-->Ewig lockt das schnelle Geld
Jedes Jahr fallen in der Schweiz hunderte Kleinanleger auf unseriöse Anlageberater herein
Die Aussicht auf ein Leben in Saus und Braus hält viele Kleinanleger gefangen. Trotz Warnungen investieren sie in scheinbar viel versprechende Anlagen. Doch statt Traumrenditen bleibt ein Albtraum.
Adrian Krebs/ZĂĽrich
Die hohe Rendite vor Augen lässt Kleinanleger erblinden. Auf der Suche nach dem schnellen Geld investieren sie einen Grossteil ihres Vermögens in dubiose Anlagevehikel, stellen ihr Konto schleierhaften Banden zur Verfügung oder beteiligen sich an scheinbar hoffnungsvollen künftigen Börsenstars. Jährlich fallen in der Schweiz Hunderte auf Betrügerringe herein - trotz spektakulärerer Betrugsfälle in der Vergangenheit und zunehmender öffentlicher Aufklärungsarbeit.
Dieser Tage wurde ein neuer Fall bekannt: Die Eidg. Bankenkommission (EBK) zog drei Firmen in Wollerau aus dem Verkehr. Nach heutiger Kenntnis sollen sie 1000 Personen um 12 Mio. Fr. erleichtert haben. Die Firmen hätten Seminare angeboten und einen Gewinn bringenden Börsengang in Aussicht gestellt.
Steuerparadies im Fokus
Klar ist, dass die 2001 von der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren lancierte Kampagne gegen Anlagebetrug nicht zur Reduktion der Betrugsfälle beigetragen hat. Peter Aebi, Untersuchungsrichter im Kanton Zug, hat sogar eine Steigerung der Fälle auf dem Gebiet des Anlagebetrugs festgestellt. Bestätigt wird er von seinem Schwyzer Amtskollegen Roland Meier. Am Wirtschaftsstrafgericht des Kantons Bern spricht man von einer «stabilen Entwicklung». Dies nährt den Verdacht, dass Steuerparadiese eine besonders hohe Anziehungskraft auf unseriöse Anlageberater ausüben. Weshalb lassen sich Kleinanleger immer wieder auf unseriöse Angebote ein? In den meisten Fällen ist die Antwort simpel: Gier. «Die Opfer lassen sich oft von unrealistischen Renditeversprechen blenden», sagt Anne Vanheerden. Laut dem Leiter der KPMG Forensic Schweiz, eine auf Wirtschaftskriminalität spezialisierte Einheit der Beratungsfirma, prüfen die Opfer die Anlagen oft nur oberflächlich und blenden mögliche Risiken aus. Eine Praktikerin am Wirtschaftsstrafgericht Bern hat festgestellt, dass die Opfer oft «ein Vertrauensverhältnis zu den Tätern haben». Gemeinsam ist den Opfern eins: Sie sind keine versierten Anleger.
Guter Nährboden für Betrüger
Tatsache ist auch, dass in konjunkturell schwächeren Zeiten die Leute empfänglicher sind für hohe Renditeversprechen. Die aktuelle Diskussion um die ungewisse Zukunft der Altersvorsorge hat die Situation zusätzlich verschärft. Hinzu kommt, dass die Täter immer professioneller auftreten. Sie nutzen moderne Präsentationstechniken und Hochglanzprospekte. Sie sind redegewandt, haben oft eine gewinnende Art und verwenden klingende Berufsbezeichnungen. Und vermehrt treten sie organisiert auf.
Schaden auf Firmenebene
Zum Schutz der Kleinanleger hat die Koordinationsstelle für Verbrechensprävention eine Checkliste entworfen: Vorsicht ist geboten, wenn ein «Anlageberater» unaufgefordert anruft, hohe Renditen bei geringem Risiko verspricht und auf schnellen Vertragsabschluss drängt. Dem Anleger wird weiter empfohlen, sich über seine Anlageziele im Klaren zu sein, vertiefte Informationen einzuholen sowie den «Berater» und seine Kosten zu prüfen. Parallel zu den Kleinanlegern geraten auch immer mehr Firmen ins Visier von Wirtschaftskriminellen....
http://www.tagblatt.ch/index.jsp?artikel_id=964503&ressort=wirtschaft
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