-->Rückkehr Ecuadors an den internationalen Kapitalmarkt
Erste Bondemission nach Default 1999
C. H. Rio de Janeiro, 9. Dezember
Ecuador hat in dieser Woche sein Comeback auf dem internationalen Kapitalmarkt gefeiert. Das Land placierte eine Anleihe im Umfang von 650 Mio. US-$. Es ist die erste Emission seit dem Zahlungsausfall im Jahr 1999. Die Anleihen mit einer zehnjährigen Laufzeit und einem Coupon von 9,375% wurden zum Preis von 91,69 Cent verkauft; die Rendite betrug bei Ausgabe 10,57% und der Spread, also der Risikoaufschlag gegenüber vergleichbaren US-Staatsanleihen, 633 Basispunkte (100 Basispunkte sind ein Prozentpunkt). Laut Angaben der Regierung war die Emission mit 1,5 Mrd. $ überzeichnet.
Die Rückkehr Ecuadors an den internationalen Kapitalmarkt deutet auf einen anhaltend grossen Risiko-Appetit der Anleger hin. Diese kaufen seit geraumer Zeit Schwellenländer-Anleihen in grossem Stil, weil diese im Vergleich mit den niedrig verzinsten Industrieländer-Obligationen mit verlockenden Renditen winken. Dass das politisch und wirtschaftlich instabile Ecuador auch beträchtliche Risiken aufweist, scheinen die Anleger dabei in Kauf zunehmen. Exemplarisch für das Risiko steht die Tatsache, dass die Emission von dieser Woche erst im zweiten Anlauf hatte durchgezogen werden können; der erste Anlauf vom Frühjahr war wegen politischer Unruhen abgebrochen worden.
Der seit der Amtsenthebung seines Vorgängers im Frühjahr regierende Übergangspräsident betonte mehrfach, dass er die Schulden bedienen werde. Bei den derzeit hohen Erdölkotierungen sollte dies für den erdölexportierenden Staat in den nächsten Monaten kein Problem sein. Der Erlös aus der Bondemission zusammen mit einem Kredit des Latin American Reserve Fund über 400 Mio. $ hievt die liquiden Mittel nun auf die Summe von 1 Mrd. $. Laut den Berechnungen verschiedener Finanzinstitute sollte diese Summe bei weitem ausreichen, um die Schulden im Jahr 2006 zu bedienen. Zudem plant Ecuador den Rückkauf von kurzfristigen Inlandschulden; damit fiele ein grosser Teil des Default-Risikos weg, da es in Krisenzeiten oft schwer ist, diese kurzfristigen Titel neu zu placieren. Mit der in dieser Woche getätigten Neuemission wurde Ecuadors Zahlungsfähigkeit für 2006 also deutlich gestärkt. Im Endeffekt jedoch wird Ecuadors finanzielles Schicksal von der Politik bestimmt, und die ist eine grosse Unbekannte. Unter den Anlegern war auch der venezolanische Staat, der laut der ecuadorianischen Zeitung «El Comercio» Anleihen im Umfang von 25 Mio. $ zeichnete. Das ist jedoch nur noch ein Bruchteil dessen, was die Venezolaner ursprünglich zugesagt hatten.
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