-->Der Wirt denkt nicht im Traume daran die Essenskosten auf 80 Euro zu reduzieren. Vielmehr holt er 3 arme Teufel von der Straße, die"für umsonst" mitessen dürfen. Da sich diese drei allerdings schon früher nicht ganz grün waren, kommt es zu fortgeschrittener Stunde regelmäßig zu Keilereien unter denen das Inventar des Wirtes leidet. Die Portionen werden daraufhin etwas kleiner und der Wirt erhöht den Essenspreis für die Altgäste mit Hinweis auf die"kulturelle Bereicherung" durch Geschrei und Keilerei. Klar natürlich, dass hier erstmal die"starken Schultern" gefragt sind. Die Gäste 7 bis 10 zahlen die Zeche. Gast 7 und Gast 8 müssen nun so viel mehr arbeiten, dass sie immer seltener am Essen teilnehmen können. Gast 10 ist ohnehin nur selten im Lokal, da das gmeinsame Essen für ihn zwar stets eine nette Abwechslung war, er aber schon aus terminlichen Gründen selten die Zeit fand, daran teilzunehmen. Da liegt es doch nahe, dass die freien Plätze durch die Familienangehörigen der anderen Gäste aufgefüllt werden. Es kommen also insgesamt 5 Frauen und 12 Kinder dazu. 4 Frauen und 10 Kinder gehören zu nichtzahlenden Gästen. Obwohl der Wirt die Portionen weiter verkleinerte und die Qualität der Zutaten verschlechterte, benötigt er jetzt deutlich mehr Essen und eine Hilfskraft für die Zubereitung. Außerdem stellt er eine eigene Reinigungskraft ein und einen Betreuer für die Kinder. Er erhöht abermals den Essenspreis - diesmal drastisch und auch Gast 6 ist davon betroffen.
In dem ganzen Tohuwabohu kommt ein finsterer Geselle zum Wirt und fragt, ob er denn das alles noch im Griff habe, er könne seinem kleinen Lokal etwas"Schutz" angedeihen lassen, für schlappe 40 Euro pro Abend. Die Argumente des Finsterlings sind überzeugend, insbesondere auf die Brandgefahr wurde ausgiebig hingewiesen - der Wirt zahlt und erhöht abermals den Preis und wiederum drastisch für die Gäste 5 bis 10. Gast 7 bricht auf seiner Arbeitsstelle zusammen, Herzinfarkt! Die Gäste 5, 6, 8, 9 und 10 müssen seinen Beitrag übernehmen. Gast 9 zahlt zwar weiterhin, fühlt sich aber nicht mehr recht wohl, da Gast 8 aufgrund seiner Arbeitsbelastung nicht mehr kommt und auch der weltläufige Gast 10 schon lange nicht mehr aufgetaucht ist. Er findet kaum noch Leute mit denen er sich unterhalten oder gemeinsam speisen mag und bleibt seinerseits immer öfter fern. Die Speisefolge wird nach den Wünschen der neuen Mehrheit umgestaltet. Gast 6 schmeckt das neue Essen zwar nicht, und er ertappt sich häufig dabei, dass er zu Hause nochmal an den Kühlschrank geht, aber was soll's.
Aber auch unter den Nichtzahlern macht sich eine gewisse Unruhe breit, denn schließlich wollen sie und ihre Familien ja nicht nur zu Abend essen, sondern gerne auch frühstücken und ein herzhaftes Mittagsmahl. Zeit genug hätten sie auch, da sie unter tags keine anderweitigen Verpflichtungen haben. Es wird abgestimmt. Die Mehrheit beschließt die Einführung des Full-Service. Der Wirt stellt 5 neue Küchenhelfer und Kellner ein, schafft neues Geschirr und eine bessere technische Ausstattung an. Leider ist er gezwungen, abermals die Preise drastisch zu erhöhen, wobei auch von den Gästen 1 bis 4 erstmals ein symbolischer Obulus eingefordert wird. Schließlich gibt es keine Alternative, sagt der Wirt, denn essen müssen die Leute ja!
Nach Monaten reizt es Gast 10 mal wieder in der Wirtschaft vorbeizuschauen und bei einem köstlichen Essen einen Plausch mit seinen alten Freunden zu halten. Insgeheim hoffte er natürlich auch auf ein bißchen Freundlichkeit, weil er mittlerweile Abend für Abend rund 328 Euro bezahlte, ohne je an dem Mahl teilzunehmen. Zunächst glaubte er, im falschen Lokal zu sein, denn er erkannte kaum jemanden. Gast 2, der in seinem Essen herumstocherte, versicherte ihm, dass schon alles seine Richtigkeit habe. Doch die anderen Gäste sahen das durchaus nicht so. Sie schrieen, dass es"unsozial" sei, dass dieses reiche Ausbeuterschwein hier einfach hereinschneie, um ihren Familien das wohlverdiente Essen wegessen zu wollen. Wenn er hier überhaupt speisen wollte, dann müßte er schon eine Sonderabgabe von 59 Euro pro Abend bezahlen, damit seine Kosten gedeckt wären. Gast 10 lehnte dankend ab und verließ das Lokal.
Und während er so draußen in seiner Limousine mit den aufgestochenen Reifen auf den Abschleppwagen wartete, und darüber nachdachte, warum er als"Gast" so ungastlich behandelt wurde, klopfte eine wohlbekannte Gestalt an seine Scheibe und bot ihm"Schutz" für die Heimfahrt an.
Sowas gibt es glücklicherweise in den Wirtshäusern hierzulande nicht...
Schönen Tag
JLL
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