-->> 28.11.2004 14:34 Uhr
>Machtkampf in der Ukraine - Die Revolution aus dem Baukasten
>Binnen kürzester Zeit hat Oppositionskandidat Juschtschenko eine riesige Protestbewegung auf die Beine gestellt. Zeltstadt und Müllbeseitigung inklusive. Das Know-How haben sich die ukrainischen Revoluzer in Belgrad abgeschaut. Dort kann man den Staatsstreich als Ein-Tages-Kurs buchen.
>Die orange Revolution in Kiew verfügt über eine erstaunliche Infrastruktur. Mit ihren straff organisierten Protesten gegen den offenkundigen Wahlbetrug vor einer Woche hat die Opposition die Staatsmacht auf kaltem Fuß erwischt.
>Diese schäumt, ohne finanzielle und strategische Hilfe aus den USA wäre ein derart massiver Widerstand nicht möglich. Die Ereignisse in der Ukraine erinnern an die - tatsächlich von den USA unterstützte - „Rosenrevolution“ vor einem Jahr in Georgien und an die Massenproteste in Serbien vor vier Jahren.
>In Belgrad hatten sich die Organisatoren von Kiew zuvor auch informiert, wie gewaltloser Widerstand funktioniert.
>Kaum zeichnete sich vor einer Woche ab, dass die ukrainische Führung alles unternehmen wird, um Ministerpräsident Viktor Janukowitsch an die Staatsspitze zu bringen, stellte Oppositionskandidat Viktor Juschtschenko eine riesige Protestbewegung auf die Beine, die inzwischen auch politisch die Initiative übernommen hat.
>Reisebüro, kostenlose Telefone, Massagen - an alles wurde gedacht
>Innerhalb kürzester Zeit entstand im Herzen Kiews eine Zeltstadt für rund 7000 Menschen mit eigener Abfallbeseitigung und Aufsicht. Weitere Unterkünfte bieten vier Amtsgebäude, darunter das frühere Revolutionsmuseum und das Büro des Bürgermeisters; dort werden auch warme Getränke und Mahlzeiten verteilt.
>Es gibt eine Mitwohnbörse sowie Zelte mit Ärzten und Masseuren. Demonstranten haben die Möglichkeit, kostenlos zu telefonieren oder sich von einem ad-hoc-Reisebüro Fahrten zu anderen Kundgebungsorten vermitteln zu lassen.
>Neben warmer Kleidung werden an zentralen Stellen die typischen orangefarbenen Insignien der Protestbewegung verteilt. Rockkonzerte und Charmeoffensiven gegenüber den Sicherheitskräften lassen die Proteste wie fröhliche Happenings aussehen.
>... < Boardmasters cut ;) >
>aus http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/780/43737/
>Komisch, daß die SZ nichts zur Medien-(Des-)Information entdeckt hat [img][/img]
>J
Hi Jobar,
immerhin ein kleiner Lichtblick im Meer der Propaganda. Ich beobachte die Situation in der Ukraine ja schon seit langem und muss schon sagen, daß jeden, der nur ein bisschen Kenntnisse über dieses Land besitzt, das volle Ausmaß der Lügen, die momentan in praktisch allen unseren Medien darüber verbreitet werden, erschrecken muss.
Juschtschenko ist kein Liberaler und auch kein Reformer, sondern ein ultrarechter Nationalist und somit dem größten der Teil russigsprachigen Bevölkerung ein Horror. Er hatte daher von Anfang an keine Chance, die Wahl mit legalen Mitteln zu gewinnen. Und auch auf eine faire Wiederholung der Wahl wird er sich nicht einlassen, da er wieder die schlechteren Karten hätte.
Man stelle sich nur mal vor:In der Ukraine ist Russisch nicht einmal als offizielle Amtssprache zugelassen, obwohl über die Hälfte der Bevölkerung als Muttersprache Russisch angibt. Und Juschtschenko hat in seiner Amtszeit als Premier die Diskriminierung der russigsprachigen Bevölkerung noch forciert.
Yanukowitsch wird daher immer über 90% der Stimmen weiten Teilen der Ostukraine bekommen. Die Vorwürfe der Wahlfälschung wurden ja schon lange vor der Wahl von Juschtschenko selbst erhoben und auch jetzt gibt es keine Beweise, sondern nur Anschuldigungen. Gleichzeitig wird völlig ignoriert, daß es auch Vorwürfe der Wahlfälschung im Westen des Landes zu Gunsten von Juschtschenko gibt.
Alles in allem bleibt als Fazit, daß der kalte Krieg offensichtlich weitergeht, allerdings ganz eindeutig vom Westen iniziiert.
Gruß
P.S. In Georgien bekam Saakaschwili 97% der Stimmen Landesweit, Janukowitsch hat in Donetzk 96% bekommen. Ersterer wird als Demokrat gefeiert und letzterem wird Wahlfälschung vorgeworfen, da ein solches Wahlergebnis"nur in Diktaturen möglich ist". Juschtschenko hat in Lviv(Lemberg) soweit ich weiß auch so um die 95% bekommen.......................
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