-->Hallo off-shore-trader
Leider wurden vor ein paar Jahren Teile des Devisenhandels"verbörsianisiert", d.h. man führte standartisierte Papiere auf Optionen ein. Aus meiner Sicht gesehen geschah dies nur um die Privatanleger oder ganz kleine Institutionelle auf die Schiene des Börsenhandels zu bringen. Klar, da konnte man noch mehr Gebühren abzocken, und diese Strategien liessen keine individuellen Wünsche zu (Broken Dates usw.), sie waren ja standartisiert.
Was ich meine mit Optionen, läuft ausschliesslich im Devisenhandel ab. Die heutigen täglichen Kursschwankungen im Kassenhandel werden mindestens zu 60 % aus dem Optionshandel gesteuert. D.h. wenn jemand was grosses im Devisenmarkt zu tun hat und das mit einer Optionsstrategie erledigt, folgt daraus auch einen Impakt im Kassenhandel. Dies war sehr schön in den letzten Wochen zu sehen, als 1.2250 und 1.2450 so vehement verteidigt wurde. Da die Marktteilnehmer von diesen"Verteidigungsaktionen" wissen, versuchen sie natürlich diese zu überwinden, um die riesigen Stop-Loss Aufträge, die solche Strategien normalerweise zur Folge haben, auszulösen. Deshalb kommt es manchmal vor, dass für 30, 50 oder mehr Stellen kein Preis da ist, die ausgestoppten Positionen super schnell ausgeglichen werden müssen, egal zu welchem Preis.
Ich rede hier von zig Milliarden Nominalwert. Das ist nicht über irgendwelche Scheine zu handeln, dafür wäre jener Markt dann doch zu klein. Nicht umsonst hatten die Banken ende der achziger Jahre resp. anfangs der Neunziger unzählige Mathematikgenies eingestellt, um den Markt mit immer neuen Optionsmöglichkeiten zuerst zu erstellen und dann leider auch zu überschwemmen. Ich erlebte diese Phase sehr intensiv und sah, wie diese Leute den ganzen Tag rechneten, über irgendwelchen Möglichkeiten brüteten und eine Menge Geld kosteten. Diejenige Bank, welche die besten Leute hatte und am schnellsten eine neue Optionsvariante auf den Markt bringen konnte, wurde am schnellsten noch reicher. Es war irgendwie damals schon eine verrückte Zeit. Die Händler überschwemmten uns Kassenhändler mit Aufträgen, sodass wir zumindest im CHF Bereich den ganzen Markt steuern konnten. Was sonst nur über mühsame Aquisition von Grosskunden möglich war, kam somit von alleine: Auftragsvolumen um den Markt beherrschen zu können.
Heute ist der Handel mit Devisenoptionen nicht mehr wegzudenken, zu viel wird unterdessen darüber gehandelt. Leider ist damit auch die sogenannte Derivaten-Blase unendlich gross geworden.
Für mich als Kassenhändler ist es sehr wichtig zu wissen, welche Aktionen in Bezug auf Optionen gerade laufen, resp. wo die Interessen liegen.
Auf Deine Frage hin ob ich ein Trendfolger oder ein Contratrend-Händler bin:
Hmmm ich denke schon dass ich sehr oft gegen den Trend gehe. Vor allem aus der Distanz betrachtet. Dies siehst Du auch bei meinen (zugegebenermassen seltenen) Postings. Das heisst aber nicht, dass ich im Tageshandel nicht auch mal gegen meine Langzeitmeinung gehe. Es hat keinen Wert USD zu shorten, wenn der Markt gerade heute die USD braucht. Allerdings war ich schon zu meiner aktiven Bankenzeit eher gegen den Trend, siehe EUR-Einführung am 1.1.1999. Ich war so negativ gegen den Euro, dass ich beinahe rausgeworfen worden wäre. Zum Glück für mich folgte der Markt und ging über 25 % nach unten. Leider verloren dadurch viele Kunden ihr Geld, da die offizielle Doktrin pro Euro war, wie überall.
Durch mein Studium von oftmals auch unliebsamen Nachrichtenquellen kann ich ein differenzierteres Bild vom Markt machen, als dies früher möglich war. Dies hilft mir auch zu verstehen, was im Moment abläuft und was die möglichen nächsten Schritte vom Markt sind.
Liebe Grüsse
Philliecht
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