-->Buchrezension: Dr. med. Max Otto Bruker -"Der Murks mit der Milch" TEIL 1
von Christian Kaiser
Gesundheitsgefährdung durch Milch
Genmanipulation und Turbokuh
Vom Lebensmittel zum Industrieprodukt
An dieser Stelle danke ich persönlich unserem Forumsvielschreiberling (kurz ForumsViSch) Jürgen T., der mir den Ansporn gab, dieses Buch hier, welches mir zuvor schon seit meiner Kinderheit (die ist noch gar nicht sooo lange her) vom Hörensagen ein Begriff war, aufzuarbeiten.
Ein Rohmilchfanatiker war er schon, auf gut deutsch ausgedrückt, der Dr. Bruker, der zu Lebzeiten auch unseren raffinierten Industriezucker aufs akribischte bekämpfe (siehe meine Rezension"Zucker Zucker" von vor ein paar Wochen). Viele Feinde hatte er sich gemacht. Ob Nahrungsmittelhersteller, Politiker oder Ärztekollegen. Stets verstand er es, auf Missstände in unserer Ernährung und Lebensweise hinzuweisen und die Schuldigen in seinen Büchern an den Pranger zu stellen. Trotz Drohungen und Beschimpfungen von allen Seiten behielt er kein Blatt vor dem Mund - im Gegenteil: noch lauter wurde seine Stimme, noch schärfer seine Worte, mit denen er seine Erkenntnisse, unterstützt durch mehr als sechs Jahrzehnte Praxiserfahrung, in der er zahlreiche"hoffnungslose Fälle" erfolgreich behandelte, untermauerte. Mitterweile wandeln viele auf seinen Pfad, um es vorsichtig auszudrücken. Es hat sich herumgesprochen, was durch die Bruker'schen Erkenntnisse, die im großen Umfang unsere Ernährung betreffen, alles bewegt werden kann. Selbst seine schriftlichen Werke in Buchform, welche es in ebay gebraucht zu erwerben gibt, erreichen meist annäherend den heutigen Neupreis, was m.E. für die große Nachfrage und das Interesse bei der Bevölkerung spricht. Widmen wir unsere kostbare Zeit heute eines dieser Bücher, in dem der Doktor den großen"Murks" mit unserer Milch auf den Punkt bringt...
Vor mir liegt nun die fünfte Auflage aus dem Jahre 2001, die auf etwa 240 Seiten Inhalt in leicht verständlichem Deutsch die Problematik an den Mann und die Frau bringt. An Dr. Brukers Seite befindet sich der Co-Autor Dr. phil. Mathias Jung, der maßgeblich zur Entstehung dieses Buches beigetragen hat. Erschienen ist das Buch im emu-Verlag als Band 19 der Reihe"Aus der Sprechstunde".
Im Vorwort stolpert man bereits von einem Missstand in den anderen: Nicht nur, dass das Gesundheitsministerium gegenüber Dr. Bruker ein Papier vorbereitete, da er die"Frechheit" besaß, den Genuss von Rohmilch zu empfehlen, auch findet man eine Anprangerung der"Deutschen Gesellschaft für Ernährung" (DGE), die vom Autor nur noch als"Sprachrohr der Nahrungsmittelindustrie" bezeichnet wird, und neben H-Milch auch Werbung für McDonalds und Coca Cola macht.
Das Vorwort zur vierten Auflage hält sich hier kaum zurück, beginnt es aber ungleich positiver, indem auf die viele Resonanz auf die ersten Auflagen hingewiesen wird. Trotzdem bleibt laut den beiden Autoren die Erkenntnis, dass"wirtschaftliche Interessen Vorrang vor den gesundheitlichen haben - von staatlicher Seite unterstützt und subventioniert."
Alles andere als Langeweile ist dieses Buch, das in den ersten beiden Kapiteln einen historischen Rückblick bietet und neben zahlreichem Zahlenmaterial auch mit etlichen Originalzitaten aufmarschiert:"Von der Bauernmilch zur Industriemilch oder Bakterienphobie und Sterilmilch" ist die Überschrift, dessen zwanzigseitiger Inhalt uns direkt ins neunzehnte Jahrhundert zurückkatapultiert. So stellt aber der Autor vorher noch fest, dass in heutiger Zeit nicht nur bäuerliche Milch genehmigungspflichtig ist, sollte sie den direkten Weg auf den Esstisch finden, sondern auch, dass erst ein"Jahrhundertprozess" aus der Milch das gemacht hat, was wir heute im Geschäft vorfinden. Dabei wird permanent auf die Doktorarbeit"Von der Bauernmilch zur Industriemilch. Zur Entwicklung und Funktion der Qualitätsnormen bei Milch" von Andrea Fink (Gesamthochschule Kassel 1992) Bezug genommen, die laut den Autoren die bis dahin umfangreichste Arbeit ist, und selbst das bisher gesammelte Material in den Schatten stellt.
