-->Im Internet gehen die Reaktionen auseinander:
Vom Vorwurf des falschen Mitgefühls bis hin zu Verschwörungstheorien
Sie finde es sehr traurig, ja schon fast unverschämt, daß Urlauber einen Tag nach der Katastrophe wieder am Strand liegen können. So wie den AOL-Kunden"NSpiritofbear" wuerden Tausende die Fernsehbilder aus Asien in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit bewegen:
die Bilder von Opfern, das zerstörte Urlaubsparadies, die Hilfsmaßnahmen und die Reaktionen der Politik sind seit Mittwoch Gegenstand erregter Debatten im Internet. Ähnlich wie der 11. September 2001 habe auch dieses Ereignis eine Welle wüster Theorien und Beschimpfungen ausgelöst. In den zentralen Pin-Boards der großen Provider seien bis Donnerstag Zehntausende von Mitteilungen angehängt worden.
So seien in deutschen Internet-Foren bereits erste Diskussionsbeiträge aufgetaucht, die das Leid der Betroffenen in Bezug zur sozialen Situation in Deutschland setzen.
Ein Nutzer schreibe, die Katastrophe sei"ihm relativ egal":"Wir haben so viele Obdachlose hier in Deutschland, wo sich kaum einer darum schert! Bevor wieder zu Spenden aufgerufen wird, sollte man sich erst mal im klaren sein, ob es nicht dringender wäre, die Spenden hier im Land zu lassen."
Ein anderer habe notiert: Er selber gehöre zu den Harz-IV-Opfern, trotz dreier erlernter Berufe gäbe es keine Arbeit mehr für ihn. Ab Januar hätte er noch 50 Euro im Monat zum Leben, da geht es ihm ganz pauschal am A... vorbei, ob es dahinten Tote gegeben habe oder nicht. Zwar hätten dann in dem AOL-Chatroom, wo dies veröffentlicht wurde, Dutzende kritisch auf diese Thesen reagiert. Viele hätten jedoch auch zugestimmt.
Immer wieder werfen Menschen Fernsehanstalten oder Telefongesellschaften vor, sich an dem Unglück zu bereichern. So sei es"traurig", daß Reiseveranstalter und ARD und ZDF ihre Hotlines nicht kostenlos anböten, schreibe"H.H.": Das sei Abzocke und ekelhaft. Der Bürger werde aufgerufen zur Spende und solle dann auch noch die Telefongebühren bezahlen. Von dem normalen Bürger verlange man, daß er spende, und diese Genannten nutzten das Leid der Angehörigen aus, indem sie für Hotline und Spendentelefon Geld verlangen würden.
Heftig wird auch gegen die politische Klasse agitiert, zum Teil hart am Rande des Strafgesetzbuches. So bedauert"Bluemex" öffentlich, daß es Altbundeskanzler Helmut Kohl"nicht weggespült hat".
Andere hätten darauf hingewiesen, daß Bundeskanzler Gerhard Schröder"es mit der Flut" habe und unterstellen ihm gleich, sich jetzt erneut profilieren zu wollen. Dem halten andere entgegen, daß er"drei Tage gebraucht hat, um seinen Urlaub abzubrechen".
Viele Nutzer setzen die Katastrophe jedoch auch in konkreten politischen Rahmen. Ein"Anton" schreibe:"Ihr seid doch alle nur scheinheilig! Es sterben schon die ganze Zeit Menschen auf der Erde. In Indien sterben jedes Jahr fast eine Million Menschen an Armut. Im Irak sterben auch jeden Tag Menschen durch Anschläge. Es sind so viele Fälle, die auf unseren Planeten passieren, die keinen interessieren!!!! Jetzt kommt die Flutwelle, und alle wollen helfen, und Silvester soll ausfallen."
Zugleich tauchten die ersten Verschwörungstheorien auf, wer alles an dem Seebeben schuld sein könnte: Etwa Al Qaida oder Gott oder, natürlich, die USA.
Denn, schreibt ein Deutscher aus München auf einer für die Opfer gedachten Blog-Seite in Jaffna (Sri Lanka): Spenden beseitigten die Ursache nicht! Das Kyoto-Protokoll sei ein Weg zu einer sichereren Zukunft. Die Verminderung von CO2 sei ein Weg dahin. Zwar fragen einige asiatische Diskussionsteilnehmer erkennbar fassungslos: Das Seebeben habe doch nichts mit Kyoto zu tun. Was bringe man Euch in Deutschland bei?
Aber schon längst seien andere eingestiegen. Ein anonymer Nutzer schreibe: Die Weigerung der USA, Kyoto zu unterzeichnen, müsse jetzt als Akt des Terrorismus gesehen werden, der die Tragödie des World Trade Center übersteige
Da hätten nicht wenige wie die Nutzerin"Bea" am Donnerstag in einem deutschen Pinboard reagiert: Sie müsse feststellen, daß hier Menschen auf dem Weg zum Erwachsenwerden ihr Herz verloren hätten. Sie werde ihren Computer jetzt ausschalten, denn diese Kaltherzigkeit hielte ihr Herz nicht aus.
[b]Anmerkung: Diesen Ratschlag sollten vielleicht weltweit Abermillionen immer mal wieder befolgen. Man braucht das Netz weniger als man glaubt.
Tut/tat mir richtig gut.[img][/img]
Guten Übergang und ein gutes 2005.
aws.
kiz
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