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7 Tote bei Drama in Tiefgarage
» Bei Löscharbeiten in Gretzenbach SO stürzte die Betondecke ein und begrub die Feuerwehrleute
Von Simon Bärtschi
Gretzenbach SO - Beim Einsturz der Betondecke einer Autoeinstellhalle im solothurnischen Gretzenbach sind gestern Morgen sieben Feuerwehrleute verschüttet worden. Fünf wurden am Abend tot geborgen, für die zwei anderen besteht keine Überlebenschance mehr.
Elf Mann der Feuerwehr Gretzenbach- Schönenwerd waren am Löschen eines Autobrandes, als die 14 mal 23 Meter grosse Garagendecke der Siedlung Staldenacker morgens um 7 Uhr 30 sekundenschnell einstürzte. Drei Personen konnten sich nach dem Einsturz selber befreien und retteten einen Kollegen, der nun verletzt im Spital in Aarau liegt. «Die meisten Opfer sind Familienväter aus den Gemeinden Gretzenbach und Schönenwerd», sagt Einsatzleiter Paul Haus. 20 bis 30 Angehörige der Opfer wurden von einem Care Team betreut. Die rund 100 Bewohner der Siedlung wurden evakuiert; sie konnten im Laufe des Tages in ihre Wohnung zurückkehren.
Der Einsturz könnte auf die Baustatik zurückzuführen sein
Die getöteten Feuerwehrleute hatten kei ne Chance. «Es gab einen lauten Knall, dann stürzte die Decke herunter. Zuerst hatten wir noch Funkkontakt mit zwei Leuten, dann brach dieser ab», schildert Einsatzleiter Haus die Ereignisse. Aus den umliegenden Gemeinden eilten Feuerwehren zu Hilfe, aus Bern kamen Spezialisten der Berufsfeuerwehr Bern, die Armee schickte einen 13-köpfigen Einsatztrupp. Ingesamt waren 200 Rettungskräfte vor Ort. «Die Rettungsarbeiten waren äusserst schwierig, da die Trümmer der Betondecke ineinander verkeilt waren», sagt Haus.
Die Ursachen der Katastrophe sind noch nicht bekannt. Eine bautechnische Untersuchung ist eingeleitet. Unklar ist, ob der Brand in der Halle oder bauliche Mängel zum Einsturz führten. Eine Strafuntersuchung ist eingeleitet.
Der eingestürzte Garagenabschnitt stammt aus dem Jahre 1988. Ein Teil der umliegenden Wohnblocks gehört laut Anwohnern heute der «Zürich»-Versi cherung. Marc Thommen, Architekt und heutiger Chef der Architekturfirma, die damals die Pläne zeichnete, geht davon aus, dass der Einsturz auf die Baustatik zurückzuführen ist. «Wäre bei der A usführung gepfuscht worden, wäre schon früher etwas passiert.» Der Ingenieur, der die Statik berechnete, habe aber einen guten Ruf. Laut Einsatzleiter Haus gab es in der Tiefgarage keine Sprinkleranlage und keinen Brandmelder.
«Mir ist im Sommer aufgefallen, dass im vorderen Teil der Tiefgarage Wasser von der Decke tropfte», sagt ein langjähriger Bewohner der Siedlung. Die Stelle sei daraufhin im Auftrag der Liegenschaftsverwaltung, der PSP Swiss Property AG, saniert worden.
«Die Decke war auf längerer Strecke nicht abgestützt. Es gab nur Stützen in der Mitte.» Für Roland Fuchs, Offizier bei der Berufsfeuerwehr Bern, ist die Art und Weise, wie die Decke einstürzte, absolut aussergewöhnlich: «Normalerweise platzt bei Bränden in Hallen der Beton ab, weil sich die Armierungseisen ausdehnen. Dass eine ganze Decke runterstürzt, habe ich in meinen gesamten 15 Jahren noch nie gesehen.»
Die Katastrophe von Gretzenbach ist das schlimmste Unglück in der Geschichte der Schweizer Feuerwehr, sagt Robert Schmidli, Geschäftsführer des Schweizerischen Feuerwehrverbandes. Der Solothurner Regierungsrat Roberto Zanetti versprach den Angehörigen der Opfer Soforthilfe.
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