SchlauFuchs schrieb:
Der effektive Unterschied zu Inflation durch Gelddrucken ist, daß das Geld, welches der Staat frisch druckt und in Umlauf bringt, mit der Zeit praktisch verdunstet, was die Geldsumme im Land auf einem bestimmten Niveau stabilisieren müßte (Druckt der Staat viel mehr Geld, verdunstet auch viel mehr Geld, druckt der Staat weniger Geld, verdunstet auch weniger).
>Ich glaube aber, daß Problem an einer anderen Ecke zu sehen. Wenn ein Händler eine Ware verkauft, aber zu dem Zeitpunkt nicht weiß, was er sich für das Schwundgeld besorgen soll, weil er eigentlich alles hat, dann wird er bestimmt den Schwund-Prozentsatz auf die Ware schlagen, um keinen Verlust zu machen.
Ich glaube, daß bei konstantem Schwundfaktor die beiden Wirtschaftssysteme äquivalent sind und durch die Eichtransformation
g(t)=exp(st)[i]g(t)
p(t)=exp(st)p(t)
z(t)=z(t)+s
[/i]
ineinander überführt werden. Dabei ist t die Zeitvariable, s die Umlaufgebühr. Mit p, g und z werden beliebige Wahrenpreise, Geldsummen oder Zinssätze bezeichnet. In Fettschrift beziehen sich diese Größen auf das normale System, in Kursivschrift auf das System mit umlaufgesicherter Währung.
Um eine solche These in mathematisch rigoroser Form zu begründen, kann man zu beweisen versuchen, daß beide Systeme den Wirtschaftssubjekten dieselben Handlungspielräume eröffnen. Man kann hierzu den Begriff"Wirtschaftsgeschehen" als Abfolge elementarer Wirtschaftsereignisse zu definieren. Als elementare Wirtschaftsereignisse bieten sich an: Geburt und Tod (auch im übertragenen Sinne) eines Wirtschaftssubjektes, Geschenke (von Geld oder Waren, freiwillig oder erzwungen, also auch Gläubigerverzicht), Kaufhandlungen, das Eingehen und Tilgen von Schuld (Tilgung kann einfach als Eingehen einer negativen Schuld betrachtet werden) sowie Güterumwandlungen durch Lohnarbeiter.
Das ganze erinnert also etwas an Dein Simulationsprojekt. Ich weiß nicht, was bei Dir die elementaren Wirtschaftsereignisse sind bzw. ob Du überhaupt mit diesem Begriff arbeitest. (Leider bin ich mit dem Simulationsforum nicht zurechtgekommen und kann auch kein Java sondern nur C/TeX/LISP etc).
Zur Begründung der These von der Eichinvarianz muß man nur zu jedem elementaren Wirtschafsereinis in einem normalen System das eichäquivalente Ereignis in einem System mit Schwundwährung definieren. Das eichäquivalente Ereignis zum Eingehen (bzw. Tilgen) einer Schuld über die Summe S zum Zins z zum Zeitpunkt t (normales System) ist das Eingehen/Tilgen einer Schuld über die Summe exp(-st)S zum Zins z-s zum Zeitpunkt t (Währa-System). Das eichäquivalente Ereinis zum Kauf einer Wahre zum Preis p zum Zeitpunkt t (normales System) ist der Kauf derselben Wahre zum Preis exp(-st)p zu demselben Zeitpunkt (Schwundsystem). Es ist klar, daß eichäquivalenten Wirtschaftshandlungen dieselben physikalischen/biologischen/chemischen Vorgänge zu Grunde liegen (vom Druck einer Banknote als physikalisches Ereignis sehe ich dabei ab).
Wenn man nun ein Wirtschaftsgeschehen in einem normalen System mit einem eichäquivalenten Wirtschaftsgeschegen in einem Währa-System vergleicht, so fällt folgendes auf: Einmal geschehen dieselben physkalischen/chemischen/biologischen Vorgänge. Wer also in dem normalen System verhungert, den wird dasselbe Schicksal auch ein dem Währa-System treffen. Außerdem können alle Bilanzen des Währa-Systemes mit Hilfe der Eichtransformation in die Bilanzen des normalen Systemes umgerechnet werden (also die Währa-Bilanzen werden einfach in Währa mit Ausgabedatum t=0 umgerechnet). Schließlich gilt für Einzelpreise die obige Eichtransformation, und daher gilt sie näherungsweise (bei Mittelung über ein genügend kleines Zeitintervall) auch für die Durchschnittspreise aller Güter. Daraus folgt aber, daß die Eichtransformation auch auf den Geldwert aller Eigentümer eines Wirtschaftsteilnehmers angewendet werden kann. Für einen Wirtschaftsteilnehmer ist also der Quotient aus seinen Verbindlichkeiten und dem Wert seiner Eigentümer in beiden Systemen ein und derselbe. Daher folgt auch, daß ein Wirtschaftsteilnehmer etwaige Beleihungsgrenzen in beiden Systemen einhält oder in beiden Systemen überschreitet.
Daraus würde sich ergeben, daß beide Wirtschaftssysteme den Menschen dieselben Handlungsspielräume bieten.
MfG
JeFra
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