In den Jahren zwischen 1870 und 1913 kam es so zu einem entscheidenen Wandel der Milch vom Urprodukt zur Handelsware. Der Überfluss der Milch am Lande stand konträr zu dem Milchmangel in der Stadt, der nicht zuletzt auch 1906 zur Gründung des"Verband deutscher Molkerei- und Käsereibesitzer" geführt hat. War noch um das Jahr 1850 der Transport von Milch auf etwa fünf Kilometer Maximaldistanz - auf einem Pferdefuhrwerk - beschränkt, so kam es nach der Reichsgründung und dem Schienentransport zu einer Reichweitenerhöhung auf bis zu sechzig Kilometer. Trotzdem waren bis ins zwanzigste Jahrhundert"Stadtkühe" fester Bestandteil jeder Großstadt. Die Reichshauptstadt Berlin bezog noch im Jahre 1927 17% des Milchbedarfs aus stadteigenem Rindbestand.
Die Beseitigung der Zunftschranken und die Einführung der Gewerbefreiheit sorgte beiläufig für eine Abschwächung der Kontrollen und Qualitätsnormierungen, was den"Siegszug der Chemie" bedeutete. Hier sei als Stichwort nur der Name"Justus Liebig" erwähnt.
1875 kam es zur Errichtung eines zentralen Gesundheitsamtes durch den Reichstag, ein Jahr später erging dann die erste Prüfung, inwiefern"Verfälschung von Nahrungsmitteln unterbunden werden konnte", welche zur damaligen Zeit bereits"einen schrecklichen Umfang gewann". Dabei fiel einer der Hauptaugenmerke auf die Milch. Und so erhielten 1879 im Zuge des Reichsnahrungsmittelgesetzes Beamte die Befugnis, Geschäftsräume zu betreten und zu kontrollieren. Hier merken die Autoren aber an, dass eben die Frage, was nach welchen Kritierien kontrolliert wird und gegebenfalls aus dem Verkehr gezogen wird, entscheidend ist.
Ein weiteres Probelm der damaligen Zeit war die Seuchenübertragung. Seit Pasteur und Koch galten die"bösen Bakterien" als Krankheitsverursacher. Schließlich gelang es aber bis zum Jahre 1914 die wichtigsten Tierseuchen auszurotten. Nur eine hielt sich hartnäckig: Tuberkolose war noch um 1910 bei 22,5% aller Kühe zu finden. Der angebliche Grund hierfür waren die schlechten Stallverhältnisse, die noch vielerorts vorzufinden waren. Zur selben Zeit kam es deswegen zu einem Abgabeverbot unerhitzter Milch bei äußerlich erkennbarer Tuberkoloseerkrankung des Tieres.
Dies gipfelte schließlich 1930 im Reichsmilchgesetz mit dem sog."Ermächtigungsparagraphen", der den Pasteurisierungszwang der Länder für Trinkmilch besiegelte.
Doch bereits zu damaliger Zeit gab es viel Diskussion und Streit über die Übetragbarkeit der Rindertuberkolose auf den Menschen. Hierzu rufe ich allen Besucher des Treffs den Vortrag von Hans Tolzin im November in Erinnerung, der auf diese Problematik ebenfalls einging. Und auch die Autoren weisen darauf hin, dass der Mensch selbst unzählige Bakterien in seinem Körper beinhaltet, die zur Funktion des Organismus unabdingbar sind.
So galt dann seit 1930 bäuerliche Milch als minderwertig, stellenweise sogar als verpöhnt, während man der pasteurisierten Milch den Vorzug einräumte. Ein Jahr später gaben dann die Ausführungsverordnungen (AVO) zum Milchgesetz den Ton an, indem sie strenge Vorschriften für Tierställe, Verkaufsräume und die Lagerung und Transport von Milch vorschrieben.
Interessant dieser Stelle ist das Zitat von Andrea Fink, die konstatiert, dass im wissenschaftlichen Leitbild der weißen, sterilen Milch sich u.a das Kontrollbedürfnis einer bestimmten Gruppe, d.h. männlicher Wissenschaftler und Hygieniker, gegenüber der als bedrohlich weiblich empfundenen Milch ausdrückt.
Der absolute Hammer des ersten Kapitels kommt dann im Jahre 1937. Damals fand in Berlin der 11. Weltmilchkongress statt. Der Leiter des damaligen Bakteriologischen Instituts der Preußischen Versuchs- und Forschungsanstalt verkündete zum Abschluss folgendes:"Also ergibt sich hieraus die Notwendigkeit einer Pasteurisierung der Milch, bis die Verhältnisse am Orte der Milcherzeugung den hygienischen Belangen entsprechen. Erst dann sollte eine Rohmilchversorung eintreten, vorausgesetzt, daß eine ausreichende laufende Überwachung des Gesundheitszustandes der Milchtiere gewährleistet ist." Lassen sie sich diese Aussage auf der Zunge zergehen! Nicht umsonst wird diese Passage von den Autoren als"Sollbruchstelle des Murks mit der Milch" bezeichnet. Die Pasteuerisierung war also bereits seit den dreißiger Jahren nur als eine Übergangslösung betrachtet worden!
