Hallo, hallo, hallöchen (auch wenn's zynisch klingt) -
Meine Antwort ist in Hardys Antworten im wesentlichen enthalten. Die eine oder andere Ergänzung, falls sie mir einfällt, dazu (im übrigen gilt, was JüKü in seiner bekannten lakonischen Kürze"Zu-stimmung" genannt hat):
>>Hallo Ede!
>>Da die Antwort von dottore noch aussteht darf man sich ja mal ein paar Gedanken zu Deinen Fragen machen. Der Meister wird sicher noch Stellung nehmen.
>>Du schreibst:".. existiert im Kreis der Verantwortlichen in Politik und Finanzwesen ein Krisenplan für das Vorgehen in dem zu erwartenden Crash."
>>Ich denke schon das man Notfallpläne in den Schubladen hat. Ob diese dann auch die entsprechende Wirkung entfalten können ist dann wieder eine andere Frage.
>Nein. Nach meiner Überzeugung haben die Verantwortungslosen in der Politik nicht einmal Problembewusstsein dafür. & die Verantwortlichen in der Wirtschaft leben nach dem Prinzip Hoffnung: es wird nicht so schlimm kommen & wir steigen rechtzeitig aus, nur müssen wir halt nach Möglichkeit usque ad finem weitermachen.
Richtig. Sie haben d e f i n i t i v weder ein Problembewusstsein noch gar irgendwelche Pläne in der Schublade. Weder der BK und seine Machtzentrale, noch der BFM noch die Buba. Sie sind alle durch die Mühle der bekannten ökonomischen Schulen gewandert, vom Neo- alias Ordo-Liberalismus über Keynesianismus bis zum Monetarismus. Das, so glauben sie, reicht allemal. Irgendein Rezept schlägt mit Sicherheit an.
Außerdem hat man jede Menge Nobelpreisträger für Wirtschaft, die für Sachen wie 1 = 1 ausgezeichnet wurden oder dafür, wie man beim Pokern gewinnt oder dafür, dass eine freie Wirtschaft sich nicht nur auf den Markt für Eier beschränken sollte oder dafür, dass es Wechselkurse gibt, die man nicht erklären kann oder dafür, dass es armen Ländern schlechter geht als reichen oder dafür, dass eine Wirtschaft schneller vorankommt, wenn die Leute darin schneller befördert werden oder sich das Wissen schneller verbeitet, usw.
Wenn nichts anschlägt, wie in Japan, wird das dann mit ausweichenden Anworten wie"Reformstau" usw. abgetan. Oder man schlägt, wie Krugman (MIT) einen Negativzins der Notenbank vor und wundert sich, dass man dafür keinen Nobelpreis kriegt (noch nicht). Außerdem ist Japan weit weg. Und so was kann doch nicht bei uns passieren.
>>"Haben diese Leute eine Vorstellung davon, wie sie ein Finanzsystem implementieren können, das eine längere Mindesthaltbarkeit als einige
>>Jahrzehnte aufweist?"
>>Doch, eine Vorstellung davon werden sie schon haben. So blöd scheinen die mir nicht zu sein. Nur muß dazu ja die Basis neu geschaffen werden. Und wie soll sich so etwas durchsetzen lassen?
>Für die Leute an der Spitze bedeutet das das Ende einer Umwelt, die sie gedeihen ließ. Sie können sich nicht vorstellen, unter gänzlich veränderten Umweltbedingungen zu leben. Sie haben Vorstellungen von Notmaßnahmen im Rahmen des gegenwärtigen Finanzsystems, wie immer man das definieren will. Mehr nicht!
Ebenfalls absolut richtig. Da gibts doch noch den IWF und der gilt bekanntlich als"lender of last resort", den man mit irgendwelchen (ungebuchten, da kameralistisch - wie der Staat eben wirtschaftet - in einem schnell neu eröffneten Schattenhaushalt versteckt) Kreditermächtigungen ausstatten würde, außerdem vertrauen alle auf die Macht der Fed, dann haben sie ja die EZB, die notfalls aufgepumpt werden könnte, wie weiß allerdings keiner und dann gibts noch die BIZ, die man auch mal reaktivieren könnte.
>>Über den Gang zum Konkursrichter kann man natürlich immer gut schwadronieren, aber die Umsetzung ist eine ganz andere Sache.
>>Meiner Überzeugung nach wird der Finanzkollaps chaotische Zustände hervorrufen und dann werden drakonische Sofortmaßnahmen ergriffen wie z.B. Verbot von privatem Goldbesitz, Aussetzung von Zinszahlungen, Zwangsvollstreckungen usw..
Über solche Notmaßnahmen wird es keinerlei Einigung geben, siehe schon jetzt das EU-Durcheinander bei ganz banalen Dingen. Ganz zu schweigen von dem Riss, der dann Europa von den USA trennen wird. Man wird von der supply side zur demand side wechseln und umgekehrt. Ein weltweites Verbot von privatem Goldbesitz ist ganz unvorstellbar, ganz abgesehen davon, dass es dazu keinerlei vorhandene gesetzliche Möglichkeit gibt (wie das mit"Eilverordnungen" läuft, haben wir eben im BSE-Fall erlebt). Es gibt zwar ein Außenwirtschaftsgesetz, das grenzüberschreitenden Transfer von Geldern einschränken könnte, aber das nach der Einführung des Euro? Unmöglich! Zinsen werden sich strecken lassen oder mit Hilfe irgendwelcher Scripts erledigt. Es wird daher über kurz oder lang auf die Hyperinflation hinauslaufen, denn die Notenbanken werden zur"Abwehr des gesamtwirtschaftlichen Ungleichgewichts" zur Direktkreditvergabe an die öffentlichen Haushalte gezwungen sein (Klartext: Rediskont immer kurzfristiger laufender öffentlicher Titel). Zwangsvollstreckungen wirds im privaten Bereich en masse geben, bis sich Widerstand regt, und noch Mal einen Lastenausgleich? Ausgeschlossen!
