-->CDU-Generalsekretär Meyer tritt nach Finanzaffäre zurück
Berlin, 22. Dez (Reuters) - CDU-Generalsekretär Laurenz
Meyer hat die Konsequenzen aus seiner Finanzaffäre gezogen und
ist zurückgetreten.
Meyer sagte am Mittwoch vor Journalisten in Berlin, er habe
festzustellen, dass er in einer Situation sei, in der seine
Arbeit der CDU mehr schade als nütze."Zudem sehe ich, dass die
Schmerzgrenze bei denen, für die ich als Vater und Freund
Verantwortung trage, überschritten ist." Eine Bewertung seines
Verhaltens in der Affäre um den Doppelbezug von Leistungen durch
seinen früheren Arbeitgeber RWE und der Partei vermied Meyer
ebenso wie ein Eingeständnis von Fehlern.
Bei der CDU hieß es, Parteichefin Angela Merkel wolle sich
voraussichtlich noch heute zu dem Thema äußern. Als Nachfolger
ist nach Informationen aus Kreisen des Landesvorstands der
nordrhein-westfälischen CDU der derzeitige Geschäftsführer der
Unions-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, Favorit.
MEYER BEKUNDET WEITER LOYALITÄT ZU MERKEL
Meyer sagte, er habe seine Entscheidung vor dem Hintergrund
der Fragen getroffen, was der Partei und Merkel nütze und was er
persönlich bereit sei, zu tragen. Merkel danke er aufrichtig für
die Zusammenarbeit. Sie könne auch künftig auf ihn bauen.
Zuletzt waren vor allem aus seinem im Vorwahlkampf stehenden
Landesverband Nordrhein-Westfalen Forderungen laut geworden,
Meyer müsse ungeachtet der noch zu Wochenbeginn von Merkel
abgegebenen Solidaritätserklärung sein Amt niederlegen. Der
56-Jährige war seit November 2000 Generalsekretär der CDU und
hatte sich mit aggressiven Angriffen auf die rot-grüne Koalition
und ihre Spitzenvertreter hervorgetan. Er war in seiner Funktion
wichtigster Mitstreiter von Merkel, die Anfang der Woche erklärt
hatte, sie wolle weiter mit Meyer zusammenarbeiten, obwohl er
einen Fehler begangen habe.
Meyer stand wegen der Affäre seit Tagen massiv unter Druck.
Er hatte eingeräumt, über Monate zeitgleich Gehalt sowohl vom
Energiekonzern RWE<RWEG.DE> als auch von der CDU bezogen zu
haben. Er hatte als Mitarbeiter der RWE-Tochter VEW zudem
Energie zum günstigen Personal-Tarif bezogen. Später räumte er
ein, als Abfindung von 250.000 Mark bekommen und behalten zu
haben, obwohl er in das Unternehmen zurückgekehrt war. Einen
Teil der Summe will Meyer dem SOS-Kinderdorf spenden.
Der Diplomvolkswirt Meyer hatte seine politische Laufbahn in
Nordrhein-Westfalen begonnen, wo er von Februar 1999 bis Mai
2000 Chef der CDU-Landtagsfraktion war. Nach der verlorenen
Landtagswahl im Frühjahr 2000 wurde er Landtags-Vizepräsident,
ehe ihn Merkel als CDU-Generalsekretär nach Berlin holte.
Schon sein Amtsantritt in Berlin war von einem Fauxpas
begleitet."Einen zweiten Fehlgriff kann sich Angela Merkel
nicht leisten", hatte Meyer den Rücktritt seines ebenfalls aus
NRW kommenden Vorgängers Ruprecht Polenz kommentiert, der das
Amt nur kurz Zeit bekleidet hatte.
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