-->>Zandow:[i]Falls sich in der nächsten Zeit was Interessantes ergibt, berichte ich davon; natürlich besonders die Ur I-III - Einteilung.[/i]
Hallo, Zandow,
nachdem Popeye weitere Hinweise geliefert hat, die in die Richtung gehen, dass es sich bei Ur I bis Ur III um die Dynastienfolge handelt, meine ich, dass es dazu keine anderen Angaben, die eine andere Interpretation aufzeigen, geben wird. Einzig die Bezeichnung Ur I und Ur II sind ungewöhnlich, da sie ansonsten in der Literatur wohl eher selten verwendet werden (hatte versucht, diese Bezeichungen in die Zeittafel einzufügen und mit der Königsliste zu verknüpfen). Doch Popeye deutete wohl hierzu auch den Grund an, warum es Ur I und Ur II in der betonung nicht häufig gibt: die Zeiten sind wenig geschichtlich und damit noch unsicherer als die der III.Dynastie, die sich nur relativ verschieben können.
>Uwe:[i] Überschwemmungssituationen waren in diesem Zweistromland, dessen maximale Höhenunterschiede nur Dezi-Meter betragen, nichts ungewöhnliches. bedenkt man zudem, das Ur auch eine Geschichte als küstennahe Stadst hatte (heutiger Golf), so wird deutlich, dass Überschwemmungen einen Prägenden Charakter einnahmen.
>Zandow:[i] Tjaaaaa, das ist ja so eine Sache. Es sind eben nicht nur dm, sondern die entscheidende Schwemmschicht hat eine Dicke von ca. 3,5 METER!!!!! Bei dieser Dicke kann man von einer ÜBERREGIONALEN (nicht nur einer lokalen) Naturkatastrophe ausgehen.
>Ich würde mal (locker, frei und flockig) eben jene Naturkatastophe (Überschwemmung -> Sintflut) als Auslöser für den Übergang von der häuslichen Produktionsweise zur tributären Produktionsweise sehen....[/i][/i]
Ja, Zandow, das mit den Dezi-Meter hätte ich besser formulieren sollen und statt dessen von wenigen Höhenmetern schreiben sollen. In der Tat stellt sich das Gelände des Zweistromlandes als ein"Schwemmland" da, dass über eine Längenausdehnung von ca. 350 km ein"Flußlauf-Gefälle" von 1 Höhenmeter je ca. 10300 Entfernungsmeter aufweist. Da die beiden Flüsse, Euprat und Tigrit, aus den Bergen kommend, bei Schneeschmelze gewaltige Wassermengen führen, bittet diese Geländeformation ein natürliches Überschwemmungsgebiet.
Durch die mitgeführten Schwemmsande werden zudem die Flußläufe, in den das Wasser nur mit mäßiger Geschwindigkeit fließt, versandet und das Wasser formt ein neues Flußbett. Dieser Prozeß wiedeholt sich, so dass über die Jahrtausende die heutigen Flußläufe nicht die sind, wie sie einmal waren (Städte, an Flußläufen gegründet, liegen heute weit abseits von den Ufern).
Es ist also nichts aussergewöhnliches, wenn es immer wieder Überschwemmungen gegeben hat. Dass es eine Flut gegeben haben wird, die im"kollektiven Gedächtnis" der Menschen das Ausmass erreicht hat, das mit der Sintflut beschrieben wird, ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen.
Ob diese Naturkatastrophe jedoch die Wirkung hatte, die Du Dir als Arbeitshypothese vorgibst, nämlich, dass sie der Auslöser zur Veränderung der Gesellschaftsform war, glaube ich nicht.
Es wurde hier im Forum schon früher erwähnt, dass eine unabdingbare Voraussetzung zur Tributpflicht die ist, dass man seßhaft (heute"wohnhaft") ist, um von der Macht"abkassiert" werden zu können. Damit ist m.E. zu vermuten, dass bereits auch zu Zeiten der ersten größeren Städte die Gesellschaftsformen derart bestanden, dass Abgaben auch an außerhalb des Familienverbandes stehende, zu leisten waren.
Da es jedoch größere Siedlungen (Jericho, Catal Hüyük, Byblos,...) bereits weit vor dem 4./3.Jtd. gab, also vor der hier vermuteten Sintflut - die sich allerdings eher wohl regional im"babylonischem Raum" ereignete, wenn man es aus dem heutigen Weltbild betrachtet -, ist m.E. davon auszugehen, dass auch das Abgabensystem vor der Sintflut existierte.
Zudem ist zu bedenken, dass es für die o.g. Orte m.W. keine Bericht über Zerstörungen durch Fluten biblichen ausmaßes gibt. Damit wird es auch m.E. schwer fallen, den Auslöser für den Übergang von der"häuslichen Produktionsweise zur tributären Produktionsweise" in Flut-Katastrophen jener Zeit zu sehen. Es ist wohl eher der Übergang von der Jagd- zur Agrawirtschaft, der dieses bewirkte.
Wenn du ferner bedenkst, dass der Gilgames(ch), der zu 2/3 Gott und zu 1/3 Mensch war, als jener König von Uruk von der Nachwelt verehrt wird, der die Tempel lange Zeit nach der zerstörenden Flut wieder erstehen ließ - die Ordnung wieder herstellte -, dann bedeutet es doch, dass, folgt man den Überlieferungen, durch die (gilgamesche/sumerische/babylonische) Sintflut wohl einiges zerstört wurde, was jedoch später wieder aufgebaut wurde.
Und auch die biblliche Sintfut läßt m.E. keinen"ordnungspolitischen Bruch" erkennen, da vor und nach der Sintflut die gleiche Herrschaftstruktur zu erkennen ist - da wäre dann schon eher der Zeitpunkt zu suchen, zu dem die Vertreibung aus dem Paradies stattfand.
Betrachtet man alle die Sintflutberichte, einschließlich der hier nicht erwähnten, wie auch z.B. die der griechen Mythologie, so ist das"Drehbuch" immer das gleiche: Der"Herrscher" hat das Volk, mit dem er unzufreiden war bzw. das ihn störte, ausgetauscht - der Wunschtraum so manchen Vollblutpolitikers heute -, was sich die jeweils Lebenden als"Warnung" nehmen sollen. Ja, nach einigen Berichten wollte der"Herrscher" es ja sogar abschaffen, doch wurde schnell klar, das dann die fehlten, die den Götter zu diensten sein sollten - und wenn es nicht gestorben ist, dann existiert das Volk auch noch heute ;).
Viel Spaß und Erfog bei Deinen weiteren Studien,
Uwe
P.S.
@prinz_eisenherz: meine Dank für Deinen Hinweis auf die Beiträge zum Thema im"Baldur-Forum" und die Links.
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