-->Zur Situation in China:
Ausschlaggebendes Jahrzehnt der Reformen
2004/06/16
Mit den vielen Herausforderungen, welche die Wirtschaft konfrontieren, wird China in den kommenden 10 Jahren der Urbanisierung Priorität einräumen.Im Rahmen seiner Bemühungen, eine Gesellschaft mi einem bescheidenen Wohlstand umfassend aufzubauen, wird China mit einigen widrigen Faktoren konfrontiert sein, welche die wirtschaftliche Entwicklung im kommenden Jahrzehnt beeinträchtigen werden.Dies ist die Ansicht von Wang Jian, stellvertretender Ständiger Sekretär Chinas Makrowirtschaftlicher Vereinigung, der die widrigen Faktoren in einem jüngsten Online-Interview erläuterte.Für einen Staat ist es ein Muss, eine korrekte Analyse über die widrigen Faktoren, welche seine wirtschaftliche Entwicklung in der Zukunft, insbesondere in den nächsten 10 Jahren, gefährden könnten, vorzunehmen.Der namhafte deutsche Gelehrte Hoffmann sagte einst, dass, wenn der Produktionswert der Schwerindustrie eines Landes 50% des Gesamtbetrages dessen industriellen Sektors ausmache, dies bedeute, dass das Land sich in der mittleren Phase der Industrialisierung befinde, und wenn die Rate über zwei Drittel gehe, heiße dies, dass das Land seine Industrialisierungsperiode abgeschlossen habe. Mit 1 bzw. 2 als Symbolen, sind sie als der „Hoffmann-Index“ bekannt.Vor der Einführung der Reform- und Ã-ffnungspolitik 1978 entwickelte China seine Schwerindustrie in einem abnormal rapiden Tempo, darunter die Produktion von Eisen und Stahl. Dies ließ seinen Hoffmann-Index einst auf 3 hinaufsteigen. Nach Einführung der Reform- und Ã-ffnungspolitik hat China seine wirtschaftliche Entwicklungsstrategie readjustiert und seinen Fokus von der Schwerindustrie auf die Leichtindustrie verlagert. Trotz dieses Vorgehens begann der Anteil der Schwerindustrie allerdings nach den 1990ern zu wachsen, wobei der Hoffmann-Index 1,25 erreichte. Dies demonstrierte, dass China in die mittlere Phase der Industrialisierung eingetreten war. Anhand der Erfahrungen von Japan und anderen „kleinen asiatischen Drachen“ kalkuliert wird der Hoffmann-Index in China bis 2015 über zwei liegen, ein Niveau der Spätphase der Industrialisierung und das Pro-Kopf-BIP wird auf 3500 US$ ansteigen.Die internationale Praxis beweist, dass die mittlere und die späte Periode der Industrialisierung oft von einer Urbanisierungsflut begleitet ist. Aber Chinas Industrialisierung und Urbanisierung sind nicht im gleichen Tempo vorangeschritten, das Letztgenannte hinkt hinterher. Um eine ausgeglichene Entwicklung der beiden aufrechtzuerhalten, wird der Urbanisierung in den kommenden 10 Jahren Priorität eingeräumt werden.Im Prozess der Urbanisierung und Industrialisierung werden verschiedene Probleme und günstige Elemente auftauchen. Um die widrigen Faktoren zu bekämpfen und günstige Elemente ins Spiel zu bringen, sollte eine strategische Politik ausgearbeitet werden. Solange wir dies angemessen tun, wird Chinas Wirtschaft in der Lage sein, aufzusteigen.Im Prozess der Urbanisierung und Industrialisierung werden die Bevölkerung und wesentliche Produktionsfaktoren aus dem Agrarsektor in nicht-landwirtschaftliche Sektoren und von ländlichen Gebieten in die Städte strömen. Ackerland, ein wichtiger Produktionsfaktor, ist in China knapp und trotz des riesigen Territoriums machen die Ebenen nur 12% der gesamten Oberfläche aus. Der Bau von Fabriken, Städten und Straßen wird einige flache Gebiete aufbrauchen, was die wertvollste Ressource der Landwirtschaft ist. China hat insgesamt 1,3 Mrd. Hektar Ackerland. Aber nur 60 Mio. Hektar befinden sich auf flachem Grund mit einer Neigung von unter 8 Grad. Die meisten davon sind in den Ebenen verstreut und bringen doppelt so viel Getreide wie andere Gebiete ein.Die Widersprüche zwischen den Erfordernissen der Urbanisierung, der Industrialisierung und der Knappheit des Ackerlands werden die wirtschaftliche Entwicklung wahrscheinlich behindern.Chinas Bevölkerung wird bis 2010 über 1,4 Mrd. Menschen betragen. Von einem Pro-Kopf-Verbrauch an Getreide in Höhe von 500 kg pro Jahr ausgehend wird die jährliche Nachfrage für Getreide des Landes dann 600 Mio. Tonnen sein. Im Jahr 1998 brachte China 510 Mio. Tonnen Getreide ein, ein Rekordhoch, aber seither ist die Getreideproduktion jährlich zurückgegangen. Der Grund hierfür ist, dass China 4,24 Mio. Hektar an Ackerboden - ein Rückgang von 670 000 Hektar jährlich - für Zwecke der Urbanisierung, der Industrialisierung und der Rückführung in Wälder genutzt hat.Die Energie ist ein riesiger Faktor im Prozess der Industrialisierung und es wird erwartet, dass der Verbrauch an Energie und Mineralressourcen