-->Ich weiß nicht, wie hoch die medialen Wellen außerhalb Berlins angekommen sind bzgl. einer pikanten Angelegenheit in der Hauptstadt:
Die Chefin des Mauermuseums, Alexandra Hildebrandt, hat im ehemaligen Grenzstreifen ein Mauertotendenkmal erschaffen, gänzlich ungenehmigt, aber eindrucksvoll angelegt. Teile der Mauer wurden frisch weiß getüncht errichtet und daneben ein recht großes Stück mit vielen Kreuzen versehen, welche an Mauertote und andere Fluchtopfer erinnern und zum Gedenken auffordern sollen. Nun ist diese politische Richtung ja nicht gerade geächtet, aber...
...die politische Elite dieser Stadt reagiert ziemlich angefressen. Immer ist zu hören: es ginge ja nicht, dass da jeder seine privaten Mahnmale errichtet. Das scheint jedoch nicht das Problem zu sein, denn schließlich könnte man das bestehende Mahnmal organisatorisch eingliedern in die streng kontrollierte Mahn- und Gedenk-Matrix. Viel besser wäre:"Das Mahnmal muß weg!" Bislang weigern sich Alexandra Hildebrandt (quasi die"Lea Rosh der Kreuze") als auch die Besitzerin des Areals (irgendeine Bank), die Kreuze abzureißen. Sobald die Widerstandsfront eingerissen ist, werden die Bulldozer anrücken und die Gedenkkreuze umwalzen. Bilder dieser Aktion könnten allerdings furchtbar politisch unkorrekt interpretiert werden...
Nun zum Kern des Unmuts bei Berliner Senat, den Bundestagsnebenjobbern und anderen derzeitigen politischen Eliten, welche sonst nur zu gerne neue Denkmäler, Sühne-Skulpturen und Kollektivscham-Wahrzeichen schöpfen:
Sehr unweit nur befindet sich das beinahe fertige nationale Stelen-Denkmal der Frau Lea Rosh, welches mehrere Fußballfelder groß ist und damit nicht annähernd der Deutschen Ewigschuld gerecht wird. Da wir Berliner das neue Stelenmonument sehr ins Herz geschlossen haben, mutet die Aufstellung hunderter Holzkreuze, welche einer aus staatlicher Perspektive nur sekundär wichtigen Opfergruppe huldigen, wie eine messerscharfe Persiflage des ungleich teureren Originals an. Quasi eine Gedenk-Konkurrenz von Denkmälern, die sich wie bei Möbelhäusern, Technikmärkten oder Resterampe-Läden schon üblich, in viel zu enger Nachbarschaft befinden. Der Gedanke des massenweisen Aufstellens einundderselben Skulpturenform zwecks Ehrfurchtbeförderung wurde hier schamlos kopierrechtlich geklaut. Sollte jetzt die Billigdenkmalversion höhere Marktdurchdringung erringen als das stararchitektonisch kalkulierte Original, so wäre das der Sühnegau!...und die Besucherströme zur Friedrichstraße sind nicht klein.
Noch steht das Mauerdenkmal und womöglich wird man es bis auf 5-6 exemplarische Restkreuze verkleinern und anschließend dulden, so wie man jede Schokolade der Welt frei verkaufen darf, solange das Papier nicht lila ist.
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