-->Hallo, @EM-financial,
Du schreibst:
Dennoch sollten wir die Diskussion nicht einzig und allein auf dieses G-W-G beschränken, denn schließlich haben Japan und China und Asien insgesamt in den letzten Jahren höhere US-Dollar Reserven aufgebaut, als sie Aussenhandelsüberschüsse hatten...
Richtig! Japan ist grundsätzlich ein „Floater“-Land, hat aber heftig und regelwidrig interveniert. China hat einen festen Wechselkurs zum USD ist also eine „Fixer“. In dem Umfang in dem Japan an den Devisenmärkten interveniert hat sind die Reserven höher als der Leibi-Überschuss.
Die Lösung des ganzen kann also nur in der US-Regierung zu finden sein, die ja ebenfalls über ihre eigene, zumeist Binnennachfrage nach US-Food, US-Armor, US-Rockets, usw. neues Kreditgeld in Umlauf bringen kann, weil US-Government als sicherer Kunde gilt. Die Frage lautet also tatsächlich, wenn US-Government aus China finanziert wird und keine entsprechenden Warenlieferungen damit verbunden sind, dann ist doch in den USA tatsächlich neues Geld entstanden, welches an China weitergereicht wurde... Oder wo mache ich hier einen Denkfehler?
Zunächst würde ich China und Japan aus vielerlei Gründen nicht in einen Topf werfen. Zweitens, das Bild, das entsteht wenn Du sagst: „… wenn US-Government aus China finanziert wird….“ Liegt (gleichgültig wie China oder Japan in Besitz der USD gekommen ist) am Ende und nicht am Anfang der Kausalkette. Auf USD lautende Zahlungsmittel können nicht in China oder Japan entstehen, sie müssen in den USA entstehen und landen auf dem einen (Leibi-Überschuss) oder anderen Weg (Intervention) bei einer ausländischen Zentralbank.
Und hier wird nun der zentrale Fehler des Systems erkennbar, den der berühmte französische Ã-konom (und Berater de Gaulles) Jacques Rueff (1896-1978) einmal in folgendes Bonmot gekleidet hat:
Let me be more positive: if I had an agreement with my tailor that whatever money I pay him
returns to me the very same day as a loan, I would have no objection at all to ordering more suits
from him.
Die alles entscheidende Fehlkonstruktion des Währungssystems beim „dirty floating“ (Japan) oder bei einem „pegged system“ (China) ist genau dieser Umstand: Die monetären Fremdwährungsüberschüsse, die sich durch den Leistungsbilanzüberschuss oder Interventionen bei ausländischen Zentralbanken ansammeln, fließen in die USA zurück (Kauf von Staatsanleihen). Durch diesen fehlerhaften Mechanismus werden die USA nicht zu dem theoretisch notwendigen Anpassungsmechanismus eines Leibi-Defizit-Landes gezwungen. Vielmehr wird so verhindert, dass die Geldmenge schrumpft und die Zinsen ansteigen und der Wechselkurs fällt.
Man kann sich das sehr deutlich vorstellen, wenn man den oben geschilderten Mechanismus mit dem einer Goldwährung vergleicht. Das Leibi-Defizit der USA müsste durch Gold-Transfer nach China oder Japan ausgeglichen werden. Der Wechselkurs würde fallen, die US-Geldmenge würde schrumpfen, die Zinsen ansteigen und umgekehrt in den Überschuss-Ländern.
Theoretisch richtig müssten also alle USD, die sich bei den Zentralbanken in Japan und China angesammelt haben „stillgelegt“ werden. Sie dürften nicht wieder in den USA angelegt werden.
Das aber verhindern liebe und weitsichtige Politiker wie Herr Eichel: „Gold bringt keine Zinsen“.
Was theoretisch richtig ist, hat aber leider einen Haken. Wiewohl privatwirtschaftlich alle Importe aus China und Japan von den US-Importeuren „bezahlt“ wurden, hängt das internationale Währungssystem immer noch in der leistungswirtschaftlichen Gedankenwelt des „Warengeldes“. Und solange Japan und China diese USD-Forderungen halten, sind die US-Importe zwar „bezahlt“, es ist aber eben nicht „geleistet“ worden.
All dies hat jedoch gar nichts mit „neuem“ oder „altem“ Geld/Kredit zu tun. Es ist ein krasser Systemfehler in einem Kreditgeldsystem mit flexiblen Wechselkursen Devisenmarktinterventionen und/oder „pegging“ zu erlauben.
Gruß
und fröhlichen Weihnachten an alle!
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