-->Hallo, Turon,
vielleicht mag das Nachfolgende etwas zu weit ausgeholt sein, da ich eigentlich nur den aufzeigen möchte, warum in Herrschafts-/Nationalgrenzen Gedachtes, wohl immer zu Konflikten führen wird.
Fangen ich bei der letzen Eiszeit an, so können wir schnell feststellen, dass die fraglichen Gebiete unter Gletscher begraben lagen und wohl keine Völkergruppe diese"Gebiete" beanspruchen konnte. Ich bin hier erzählerisch in der jüngeren Altsteinzeit.
Als nächstes kann durch Funde davon ausgegangen werden, dass die bäuerlichen Dorfkulturen, ausgehend von"Fruchtbaren Halbmond" über den Balkan, Ägypten, Nordafrika, Süditalien nach Mitteleuropa, wobei in den Küstenregionen der Nord- und Ostsee keine entsprechende Entwicklung bekundet werden kann. Die Ausbreitung fällt in die Jahre 8000 bis 5000 v. Chr.
Die in der Jungsteinzeit nachgewiesenen Ackerbaugebiete, erstrecken sich auch entlang der westlichen und nördlichen Küste des Schwarzen Meers bis in das Gebiet zwischen Dnjestr, Dnjepr, Don und Wolga.
Genau dieses Gebiet wird als"Urheimat" des Kurgan-Kulturs angesehen, aus dem in vier"Auswanderungswellen" (infolge ver sacrum = heiliger Frühling, Auswanderung des Jungvolkes, Sitte, die zur Regulierung der Bevölkerungsgröße diente, die das Land ernähren konnte?) die Bevölkerungsteile sich in Zentraleuropa und in den vorderen Orient ausbreiteten.
Neben der kriegerischen Eroberung, mit entsprechendem Herrschaftsanspruch, dürfte jedoch im wesentlichen eine Nebeneinander zur Vermengung mit den ansässigen Bewohnern zur Entstehung und Weiterentwicklung der Kulturen (Indoeuropäer) beigetragen haben.
Die zweite"Welle" diese Wanderung, die zur Überlagerung der Kurgan-Kultur mit den mitteleuropäischen"Kulturen" (u.a. Trichterbecherkultur) führte, wird in die Zeit 3200 bis 3000 v.Chr. gelegt.
Die Trichterbecherkultur erstreckt sich über den heutigen norddeutschen Raum, Mecklenburg, Mark Brandenburg, das Gebiet von Polen, Dänemark und Bereiche des südliche Schwedens und Norwegens.
Die Landbereiche Südskanndinaviens, Dänemarks und Schleswig bilden das"Urgebiet" der Germanen (s.a. Ertebölle-Ellerbek-Kultur, 5500-4300 v.Chr."Proto-Germanen"; das Gebiet der späteren (Nord)germanen bezeichnen Bevölkerungsgruppe). Die Bewohner sind Träger der sich nach Westen ausbreitenden Megalith-, Trichterbecher- und Schnurkeramikkulturen.
In der Spätbronzezeit, ist für die Zeit um 1200 bis 750 v.Chr., lässt sich im Gebiet zwischen Elbe und Weichsel, die Lausitzer Kultur (Nordgruppe der Urnenfeldkultur) feststellen.
In der weiteren Expansionsgeschichte der Germanen, werden Gebiete besiedelt, die sich
~ nach Westen (Friesen, Holland), Süden (Norddeutschland bis hinunter zur Werra/Fulda, Rhein-/Moselgebiete), Ostdeutschland bis hinunter zum Erzgebirge und den Sudeten - Westgermanen und
~ nach Osten bis über die Weichsel hinaus und bis zur Bug (Ostgermanen)hinaus erstrecken.
Dieser"Ausbreitungsstand", der wohl an der westlichen und südlichen Grenze durch die zum römischen Imperium gehörenden Gebiete begrenzt wurde, ist für das Jahrhundert um Christi Geburt festzustellen (der Name"Germanen" wir um 90 v. Chr. von Podeidonius erwähnt).