>>Um diese Dinge durchzuziehen wird, zumindest zeitweise, eine Diktatur installiert. Wie soll es denn auch sonst gehen? Bei Plünderungen könnte ich mir auch Erschießungskommandos der Polizei vorstellen.
>Gut möglich. Der Oldy in seinen Wäldern dürfte noch am sichersten sein. Henry Thoreau & John Seymour kommen wieder zu Ehren
Ja, der Wald wird neue Qualität bekommen. Und"Walden" wird wieder ein Bestseller. Aber erleben wir die Privatisierung der Wirtschaft via Schwarz- und Schatten- und Heimarbeit nicht schon in immer grlößerem Umfang?
>>Klingt alles fürchterlich dramatisch, aber einen anderen"friedlicheren" Weg sehe ich nicht.
>>Das ist mal ein kleiner Seitenhieb an alle Teilnehmer der Geld-/Crash-Diskussion mit mir inklusive.
Es muss keinesfalls unfriedlich verlaufen müssen. Ein klares, beherztes Statement eines besonnenen Mannes im TV von wegen"leider war das alles nix und jetzt ist eben alles weg und wir müssen noch Mal von weiter vorne anfangen" wird in dieser Lage Wunder wirken. Der Marxismus ist auch relativ undramatisch verschwunden.
>>Manchmal scheint es so als würden wir aus sicherem Abstand dem Untergang der Titanic zu schauen. Und wir reden darüber was der Kapitän an rechtzeitigen Kursänderungen hätte vorher tun müssen.
>>Das Problem ist nur - wir sitzen alle mit auf der Titanic.
Das ist leider ebenfalls richtig. Aber wir wissen a) dass es die Titanic ist und b) dass sie sinken wird. Das unterscheidet uns doch gewaltig von den Ahnungslosen von damals.
>>So richtig zu Ende denken will ich das ehrlich gesagt garnicht und ich habe auch leider keine Lösung. Vielleicht hilft neben gesundem Menschenverstand dann nur noch beten.
Beides hilft. Der gesunde Menschenverstand am meisten (aber den haben wir schließlich auch vom lieben Gott - oder?).
>>"Sie müßten dies durch Ihre Beschäftigung mit diesen Themen wissen. Sind sich diese Leute im klaren über die Wirkung der Staatsverschuldung? Ich gehe den im Buch"Krisenschaukel" dargestellten Erkenntnissen einig mit Ihnen. Jeder ernstzunehmende Politiker und Notenbanker müßte doch um diese leicht nachzuvollziehenden Wechselwirkungen wissen?
Nein, alle Diskussionen sind fruchtlos im Sande verlaufen. Motto:"Sie haben ja irgendwie Recht, aber so schlimm kommt's schon nicht."
>>Oder haben die etwa doch keinerlei Ahnung, wie ich vermute. Liegen Ihnen Erkenntnisse seriöser Arbeit an Problemlösungen in diesen Kreisen vor?"
Keinerlei Ansätze dazu.
>>Das ist nun eine sehr gute Frage. Da werden die Vertreter der Weltverschwörungstheorie klingende Ohren bekommen.
Von der Weltverschwörung halten wir besser nichts. Ich wüßte nur gern Mal einen, der als Verschwörer geoutet würde. Prinz Bernhard, der Bilderberger-Gründer, leitee sich in direkter Linie von Maria und Josef her. Das sagt genug über den IQ dieser Leute aus.
>>Wie gesagt, da oben gibt es nicht nur Trottel. Ich glaube sogar das dort sehr sehr gescheite Leute sitzen. Aber sie könnten auch ziemlich skrupellos sein.
>Skrupellos. Eben. Skrupellose Trottel & skrupellose Kluge
Beide gibt es. Etwa im Verhältnis 100.000.000 zu 1.
>>Es drängt sich dann die Frage auf, wollte man eine solche Entwicklung vielleicht haben? Aber zu welchem Zweck?
>Die will keiner von den Oberen. Warum auch - sie leben ja bestens davon!
Ebenfalls ist es so.
>>Es wird jetzt sicherlich kräftig Prügel für diesen Satz von mehreren Teilnehmern geben.
>>Nur sollte man manchmal die Dinge auch zu Ende denken. Seltsamerweise muß man sich manchmal den Extremen nähern um die sogenannte Normalität zu verstehen.
>>Und zum Schluß. Von diesen Plänen (Krisenmanagement, Neuordnung des Geldwesens o.a.), falls diese existieren, wird der Pöbel bzw. das gemeine Volk zu allerletzt erfahren. Das gebietet ja schon die Logik.
Da es die Pläne nicht gibt (definitiv n i c h t ), muss sich keiner Sorgen machen.
Es kommt zwar sehr, sehr Unangenehmes auf uns zu, aber das Gute daran ist: Es kommt nicht auf einen Schlag, sondern in Schüben, so wie der Nemax sich in diesem Jahr verabschiedet hat. Und nach jedem Schub können wir uns hier über die neue Lage unterhalten und darüber, was zu tun ist, wenn etwas geschieht, mit dem wir nicht gerechnet hatten (was selbstverständlich passieren kann oder sogar wird).
Also nur MUT und Kopf hoch!
Das packen wir schon.
Gruß
d.
>>mfG
>>nereus
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