Und heute? 1984 gab das Bundesgesundheitsamt ein Gutachten heraus, das verlautbaren ließ,"daß die Gefährdung des Menschen durch den Verzehr von Vorzugsmilch (Rohmilch) gering sei". Getan hat sich in dieser Richtung nicht viel - im Gegenteil. Vom praktisch den selben Schreibtischtätern ging eine Empfehlung an das Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, juristische Schritte gegen Dr. Bruker einzuleiten...
Eine weitere Erkenntnis aus dem ersten Kapitel ist die Feststellung von Andrea Fink, dass es im Laufe der Zeit zu einer Überschätzung der Pasteurisierung, insbesondere was Rekontamination und das mikrobiologische Innenleben von Molkereien betrifft, gekommen ist. Bleiben noch die Marketingaktionen der Milchlobby zu erwähnen, die kurz angesprochen werden und als Hauptzielgruppe natürlich Kinder und Jugendliche ins Auge gefasst haben. Aber dies wird uns im weiteren Verlaufe des Buches noch begegenen.
"Das Milliardengeschäft mit dem weißen Saft: Das Milchbusiness von 1945 bis heute" titelt das zweite Kapitel - und dieses Milliardengeschäft hat es in sich: Waren noch in den fünfziger Jahren Teile des eigenen Milchkontigents fester Bestandteil des Direktverkaufes an jedem Bauernhof in Form von Milch, Butter und Quark, so belehrt man uns heute eines besseren. Solche"Biobauern" sind heute Dornen in den Augen der Großmolkereien. Der Direktverkäufer avanciert zum Außenseiter und wird als unsicherer Kantonist diffamiert. Nicht zuletzt eine Folge der Konzentration der Milchbetriebe."Immer weniger Betriebe erzeugen immer mehr Milch.", so Dr. Bruker. Mitterlweile hat sich der Milchzweig zur umsatzstärksten Branche der Nahrungsmittelindustrie ethabliert - mit direkten Folgen für die beteiligten Tiere."Hochleistungskühe", die vierzigtausend(!) Liter Milch pro Jahr geben, sind nicht die Ausnahme.
Doch diese Hochzüchtung birgt auch enorme Gefahren, erklärt Andrea Fink. Durch die künstliche Besamung kommt es zu einer verengung der genetischen Basis. Die breite Varianz ist aber Voraussetzung für eine erfolgreiche Zucht. So wird es zwangsläufig zu einem Ende der Reaktionsfähigkeit auf sich verändernde Bedingungen in der Rinderzucht kommen.
Doch zurück zur Quasi-Monopolstellung der Molkereien, dienicht nur im Kampf um die Literpreise ersichtlich wird. Das Verbot der Selbstvermarktung mit Ausnahme von Rohmilch und die strikten Hygienevorschrfiten hierfür sind für viele Bauern oftmals als Abschreckung pur. Der"freie Bauernstand" existiert nach Worten der Autoren schon lange nicht mehr. Vorgeschriebene Produktionslinien, EU-Steuerungspolitik, Bankenabhängigkeit, Zinstilgung und Hypothekendruck geben schon lange den Ton in der Landwirtschaft an.
Der gezielte Milchüberschuss in der BRD führt zu verstärktem Export, während der Zahl deutscher Molkereien - nicht nur durch die Zusammenlegung - permanent schrumpft. Waren es im Jahr 1960 noch 2758 Molkereien, zählte man 1981 noch 584. Neuere Zahlen bietet das Buch leider nicht. So verwundert es nicht, dass Deutschland heute mitterlweile der zweitgrößte Butterexporteuer nach den Niederlanden ist. Auch die EU langt kräftig zu. Sie hat mitterlweile eine weltmarktbeherrschende Stellung bei Vollmilchpulver, Kondensmilch, Butter und Käse eingenommen. Dies ist aber nichts anderes, als die Degenerierung der Milch zum bloßen"Rohstoff", den es möglichst lange haltbar zu machen gilt - schenkt man den Worten der Autoren Glauben.
