-->09.12.2004 05:03
Mit Vollgas in die Sackgasse
Härtere Gangart durch neue EU-Schadstoffrichtlinie: Ab 1. Januar drohen auch in deutschen Städten Fahrverbote
VON ANNETTE OELFKEN-PRETZEL
Vom kommenden Jahr an warten unangenehme Überraschungen auf die Autofahrer. Ebenso wie dem Schwerlastverkehr könnten ihnen Fahrverbote in den Zentren europäischer Großstädte drohen. Vor allem Umweltschützer berufen sich darauf, dass die Kommunen auch in Deutschland verpflichtet seien, ab 1. Januar 2005 - nach einer dreijährigen Übergangsfrist - die EU-Luftqualitätsgrenzwerte konsequent einzuhalten.
Angeschmiert dürften Fahrer von Dieselautos ohne Rußfilter sein, und zwar völlig unabhängig davon, ob der Dieselmotor in ihrem Auto die Abgasrichtlinie Euro 4 (Ruß-Grenzwert von 25 Milligramm pro Kilometer) erreicht. Ärgerlich ist die Angelegenheit deshalb, weil die Schadstoff-Grenzwerte der Euro 4 ganz offensichtlich im Widerspruch zu Grenzwerten der EU-Luftreinhalteverordnung stehen.
"Wir gehen davon aus, dass es in allen großen Städten in den Ballungsräumen diese Fahrverbote geben wird, und zwar mehrmals im Jahrb - je nach Wetterlage und Verkehrsbelastung", sagt der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch. Auch der Naturschutzbund NABU betrachtet Fahrverbote als einzige Möglichkeit, um kurzfristig die neuen Grenzwerte einhalten zu können. Unklar sei allerdings, wie viele Städte tatsächlich zu so drastischen Mitteln greifen würden.
Es ist also nicht abwegig, dass im nächsten Jahr der eine oder andere Autofahrer das ganze Ausmaß dieser neuen EU-Verordnung zu spüren bekommt. Schlagen Schadstoff-Messstellen in Städten und Gemeinden Alarm, weil verbindliche Werte für die Luftqualität nicht eingehalten werden, kann es Fahrern verwehrt werden, auf der gerade benutzten Straße weiterzufahren.
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Mittlerweile gibt es eine Liste von etwa 50 Orten in Ballungsgebieten, in denen auf jeden Fall mit einem Überschreiten der Grenzwerte gerechnet werden muss. Alle betroffenen Gemeinden und Regionen müssen bis Ende Dezember entsprechende Maßnahmenpläne ausgearbeitet haben. Wo dies nicht erfolgt, werden die DUH sowie weitere Umweltverbände mit Hilfe von Musterklagen kommunale Luftreinhaltepläne erzwingen.
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Dann ist aber etwas passiert, womit niemand gerechnet hatte. Die Maßnahmen zur Luftreinhaltung griffen nur scheinbar, weil der Selbstreinigungseffekt nicht mehr funktionierte. Die Luft wurde zwar augenscheinlich sauberer, aber der Anteil der feinen und ultrafeinen Partikel nahm zu. Denn große Staubteilchen fangen die kleinen ein. Fehlen die groben Fänger, halten sich die feinen länger in der Luft. Damit zeigt sich, wie schwierig es ist, Partikel effektiv zu bekämpfen, die bei jeder Verbrennung entstehen, beim Rauchen von Zigaretten ebenso wie durch die Industrie sowie Ã-l- und Kohleheizungen.
Der Deutsche Städtetag rechnet damit, dass schon Ende Februar in Ballungsräumen die Grenzwerte überschritten werden, da hohe Feinstaubwerte im Winter bei Wetterlagen mit schlechtem Luftaustausch besonders häufig sind. Der Städtetag betrachtet Verkehrsbeschränkungen als letztes Mittel und setzt zunächst auf verkehrslenkende Maßnahmen wie Umleitungen, die nach seiner Einschätzung zwischen zwei und fünf Millionen Euro pro Stadt kosten werden.
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http://www.suedkurier.de/nachrichten/seite3/art1798,1320241.html
Ja, ja. Wieder so ein Fall wo die"gut gemeinte" Absicht jedes Nachdenken und Ausprobieren überflüssig erscheinen ließ:((
J
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