahren möglich, 60 Prozent der Sonnenergie in Strom umzusetzen", sagt Projektleiter Victor Klimov.
Das gäbe den Solarzellenproduzenten einen deutlichen Schub. Schon jetzt zieht der Bundesverband Solarindustrie (BSi) eine positive Bilanz des ersten Halbjahres 2004. Danach hat sich die Produktion von Solarmodulen in Deutschland von 7,4 auf 14,7 Megawatt fast verdoppelt.
Allerdings sind die Forschungsbudgets für erneuerbare Energien seit Anfang der achtziger Jahre um etwa 40 Prozent gesunken, hat eine Studie der Internationalen Energieagentur ergeben. Die Untersuchung zeigt zumindest Zuwachsraten bei Solar- und Windenergie, während Biomasse, Geothermie und Wasserkraft kaum Chancen haben.
Vor allem im Ausland will die deutsche Solarindustrie jetzt um neue Kunden werben. Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) hat dazu die"Exportinitiative Erneuerbarer Energien" gestartet und das Dach des offiziellen Olympia-Pressezentrums mit Solarzellen ausgestattet. Das Dach auf der Deutschen Schule in Athen hat eine Leistung von 33 Kilowatt und vermeidet jedes Jahr den Ausstoß von rund 24 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen.
"Unser Ziel ist es, die Qualität deutscher Produkte und Technologie bei erneuerbaren Energien mit aufmerksamkeitsstarken Leuchtturm-Projekten nachhaltig und auf internationaler Ebene zu demonstrieren", sagt Dena-Geschäftsführer Stephan Kohler.
|