-->Hi Zandow,
wer Illig, Topper und Heinsohn kennt, der ist ja schon so einiges gewohnt. Noch einen Zacken schärfer geht's bei Zillmer zu. Er bietet einen Rundumschlag zur Frühgeschichte, Antike und Mittelalter. Man traut seinen Augen nicht, wenn man das liest.
stimmt, ich hab meinen Augen auch nicht getraut,"Rundumschlag" ist schon das richtige Wort dafür - dabei ist nämlich so einiges an Seriosität auf der Strecke geblieben...
Kleiner Ausriß:
Die europäischen Hochsprachen Hochdeutsch, Spanisch, Italienisch usw. sind Kunstprodukte des späten Mittelalters. Abgeleitet aus dem Indogermanischen nach einem variierenden mathematischen Muster. Auch das Latein gehört dazu! Somit hat sich die gesamte Antikengeschichte, besonders die des Römischen Reiches, erledigt!!
Wenn Zillmer sich wenigstens ein bißchen mit Sprachwissenschaft beschäftigt hätte, wäre ihm dieser Quatsch gar nicht erst aus der Feder geflossen. Stattdessen hält er sich hier ausschließlich an obskuren Autoren des 18. Jh. oder früher - woher hatten die denn eigentlich ihr"wahres Wissen", bei all den angeblich totalgefälschten Quellen?
Daß Zillmer die darauffolgenden wissenschaftlichen Erkenntnisse des 19. und 20. Jh. ignoriert hat, stattdessen nur kurz (und, wie noch öfters im Buch, ohne Belege / nähere Ausführungen) von einem"Indogermanen-Wahn" spricht), ist wenigstens konsequent.
Was nicht heißen soll, daß da nichts zu kritisieren wäre: gerade vor dem Hintergrund der hier bereits bekannten Zeitkürzungen - hier:"dark ages" der Frühantike, des Hellenismus und des Frühmittelalters - muß die Sprachgeschichte des Germanischen teilweise neu geschrieben werden (wesentlich späterer Beginn - daher auch keine Erwähnung von Germanen bei frühantiken Autoren - und späterer Abschluß der germanischen Lautverschiebung, erst um ca. 300 n. Chr.).
Aber das ist offenbar, wie oben schon geschrieben, nicht Zillmers Ding.
War ich bisher der Meinung, das Christentum entstand so im 11. bis 13. Jahrhundert, verlegt Zillmer dies in das 15./16. Jahrhundert, wobei er damit allerdings die Papstkirche meint und einen heidnisch-christlichen Glauben zu erkennen scheint. Leider geht er darauf nicht näher ein.
Das zieht sich leider streckenweise wie ein roter Faden durchs Buch: er fliegt wie ein Kolibri von einer Blüte zur anderen - nur kurz mal nippen und weiter geht's im Text. Für ein Sachbuch m.E. zu wenig.
Unglaublich geradezu seine Belege, die Menschen seien Zeitgenossen der Dinosaurier gewesen.
Ja, die ersten Bücher von Zillmer waren besser - ich sach da nur: Schuster, bleib bei deinen Leisten!
Also, für Geschichts- und Chronologieinteressierte eine überaus köstliche Lektüre.
Das Buch:"Kolumbus kam als Letzter"
Wenn Zillmer sich auf sein eigentliches Buchthema (Altweltliches in Amerika) beschränkt hätte, wär's vielleicht im ganzen noch ganz ordentlich geworden, zumal er gerade dort bei der Beurteilung von rätselhaften Steinfunden auch sein Fachwisssen als Bauingenier einbringen konnte.
Aber dann hätte er auch zugeben müssen, daß das meiste von dem, was er da so präsentierte, so neu nicht war: siehe"Sorry Kolumbus" von Heinke Sudhoff (Ehefrau des früheren BRD-Botschafters Jürgen Sudhoff, u.a. in Mexiko) aus dem Jahr 1990 - wenigstens ein Hinweis darauf im Text oder Literaturverzeichnis? Fehlanzeige.
Aber man kann ja nicht alles wissen oder im Kopp behalten - und der"Kolumbus"-Buchtitel ist ihm (oder dem Verlag) sicher auch nur"einfach so" eingefallen.
Gruß bernor
PS: Bleibt dem geschichts- und chronologieinteressierten dem Leser die Hoffung, daß das nächste Buch (über die Evolution, ab August 2005) wieder an die frühere Qualität anknüpft.
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