Die Einführung des Selbstbedienungsprinpzips in den sechziger Jahren beschleunigte nicht nur das Sterben der"Tante-Emma-Läden" und der kleinen Milchgeschäfte, sondern ließ im Laufe der siebziger Jahre die Marktdominanz der sog."Discounter" rapide anwachsen. Die drängten auf gute lange Haltbarkeit, gute Transport- und Stapelfähigkeit der Nahrungsmittel - und natürlich galt diese auch für die Milch. Und so geschah es, dass das Jahr 1971 als das Geburtsjahr der Milchtüte gefeiert wurde. Doch der Weg wurde bereits im vorherigen Jahrzehnt eingeschlagen: Mittels einem Dampfinketionsverfahren wurde die Haltbarkeit auf sechs Wochen erhöhrt, ehe 1963 die erste H-Milch-Tüte produziert wurde und 1968 das Verfahren der Ultrahocherhitzung zugelassen wurde. Das war nun der Durchbruch! Von nun war der Weg frei für komplexe Prozesssteuerungen von Absatz, Transport, Verwaltung und Organisation, der dafür sorgte, dass im Jahre 1980 jeder zweite Liter Milch als H(altbare)-Milch verkauft wurde.
Lag der H-Milch-Anteil 1970 noch bei mageren 3,3 %, waren es sieben Jahre später bereits 40 %. 1974 erreichte man 55 %, 1980 56 %. Neuere Zahlen liegen an dieser Stelle leider auch nicht vor. Aber eins dürfte sich nur kaum geändert haben: Marktführer damals war Aldi mit 40 % Umsatz des gesamten H-Milch-Absatzes.
Doch der Automatisierungsprozess war zugleich auch das Ende der biologischen natürlichen Bauernmilch. Der Autor vergleicht dies mit der genmanipulierten amerikanischen"Anti-Matsch-Tomate". Doch das Kapitel ist damit noch lange nicht zuende. Andrea Fink wird nochmals zitiert, die darauf hinweist, dass Milch nicht nur sehr empfindlich gegenüber Temperaturunterschieden ist, sondern auch gegen physische Beeinflussungen. 38 °C ist die natürliche Umgebunstemperatur. Jede Temperaturänderung hat Auwirkungen auf"dieses hoch-komplexe biologische System", erklärt man dem Leser. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Milch früher eine weitaus schonende Behandlung zugute kam, als dies heute der Fall ist. Verschiedene Vorschriften der Molkereien sollten Sorge dafür tragen, dass die Milch möglichst unbeschadet in die Molerkei gelangte. Und heute? Heute haben wir nach den Worten Andrea Finks starke thermische und physische Beanspruchungen der Milch durch Hochleistungspumpen, Transportwege und nicht zuletzt durch Verarbeitungsvorgänge in Maschinen und den Durchfluss durch Leitungssystme von Molkereien und Abfüllanlagen. Die Folgen sind u.a. eine veränderte Keimflora und Destabilisierung der Fett- und Eiweißanteile. Diese Liste kann aber beliebig fortgesetzt werden, wie das Buch offeriert. Die Kühlung der Milch beschleunigt noch den Austritt von freiem Fett, dass durch obige Einflüsse begünstigt wird und letztendlich mit für die Ranzigkeit der Milch verantwortlich ist.
Ganz nebenbei darf nicht unerwähnt bleiben, dass durch Eutererkrankungen, die nachweislich durch die Melkmaschinen hervorgerufen werden, es jedes Jahr zu wirtschaftlichen Schäden in Höhe von rund einer halben Milliarden DM kommt. Dies wäre aus Sicht des Konsumenten noch verschmerzlich, wenn da nicht der fade Beigeschmack der Pharmaindustrie im wahrsten Sinne des Wortes wäre:"Chemotherapeutika und Antibiotika" dienen nach den Worten von A. Fink zur Behandlung. Rückstände in der Milch sind somit unvermeidlich. Das gleiche gilt für Gifte, Schwermetalle und Arzneimittel, welche sich im Futter der Tiere finden. Insbesondere das Kraftfutter ist hier als Übeltäter auszumachen, wird es doch meist importiert und soll dazu dienen, die Milchleistung der Kühe weiter zu steigern. Pestizide, die bereits in den Herstellungsländer hineingelangt sind, kommen so zu uns zurück. Von offizieller Seite erhallt der Ruf"gesundheitlich unbedenklich" dem fragenden Verbraucher entgegen...
Bleibt am Ende dieses Kapitels noch zu sagen, dass die gesetzliche Neuregelung nach 1945 nur durch"die Übergabe an die Molkereien" erfolgte; mit dem Resümee, dass unsere Bauernmilch zur Industriemilch mutierte.
Bitte nicht erschrecken, wenn sie umblättern und bei Seite 48 der Überschrift des dritten Kapitels ins Auge blicken:"Muttermilch: Gesundheit, Kuhmilch: Ekzeme, Infekte, Bronchitis" steht da in großen, dicken Lettern.