In dem so bezeichneten Gebiet der Germanen, leben u.a. die Volksgruppen der Nevier, Bataver, Ubier, Treverer, Friesen, Cherusker, Langobarden, Angel, Sachsen, Sweben, Hermunduren, Rugier, Burgunder, Goten, Wandalen, Lugier, Buren und Bastaren (von Westen nach Osten willkürlich ausgewählt genannt).
Diese Situation stellt sich im fraglichen Gebiet auch noch im letzten Viertel des 4.Jh. n.Chr. so da, also zum Beginn der Eroberung von Teilen Europas durch die Hunnen (375 Vernichtung des Ostgotenreiches - Gebiet im heutigen Südrußland)
Mit dem Ende der Völkerwanderung in der Mitte des 6. Jh. n.Chr. kann auch das Vordringen der Slawen, die bis dahin in Symbiose mit den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen (Goten, Hunnen, Alanen und Turkvölkern) gelebt haben, in die von den Germanen verlassenen Gebiete östlich der Elbe festgestellt werden: Sorben (Sachsen, Südbrandenburg), Aboriten (Mecklenburg), Pomoranen (Pommern mit dem Gebiet der Stadt Danzig).
Daneben bestehen die Gebiete Polanen (Gebiet südlich von Pomoranen) zwischen Oder und Weichsel und das Gebiet der baltischen Völker, die die Bevölkerungsgruppe der Pruzzen">Pruzzen (Prußen) (Teile des späteren Ostpreussens) entwickelte.
Das"altpolnische Kerngebiet" (Hauptbestandteil ist Polanen), westlich begrenzt durch die Sumpf- und Urwaldgebiete der Oder und Netze, östlich bis zur Piliza und Weichsel reichend, wurde unter Boleslaw Chrobrys (*966 +1025) zeitweilig ausgeweitet und umfasste so u.a. Pomoranen (966-1001), Böhmen (1003-1004), Mähren (1003-1029). Ferner standen die Gebiete Lausitz (1002-1005) und Milzener Lausitz (1002-1005) unter polnischer Herrschaft und galten ab 1013 als deutsches Lehen. Über die Zeit des Chrobrys hinaus, bleibt u.a. Schlesien als polnische Annexion.
All diese letzten Angaben sind erst möglich, nachdem die Vorläufer der Nationalstaatsgebilde als Herzogs- und Königstümer sich verfestigen.
Diese Zusammenstellen erhebt keinesfalls den Anspruch vollständig und vernetzt die Entwicklung aufzeigen zu wollen, sondern soll demonstrieren, warum in meinen Augen die auf Nationalstaaten aufgebaute Abgrenzungskriterien mehr dazu geeignet sind zu entzweien als zu vereinen (und somit wohl ähnlich wie Religionen wirken können).
Doch ich muss für mich gestehen, dass ich persönlich nicht erkenne, ob ich meine Dasein nun slawischen oder germanischen Ur...Urahnen zu verdanken habe, und ich vermute, dass es vielen ähnlich geht.
Dies alle ist m.E. im besonderen dann von Bedeutung, wenn man davon ausgehen will, das eine Europa der Regionen funktionieren könnte.
Die Frage, ob Danzig eine deutsche oder polnische Gründung ist, um daraus"Besitzansprüche" herzuleiten, mag machtpolitisch von Interesse sein, für die Bevölkerung sollte jedoch m.E. es wichtig sein, dass diese Frage nicht als Popanz aufgebaut werden kann.
Gruß,
Uwe
Literatur:
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Die Indoeuropäer, Reinhard Schmoeckel, Bastei Lübbe Taschenbücher, ISBN 3-404-64162-0
~ dtv-Atlas, Band I, Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 3-423-03001-1
~ Putzger- Atlas der Weltgeschichte, Cornelsen Verlag, ISBN 3-464-64405-7
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