-->Verbraucherministerin Künast
Bürger sollen Lebensmittel horten
Von BERNHARD KELLNER
Verbraucherministerin Renate Künast (49, Grüne) listet im Internet auf, was jeder Bürger vorrätig haben sollte
Verbraucherministerin Renate Künast will die Deutschen auf Terroranschläge und Natur-katastrophen vorbereiten. Die Grünen-Politikerin ruft die Bürger im Internet dazu auf, einen Notvorrat an Lebensmitteln anzulegen!
Ein Schritt, der in der Berliner Regierungskoalition auf Unverständnis und Ablehnung stößt. Auch im zuständigen Bundestagsausschuss hagelte es diese Woche Kritik.
In einem eigens eingerichteten Internet-Portal appelliert das Künast-Ministerium an die Bevölkerung:
„Es ist äußerst ratsam, stets einen Nahrungsmittelvorrat für einen Zeitraum von 14 Tagen im Haus zu haben. So stehen Sie und Ihre Familie in einem Notfall nicht mit leerem Magen da!“
Auf der Homepage begründet Künast den Aufbau des Internet-Portals mit einem Antrag des Bundesrats vom 9. November 2001, „aus Anlass der Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington“ ein EDV-Informationssystem einzurichten.
Unter der Adresse www.ernaehrungsvorsorge.de können sich die Bürger Ratschläge für Besorgungen und Lagerhaltung holen.
Sogar eine Einkaufsliste für eine Person (Basis: 2000 kcal Tagesbedarf) hat die Ministerin zusammengestellt - sie reicht von Vollkornbrot und Hartkeksen über saure Gurken und Puddingpulver bis zu Baby-Salamis.
Wer alle 60 empfohlenen Produkte in einem Großstadt-Supermarkt kauft, zahlt dafür rund 100 Euro.
Mit Hilfe eines „Vorratskalkulators“ können Hausgemeinschaften im Internet ihren Bedarf ausrechnen. Beispiel: Eine vierköpfige Familie mit einem fünfjährigen Sohn und einer zwei Jahre alten Tochter benötigt demnach für einen Zeitraum von zwei Wochen 15,3 Kilo Getreide, Brot und Kartoffeln, 6,8 Kilo Gemüse und Hülsenfrüchte, 6,8 Kilo Obst, 113,4 Liter Getränke, 15,3 Kilo Milch und Milchprodukte, 6,8 Kilo Fisch, Fleisch und Eier sowie 1,7 Kilo Fette und Ã-le.
Bei Katastrophenforschern trifft Künast auf Zustimmung. „Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA ist klar, dass wir Vorsorge betreiben müssen. Unsere Privathaushalte sind bei flächendeckenden Störungen nicht hinreichend gerüstet - sie sollten unbedingt einen Vorratspuffer für 14 Tage anschaffen“, so Lars Clausen von der Katastrophenforschungsstelle der Uni Kiel.
Doch in der rot-grünen Koalition stößt Künast auf massive Kritik. „Wir haben keine zugespitzte Krisensituation in Deutschland, in der solche Hamsterkäufe angebracht wären“, so der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, zu BamS. „Ich werde mir jedenfalls keine Vorratskiste in den Keller stellen, und ich kann auch niemandem sonst dazu raten!“
Auch das im Anti-Terror-Kampf federführende Bundesinnenministerium reagiert ablehnend: „Wir sehen ganz bewusst davon ab, den Bürgern eine Vorratshaltung zu empfehlen“, so eine Sprecherin. Innenminister Otto Schily (SPD) sagte zu Mitarbeitern: „Wir dürfen uns nicht von der Terror-Bedrohung die Lebensfreude verderben lassen.“
Geradezu fassungslos ist man in der FDP. Die Liberalen zitierten vergangenen Mittwoch Künasts Staatssekretär Matthias Berninger (Grüne) vor den Verbraucherausschuss des Bundestags. Dort verwies Berninger erneut auf die veränderte Bedrohungslage seit den Terroranschlägen in den USA.
Der FDP-Abgeordnete Hans-Michael Goldmann wettert: „Künasts Anweisungen sind abenteuerlich, so stellt sich Klein Fritzchen den Notfall vor. Einem Szenario wie dem 11. September kann man nicht mit privaten Notrationen begegnen - da muss der Staat helfen.“
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