Milch gilt als unentbehrliches Grundnahrungsmittel der Säugetiere - also auch des Menschen. Aber: bereits hier unterscheiden die Autoren. Milch ist nicht gleich Milch. Sie ist vielmehr für jede Tierart spezifisch!
Der kleine, aber feine Unterschied liegt nicht in den Kohlehydraten und auch nicht in den Fetten, sondern im tierischen Eiweiß. Eiweiß -"spezifischer Träger des Lebens" verkündet das Buch nicht zu Unrecht, wenn man einmal das Blut betrachtet, welches sich auch nicht beliebig übertragen lässt.
Bekannt sind auch gesundheitliche Probleme beim Kind, wenn man auf Kuhmilch umstellt. Häufig folgen Krankheitserscheinungen wie Hautausschläge oder Schwellung der Lymphknoten; auch Durchfall oder Verstopfung ist bei Säuglingen anzufinden. Dr. Bruker erklärt, dass es bei Babys keine Auswirkungen auf Organe gibt, sondern, dass"Schädlichkeiten" direkt durch ausscheidende Organe wie Haut, Darm erledigt werden. Auch trifft man häufig Hautausschläg bei Kindern an. Deren wahre Ursache, nämlich Stoffwechselstörungen in Folge der Milch, wird oft als Neurodermitis interpretiert. Eine falsche Diagnose hat aber auch immer eine falsche Behandlung die Folge. Statt Ursachenbekämpfung begnügt man sich mit der Symptombehandlung. Dr. Bruker kritisiert hier auch wieder die mangelnde Ausbildung der Ärtze bei ernährungsbedingten Krankheiten - ein Umstand, der auch in seinem Werk"Zucker, Zucker" mehrfach erwähnt wird.
Dabei verstößt die Gabe von Kuhmilch eigentlich gegen naturgesetzliche Regeln. In der Natur findet man nämlich keinen artenübergreifenden Milchaustausch.
Aber der Hautausschlag kann noch als harmloseste Variante einer Krankheitserscheinung gesehen werden, vielmehr ist er ein"Wink der Natur", dass Kuhmilch ungeeignet ist. Ein weiteres Problem ist der verwurzelte Glaube bei den Müttern, dass Kuhmilch gesund sei. Ein eindeutiges Zeichen, wie indoktriniert diese Irrmeinung in vielen von uns ist.
Neben der Besserung von Schulleistungen nach dem Absetzen von Kuhmilch, verschwinden viele Erkrankungen der Atemwege, die meist von einer Schleimhautschwellung her rühren. Auch vergrößerte Mandeln bilden sich innerhalb eines Jahres auf Normalgröße zurück und sind somit in den meisten Fällen kein Grund zur Operation.
Jetzt kommt aber das große Aber: Nicht alle Kinder zeigen diese Symptome auf. Sollten sie sich also schon etwas gewundert haben über diese"Schauergeschichten" - vielleicht weil sie bei ihren Kindern trotz der Gabe von Kuhmilch nicht aufgetreten sind -, Dr. Bruker klärt erst ziemlich spät in diesem Kapitel auf. Rund 1/3 aller Kinder reagieren auf diese oder ähnliche Weise auf den Konsum von Kuhmilch und werden deshalb von der Medizin als"lympathische Kinder" bezeichnet, die durch hohe Infektanfälligkeit, Schwellung der Lymphknoten und bzw. oder wiederkehrende Schleimhautkatarrhe auffallen.
Auch versäumen es die Autoren nicht, nochmals auf das krankmachende Eiweiß nicht nur der Milchprodukte, sondern aller tierischen Produkte hinzuweisen. So ist neben Milch auch Joghurt, Fleisch, Wurst, Eier, Fisch, Quark und Käse je eine mögliche Wurzel"des Übels". Dagegen sind Sahne und Butter als unbedenklich einzustufen. Beide Erzeugnisse enthalten nur Spuren von Eiweiß im unteren einstelligen Prozentbreich. Butter mit seinem hohen Fettgehalt hat sogar den Vorteil - sie enthält die Hautschutzvitamine A, D, E und ungesättigte Fettsäuren -, dass sie die Heilung von Hautausschlägen begünstigt. Hier wird nochmals der Unterschied zwischem tierischen Fett und tierischem Eiweiß erwähnt, den sich der Leser gut einprägen sollte.
Im weiteren Verlauf des Kapitels geht das Buch noch auf das Stillen des Kindes ein, welches als"wundervollstes Geschenk der Natur" bezeichnet wird. Durch das Stillen erhält das Kind eine notwendige Portion Bakterien mitgeliefert. Auch zahlreiche lebensnotwendige Vitalstoffe finden sich nur dort und nicht etwa im"Fabrikpräparat Kunstmilch", welches in den Dritten Ländern nach Einführung zu einer erhöhten Kindersterblichkeit geführt hatte.
