-->Euro auf Rekordniveau
Fast auf 1,30 Dollar geklettert - Morgan Stanley kehrt Weltleitwährung den Rücken
Von Holger Zschäpitz
Berlin - Wenn schon der globale Chefwährungsstratege von Morgan Stanley, Stephen Jen, den Kniefall vor dem Markt macht und nun einen weiteren Verfall des Dollar vorhersagt, scheint es wirklich nicht gut um den Greenback bestellt. Jen war einer der letzten Apologeten der Weltleitwährung und hatte insbesondere gegenüber dem Euro einen Anstieg prognostiziert.
Nun soll es genau umgekehrt kommen - der Morgan-Stanley-Stratege erwartet einen Euro-Anstieg in Richtung 1,35 Dollar. Jen ist einer der wenigen Währungsstrategen, der sein Fach wirklich beherrscht. In den vergangenen vier Jahren hat er beinahe jede Trendwende richtig vorhergesagt. "Dies ist eine klare Änderung meiner Prognose und spricht eigentlich gegen innere Überzeugung eines fairen Dollar-Kurses. Doch die Märkte scheinen nun mit aller Macht den Greenback nach unten prügeln zu wollen - eine Bewegung, die selbst die starken US-Arbeitsmarktzahlen vom Freitag nicht aufhalten konnte."
Zu Wochenbeginn ist der Euro auf ein weiteres Rekordhoch gestiegen und hat sich mit zeitweise 1,2987 Dollar der magischen Marke von 1,30 Dollar genähert. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, konnte den Auftrieb nur kurz stoppen. Trichet hatte den jüngsten Anstieg des Euro-Kurses als"unwillkommen" und"brutal" bezeichnet. Zwar deutet sich damit an, daß die europäischen Währungshüter dem Währungstreiben nicht bis in alle Ewigkeit untätig zuschauen werden. Doch dies führte nur kurz zu Gewinnmitnahmen. Für die meisten Händler ist die EZB aktuell nicht in der Lage eine nachhaltige Trendumkehr zu bewirken. Hierzu sei eine gemeinsame Vorgehensweisen der Notenbanken erforderlich."Die USA haben jedoch ein Interesse an einem schwachen Dollar und werden sich daher nicht an gemeinsamen Aktionen beteiligen", meint Devisenexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank"Die vergangene Woche hat gezeigt, wie robust die Aufwärtstendenz beim Euro ist." Weder das reibungslose Ende der Präsidentschaftswahlen, noch die sehr robusten Arbeitsmarktdaten aus den USA hätten die Aufwärtstendenz bremsen können.
Die Defizite in der Handelsbilanz und im Staatshaushalt lasteten schwer auf dem Dollar. Sollte das Defizit der USA für September, das am Mittwoch veröffentlicht wird, größer als erwartet ausfallen, sei mit einem Anstieg des Euro auf über 1,30 Dollar zu rechnen.
Auch Mike Lenhoff, Stratege bei Brewin Dolphin in London, sieht als Hauptursache für den Dollar-Verfall das hohe Leistungsbilanzdefizit. Er sieht den Schlüssel für die weitere Entwicklung in Asien. Nur wenn die asiatischen Währungen ihre feste Bindung an den Dollar aufgeben würden, könne ein Euro-Anstieg bis 1,50 Dollar verhindert werden. Denn seit 2002 habe sich gezeigt, daß der Dollar-Verfall gegenüber dem Euro nicht die Leistungsbilanz habe verbessern können."Amerika macht 40 Prozent seines Außenhandels mit Asiaten, so daß das Minus nur schrumpfen kann, wenn sich der Dollar gegenüber dem chinesischen Renminbi, der indischen Rupie und anderer asiatischer Währungen abwertet." Für diesen Fall sieht Lenhoff lediglich einen Euro-Anstieg auf 1,40 Dollar.
aus http://morgenpost.berlin1.de/inhalt/wirtschaft/story714868.html
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