-->Eine interessante MarkteinschÀtzung von Klaus Singer, aber schaut selbst...
chiron
Die Bullen stoĂen an wichtige Chart-Marken. Der S&P 500 befindet sich in einer bedeutsamen Widerstandszone, der Dow kĂ€mpft mit seinem Hoch aus dem April. Beide notieren im Bereich der Hochs aus dem FrĂŒhjahr 2002, was strategisch bedeutsam ist, gab es von diesem Niveau aus doch den letzten groĂen Rutsch des seit 2000 aktiven BĂ€renmarktes. Der NDX notiert im Bereich seiner Jahreshochs, schafft er den Sprung darĂŒber, ist eine wichtige HĂŒrde auf dem Weg bis 1.700 beiseite gerĂ€umt.
Der Empire State Manufacturing Index steigt im November auf 19,76 ZĂ€hler. Das ist weniger als mit 20,6 erwartet. Es ist bereits der neunzehnte Monat in Folge mit einem positiven Indexwert. Ein Stand ĂŒber Null zeigt an, dass die befragten Unternehmen mehrheitlich von einer Verbesserung der Bedingungen ausgehen. Der Hauptindex gilt neben dem entsprechenden Index der Federal Reserve Bank of Philadelphia als zuverlĂ€ssiger Vorbote fĂŒr den Verlauf des ISM-Index, der die landesweite Stimmung der Einkaufsmanager im Verarbeitenden Gewerbe anzeigt.
Rohöl hat zum ersten Mal innerhalb der vergangenen 14 Monate unter seiner EMA50 geschlossen. Das ist selbst fĂŒr einen Rohstoffmarkt ein ungewöhnlich langer Zeitraum. In der Regel schlieĂt sich an einen solch langen Trend eine Phase erhöhter VolatilitĂ€t der Preiskurve an. Die Akteure kontern einen solchen Absturz wie zuletzt, hĂ€ufig mit einer schnellen Gegenreaktion. SchlĂ€gt das fehl, sprich, wird das zuletzt markierte Hoch dabei nicht wieder kassiert oder zumindest das 62er Retracement zurĂŒck erobert, folgt in der Regel eine Phase erratischer Schwingungen. Sie ist Ausdruck der Suche nach einem neuen Gleichgewicht, von dem aus der nĂ€chste Trend starten kann. Da das Schwarze Gold zuletzt einen dominanten Einfluss auf die AktienmĂ€rkte ausĂŒbte und nicht davon auszugehen ist, dass dies nun abrupt endet, dĂŒrften diese Bewegungen hier weitere Zeichen setzen.
Der S&P 500 hat in den zurĂŒckliegenden Tagen eine auĂergewöhnliche LinearitĂ€t seines Kursverlaufs gezeigt. Die Diagnosefunktion der TimePatternAnalysis untersucht u. a. die SelbstĂ€hnlichkeit von PreisverlĂ€ufen mit linienförmigen Strukturen. Dieser Wert lag am 2. November bei 0,34, gestern, zehn Handelstage spĂ€ter, wurden 0,80 ausgewiesen. Der Bereich geht von Null bis Eins. Der zuletzt gesehene Upswing beim Oil Brent brachte im Vergleich dazu in 20 Handelstagen ânurâ eine Verdopplung von 0,45 auf 0,91. Das verdeutlicht die gestern aufgestellte These des extremen Anstiegs in den vergangenen Tagen. Beim Gold hat das âLinearitĂ€tsmaĂâ ebenfalls Extremwerte erreicht.
Fast alle analysierten TeilmĂ€rkte der Aktienlandschaft sind sehr deutlich ĂŒberkauft, in der Begrifflichkeit der TimePatternAnalysis sind sie âĂŒberdehntâ, befinden sich in Extension. In diesem AusmaĂ war das seit mindestens einem Jahr nicht mehr der Fall. Hinzu kommt, dass auch Dollar gegen Euro und Gold erheblich extendiert sind, und zwar bezogen auf Dauer und StĂ€rke. Rohöl ist in diesem Sinne auf dem Weg zu seinem âunteren Anschlagâ.