Das Schlussresümee des Kapitels lässt nochmals deutlich verlautbaren, dass nicht nur das Melken und die Milchproduktion mit der damit verbundenen"Schein-Mutterschaft" des Rindes gegen ein natürliches Prinzip verstoßt, sondern auch, dass Kuhmilch für Kälber unentbehrlich, für den Säugling aber äußerst fragwürdig ist."Gekochte und hocherhitzte Milch von der Kuh ist für den Menschen kein Lebensmittel mehr, bestenfalls ein minderwertiges Nahrungsmittel mit unterwertigem Eiweiß."
Im vierten Kapitel räumt das Autorenduo mit einem der größten Irrglauben auf:"Ohne Milch keine gesunden Knochen - die Milchlobby und die Calcium-Lüge". Hört man auf die Milchindustrie, leiden wir bald alle an Osteporose, der gefürchteten"Knochendünne", wenn wir nicht täglich Milch und Milchprodukte zu uns nehmen. Und hier setzt Dr. Bruker an, indem er harsche Kritik an"Deutschlands berühmtesten Heilpraktiker", Dr. Manfred Köhnlecher übt. Dieser hat übrigens sein Staatsexamen nicht in Medizin absolviert, wie man vermuten möchte, sondern in der Rechtswissenschaft. Mit einer geradezu aufbrausenden Wortwahl greift der Autor dessen Aussagen zur Notwendigkeit der Milch als Calciumlieferanten an. Vieles erinnert an einen persönlichen Rachefeldzug.
So ist es nicht nur hilfreich, sondern geradezu notwendig, durch die Deklarierung der Milch als wertvollen Eiweiß- und Calciumlieferanten die aufgestauten Milchseen abzutragen. Damit ist die vorher erwähnte Osteoporose eine willkommene Drohgebärde. So leidet die deutsche Bevölkerung unter einem"lawinenhaften Wachstum" an Calciummangel, seltsamerweise liegt aber Deutschland seit Jahren weltweit an der Spitze beim Milchverbrauch. Ein nicht von der Hand zu weisender Widerspruch.
Da fragt man sich doch, warum gerade Calcium auserkoren wurde, als Mangelware dazustehen? Auch hier hilft Dr. Bruker weiter: Es soll eine gewisse Unentbehrlichkeit des"weißen Goldes" in die Köpfe der Verbraucher gehämmert werden, indem man darauf - irreführenderweise - hinweist, dass andere Nahrungsmittel nicht genügend Calcium enthielten.
Ein sehr interessante Aussage der Milchlobby findet man auch in der Zeitschrift Funk-Uhr, Ausgabe 01/93 unter der Rubrik"Leser Fragen - Experten Antworten" zum Thema Vegetarismus:"Vegetarier können ihren Calciumbedarf nicht decken. Sie müßten täglich mindestens ein Kilogramm Kresse essen." Obgleich sechs Jahrzehnte Praxiserfahrung Dr. Brukers mit mehreren zehntausend Patienten mit seiner"vitalstoffreichen Ernährung" ein anderes Ergebnis zeigten, erspare ich mir mittlerweile jeden weiteren eigenen Kommentar in diese Richtung von"Experten"ratschlägen.
Aber der Autor geht noch weiter: Er weist deutlich darauf hin, dass industriell gefertige Nahrung generell einen Mangel an biologischen Wirkstoffen aufweist. So kann man nach seinen Aussagen zufolge mit jedem Lebensmittel seinen Calciumbedarf decken. Wohl gemerkt, mit jedem Lebensmittel, denn hier nun erfolgt eine Begriffsklärung zwischen Lebensmitteln und Nahrungsmitteln: Ein Lebensmittel ist eine Nahrung, die lebendig und ursprünglich ist, z.B. frisches Gemüse, Obst oder Getreide. Dagegen zählen zu Nahrungsmitteln alle durch Erhitzung, Konservierung oder Präperierung erzeugte Produkte.
Aber das ist noch lange nicht alles, schließlich muss der Körper das Calcium verwerten und abbauen können. Hierzu benötigt er Vitamin D. Es geht somit nicht um einzelne biologische Nährstoffe, sondern um die Gesamtheit der Inhaltsstoffe. Eine einfache, abwechslungsreiche Ernährung mit Lebensmitteln reicht somit vollkommen aus und wir müssen uns keinerlei Gedanken oder Sorgen machen, dass wir irgendwo einen"Mangel" an Vitalstoffen haben.
Die"Calciumlüge" ist nach den Worten des Autors eines der besten Beispiele für das Funktionieren der Machtverhältnisse im Bereich der Nahrungsmittelkonzerne. Bleibt noch ein Zitat Brukers als Schlusswort dieses Kapitels:"Essen und trinken Sie nichts, wofür Werbung gemacht wird." Dem schließt sich der"Rezensor" uneingeschränkt an.