in großem Maßstab wachsen wird. Während das Hauptmaterial für die Leichtindustrie für Produkte aus dem Nahrungsmittel-, Bekleidungs- und dem Bereich für andere Notwendigkeiten des täglichen Lebens im Allgemeinen von der Oberfläche des Bodens kommt, nutzt die Schwerindustrie, welche Produkte zum Leben und Reisen produziert, Metall- und Energieressourcen oder Ressourcen aus dem Untergrund.Chinas Bevölkerung macht ein Fünftel der weltweiten Gesamtbevölkerung aus. Während seine Energiereserven und Mineralressourcen für die schwerindustrielle Entwicklung wie Ã-l, Erdgas, Eisenerz und Bauxit 5% des Weltvorkommens ausmacht, rangiert der durchschnittliche Verbrauch pro Person weltweit hinter dem 80. Platz. Daher ist es unvermeidlich, dass sie knapp sein werden.Lassen Sie uns Eisen und Stahl als Beispiel nehmen. Chinas Output an Eisen und Stahl entspricht dem gemeinsamen Output der USA und Japans 2002. Aber Chinas Verbrauch an Eisen und Stahl ging 2003 über 250 Mio. Tonnen und 2004 soll diese Zahl 280 Mio. Tonnen erreichen. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Eisen und Stahl von entwickelten Ländern während dieser Periode belief sich durchschnittlich auf eine Tonne, aber Chinas Pro-Kopf-Verbrauch wird aus den folgenden Gründen höher sein: Erstens, viele entwickelte Länder transferieren ihre industriellen Produktionsstätten nach China, was Chinas Verbrauch von Eisen und Stahl um eine große Spanne expandieren lassen wird. Zweitens, China baut eine große Anzahl von Hochhäusern in der Hoffnung, im Prozess der Urbanisierung Landfläche zu sparen. Aber die Hochhäuser werden 33% mehr Stahl und Eisen als jegliche andere Art von Gebäuden mit einer ähnlichen Bodenfläche nutzen.Die Knappheit an Eisen und Stahl ist nicht das auffälligste Problem, nimmt man Ã-l als Vergleich hinzu. Gegenwärtig liegt das jährlich handelbare Ã-l bei nur 1,6 Mrd. Tonnen. Noch schlimmer ist, dass es schwierig ist, die Produktion zu steigern, und die gelagerten Ressourcen sind unzureichend. Seit 1993 ist China ein Nettoimporteur von Ã-l. Im Jahr 2004 wird es 80 Mio. Tonnen importieren, ein Plus von 10 Mio. Tonnen gegenüber dem vorhergehenden Jahr. Der Mangel an Ã-l wird das Tempo Chinas Modernisierungskurses verlangsamen. Gegenwärtig hat China 4 Mio. Privatwagen, was darauf schließen lässt, dass nur 0,3% der chinesischen Familien ein Auto besitzen. In entwickelten Ländern lag diese Rate allerdings bei mehr als 70%. Mehr chinesische Familien werden ein Auto kaufen, was zu einer hohen Ã-lnachfrage führen wird. Die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage von Ã-l wird als ein weiteres widriges Element für Chinas wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Jahren fungieren.Die Umwelt ist ein weiterer wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes. Aufgrund eines Mangels an Ã-l wird Chinas Energiesektor sich stark auf Kohle zu verlassen haben. Aber Kohle sondert schädliche Gase ab. In China liegen etwa 90% der Ebenen in den östlichen Küstengebieten, eine Hauptstätte für die Implementierung des Industrialisierungs- und Urbanisierungsprogramms. Dies wird dichte Absonderungen von schädlichem Gas und Wasser verursachen.Die Beschäftigung ist ein weiteres Hindernis des Tempos der Urbanisierung. Die Schwerindustrie ist ein kapital- und technologieintensiver Sektor. In der Periode der Schwerindustrie wird die Kapazität des Landes, Arbeitskräfte zu absorbieren, abnehmen. In den 1980ern, als die Wirtschaftswachstumsrate bei 7% blieb, konnte China grundlegend die neuen Arbeitskräfte unterbringen. In den letzten Jahren wuchs die Volkswirtschaft über 8%, dennoch fiel die Beschäftigungsrate.Aufgrund der unausgeglichenen Entwicklung zwischen Industrie und Landwirtschaft vor der Reform und Ã-ffnung, hat China nach wie vor 370 Mio. Bauern, auch wenn bereits 150 Mio. die Nachfrage des Landes befriedigen könnten. Die überschüssigen Arbeitskräfte sind auf nicht-landwirtschaftliche Industriebranchen umgeschichtet worden. Seit Mitte der 1990er ging der Fluss der ländlichen Arbeitskräfte aufgrund der Entwicklung der Schwerindustrie zurück. Dies hat die Kluft zwischen den urbanen und ländlichen Gebieten geweitet. Wenn die Urbanisierungsprogramme unter der ländlichen Bevölkerung nicht gelöst werden können, wird die in der Landwirtschaft arbeitende Bevölkerung bei 900 Mio. oder sogar 1 Mrd. Menschen bleiben. Mit dieser Bedingung ist es für China hart, das Ziel des Aufbaus einer Gesellschaft mit umfassendem Wohlstand zu verwirklichen, selbst wenn das Pro-Kopf-BIP bis 2015 3500 US$ erreichen wird.
<ul> ~ der link dazu</ul>
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