Noch etwas fĂ€llt auf: Untersucht man die Kursbewegungen beim Ă-l auf ihre Ăhnlichkeit zu zyklischen VerlĂ€ufen, so sind hier ausgeprĂ€gte Schwingungen festzustellen. Die Entwicklung des Goldpreises weist demgegenĂŒber eine seit August bestĂ€ndig abnehmende Ăhnlichkeit auf, hier sind mittlerweile untere Grenzwert in Sicht. Beim S&P 500 sind die Phasen steigender LinearitĂ€t spĂ€testens seit Anfang November nur noch begrenzt korreliert mit âfreienâ Marktschwingungen. Bei Gold und Aktienindex dĂŒrfte diese Divergenz auf EinflĂŒsse hindeuten, die nur wenig mit einem freien Spiel der MarktkrĂ€fte zu tun haben. Beim Ă-l sieht es demnach so aus, dass der Preisbildungsprozess intakt ist, jedenfalls dann, wenn man unterstellt, dass er in zyklischen Bahnen ablĂ€uft (wovon ich ausgehe).
Das alles unterstreicht, dass wir uns in extremen Marktbedingungen bewegen, und zwar nicht nur innerhalb des Bereichs der Aktien.
Am Freitag ist kleiner Hexensabbat, Normalerweise tendieren die MĂ€rkte dazu, zu diesem Termin hin ruhiger zu werden. Wenn die Spannungen, die der Auslauf von Optionen mit sich bringt, allerdings so groĂ sind, dass sie die MĂ€rkte nicht in einer engen Handelsspanne halten können, kann es im Vorfeld doch zu scharfen Kursreaktionen kommen. Diese gibt es hĂ€ufig anschlieĂend, wenn das temporĂ€re Gleichgewicht der Marktteilnehmer, ihr âBurgfriedeâ, nicht lĂ€nger trĂ€gt. Die starke Bewegung beim PCR gestern mahnt zur Vorsicht.
Mag sein, dass die MĂ€rkte noch eine Menge schöner Gelegenheiten auf der Long-Seite offerieren. Der Zufluss an Kapital ĂŒber die vergangenen Wochen erinnert an die frĂŒhe Rallye 2003. Aber anders als damals finden die Marktteilnehmer keinen Halt mehr in der Erkenntnis âes kann nicht mehr schlimmer kommenâ. Heute lautet die fundamentale Devise eher âes kann nicht mehr besser kommenâ. Um sich das zu vergegenwĂ€rtigen, reicht ein Blick auf die jĂŒngste Berichtssaison, die weder hinsichtlich der Quartalsgewinne, noch hinsichtlich der Ausblicke besonders beeindruckte. Da das auch dem bullischsten Akteur nicht entgangen sein dĂŒrfte, ist das Marktrisiko entsprechend hoch.
Wenn immer weniger Kapital (in den USA) an der Seitenlinie steht, wird der âNachwuchsâ an KĂ€ufern knapp, um die Kurse höher zu treiben. Wenn damit gleichzeitig der Anteil an bĂ€risch ausgerichteten Akteuren sinkt, verringert sich auch das Potenzial fĂŒr Short-Squeezes. In einer solchen Situation muss die Distribution gut funktionieren, sonst stĂŒrzt die ganze Kiste ab. Oder aber es muss gelingen, fĂŒr einen neuen bullischen Schub weiteres Kapital zu mobilisieren. Da das weniger aus der zuletzt schrumpfenden Geldmenge kommen kann, mĂŒssen andere Quellen angezapft werden. U. a. deshalb ist der Blick auf die Renten wichtig.
<ul> ~ http://www.zeitenwende.ch/page/index.cfm?SelNavID=478&NewsInstanceID=2&IsArchive=0&NewsID=897</ul>
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