Bevor wir uns einem relativ kurzen Kapitel zuwenden, möchte ich diese Stelle hier nutzen und auf die Illustration und Ausgestaltung des Buches eingehen. Die Autoren haben es nicht versäumt, grafische Elemente miteinfließen zu lassen. Meist geschieht dies in Form von Milchwerbung aus Zeitschriften oder Broschüren. Oft wird diese auch bissig und ironisch interpretiert - sehr zur Erheiterung des Lesers, der feststellen darf, dass trotz aller Ernsthaftigkeit dieses Themas auch das Lachen, das bekanntlich sehr gesund ist, nicht auf der Strecke bleibt.
Was mir persönlich auch sehr gut gefällt, sind die vielen kurzen Zitate, Aussprüche oder Gedichte von bekannten und unbekannten Dichtern. Oft werden auch Ärzte, Philosophen oder historische Persönlichkeiten zitiert. Es scheint, dass Dr. Bruker auch etwas für Literatur übrig hatte.
Neben dem Literaturnachweis findet sich auch eine Auflistung von Brukers Bücher im Anhang. Lob verdient das Sachregister, mit dem sich - alphabetisch geordnet - schnell die richtige Seite beim Nachschlagen finden lässt.
Unter der Überschrift"Homogenisierte Milch - eine der Ursachen für Herzkrankheiten?" wird einem Untersuchungsergebnis nachgegangen, welches am Park City Hospital, Bridgeport, Connecticut gemacht wurde. 1971 sorgte der Herzspezialist Dr. Kurt A. Oster für Aufsehen bei der Milchwirtschaft, indem er behauptete, homogenisierte Milch sei eine der Ursachen für Herzkrankheiten. Durch den Prozess der Homogensierung werden die drei Tausendstel Millimeter großen Fettkügelchen zertrümmert. Danach sind die Überbleibsel kleiner als ein Tausendstel Millimeter. Und ganz nebenbei ist die Milch homogenisiert, was nichts anderes bedeutet, als dass das Milchfett gleichmäßig verteilt ist. Auch das fehlende Aufrahmen ist ein weiteres Indiz für den Vorgang der Homogenisierung.
Aber durch dieses Verfahren wird u.a. auch das Milchenzym Xanthin-Oxydase freigesetzt, welches die Darmwand passiert, in die Blutbahn gelangt und dann die Arteriosklerose begünstigt.
Wie ist das möglich? Durch die Homogenisierung gelangt das besagte Enzym auf die Innenseite der zerkleinerten Milchpartikel und ist somit unangreifbar für die Magensäure und die Darmverdauung. Forscher der US-Universität in Beirut haben dabei auch dieses Enzyim in weißen Blutkörperchen von menschlichen Milchtrinkern nachgewiesen.
Diese neue Erkenntnis ist natürlich ein nicht kleines Ärgernis für die deutsche Milchwirtschaft, die diese Ergebnisse sofort dementierte aber bis heute den Gegenbeweis schuldig blieb.
Zusätzlich fanden Forscher in Kopenhagen in Tierfütterungsversuchen heraus, dass durch die Homogenisierung die Allergenität von Milch um das zwanzigfache steigt.
Somit wird als Schlussfazit dieses kurzen Kapitels postuliert, dass der Homogenisierungsprozess"überflüssig wie ein Kropf" ist, niemanden nützt, sondern im Gegenteil eher noch schadet und somit ein weiteres Beispiel für die Eingriffe des Menschen in die Natur darstellen - zu seinem eigenen Nachteil.
Im nächsten Kapitel - mitterlweile darf ich dem Leser die erfreuliche Botschaft übermitteln, dass bereits ein Drittel geschafft ist - werfen wir unter dem Titel"Kondensmilch, Milchpulver, Milchmixgetränke und andere Ungeheuerlichkeiten" einen Blick in die Hexenküche der Milchwirtschaft.
Dr. Bruker listet detailliert die Prozessabläufe bei der Herstellung einiger Milchprodukte auf. Hier gibt's nur eine kurze Überblicksinformation; wer mehr wissen will, sollte zum Buch selbst greifen.
Beginnen wir mit der Kondensmilch, die oft auch als gezuckerte Variante in den Regalen der Supermärkte anzufinden ist. Die Haltbarmachung geschieht durch das Verdampfen von Wasser und durch Sterilisation. Ein Eindampfprozess und eine anschließende sechsminütige Hocherhitzung sorgen schließlich für eine vollständige Denaturierung der Molkenproteine. Biologische Wertigkeit der Kondesmilch? Gleich Null.
Bei vielen sehr bekannt ist auch das Milchpulver, dass sich durch seine sehr lange Haltbarkeit ausweist und deswegen oft auch als nationale Notstandsreserve gelagert wird. Doch zu welchem Preis erhält man diese lange Haltbarkeit? Beim Dehydrieren werden erst einmal alle wasserlöslichen Vitamine entzogen. Zusätzlich erfolgt eine Begasung mit Akrylnitrat, die die Haltbarkeit nochmals steigern soll. Über die Giftigkeit des Akrylnitrats verliert aber niemand ein Wort. Milchpulver ist nach den Worten von Dr. Bruker besonders verantwortungslos als Babynahrung.
Aber auch Milchmischgetränke haben es dem Autor angetan, und das nicht zu unrecht, findet man in ihnen kaum noch natürliche Fruchtzusätze. Chemisch-synthetische Aroma-, Farb- und Füllstoffe sind der Stand der Dinge. Natürlich darf unser"alter Bekannter", der Fabrikzucker, nicht fehlen. Für den Verbraucher, meist Kinder und Jugendliche, äußerst hinterhältig ist auch das Verschieben der Konservierungsstoffe aus dem Produkt selbst in die Fruchtzugaben, womit die Deklarationspflicht umgangen wird. Der Verkauf erfolgt selbstverständlich EU-subventioniert.
Nicht verschont wird auch der gemeine Kaffeetrinker, der auf seine Kaffeesahne zurückgreift: Auch hier ist der"Ausgangsstoff" wieder homogenisierte Milch, versehen mit stabilisierenden Zusätzen und denaturierten Molkerei-Eiweißerzeugnissen. Zusätzlich erfolgt eine weitere Hocherhitzung, damit die Ausflockung des Produkts als solche nicht vom Verbraucher erkennbar ist. Ferner ist die Hinzugabe von Invertzucker nicht unüblich.
Seitens der Autoren wird auch kurz auf Crème fraîche eingegangen, welche aus pasteurisierter Milch und Milchsäurebakteriekulturen gewonnen wird. Selbst hier ist ein Rohrzuckerzusatz möglich.
Machen wir aber hier es den Autoren gleich und gehen kurz auf die Kraftfutterimporte aus der dritten Welt ein, welche in einem der vorherigen Kapitel bereits einmal kurz angesprochen wurden. So verdrängen Europas und Nordamerikas Hochleistungskühe die traditionellen Kleinbauern in den armen Ländern immer mehr. Der brasilianische Bischof Don Helder Camara bringt es sogar noch drastischer auf den Punkt:"Das Vieh der Industrieländer konkurriert mit den Menschen der Entwicklungsländer." Beim Weiterlesen nähern wir uns allmählich den Rand der Schwarzmalerei: Dr. Bruker zeigt auf, wo überall Gifte und Schadstoffe lauern können. Eine ewig lange Liste präsentiert sich dem Leser, die Fragen über Fragen aufwirft. Schließlich darf nicht unterschlagen werden, dass unsere Milch freilich auf rund einhundert Gift- und Schadstoffe untersucht wird. Genausowenig wie unterschlagen werden darf, dass weit mehr als dreihundert verschiedene Gift- und Schadstoffe, dreimal so viel, als getestet wird, enthalten sein können.
Bleibt uns nun noch der Joghurt,"des Deutschen liebstes Milchprodukt". Auch hier müssen wir unterscheiden zwischen"Naturjoghurt","Joghurt","Joghurt mit Früchten","Joghurt mit Fruchtzubereitung" und"Joghurt mit Fruchtgeschmack". Außerdem treffen wir sog. gerührte, thermische und stichfeste Ware in den Läden an. Generlel gilt eine Milcherhitzung über einhundert Grad Celsius. Auch ist die Zugabe von Enzymen üblich, wie z.B. Transglutaminase, das dafür sorgt, dass der Joghurt auch"schön cremig" wird. Auch hier gilt wieder, dass es keine Deklarationspflicht für Konservierungsstoffe im Fruchtanteil gibt, der in den meisten Fällen zwischen eineinhalb und sechs Prozent variiert.
Nicht ungeschoren kommen auch sog."probiotische Joghurts" in Brukers Buch davon. Ob Nestlé's LC 1, Müllers Pro Cult, Danones Actimel, oder viele andere - für sie gilt, hört man auf die Bundesanstalt für Milchforschung in Kiel, folgendes: es ist"wissenschaftlich nicht zulässig, die neuen probiotischen Erzeugnisse in Umlauf zu bringen, da noch zu wenig über die Darmflora bekannt ist." Eine Schädlichkeit ist somit nicht ausgeschlossen, sondern wird vielmehr durch die Praxiserfahrungen Dr. Brukers bestätigt. So zeigen Magen-Darm-empfindliche Personen beim Verzehr von Joghurt verstärkt Beschwerden im Verdauungstrakt auf.
Der Abschluss dieses Kapitels enthüllt noch einmal erstaunliches, geht es doch um die Umwelt- und Müllproblematik durch Milchprodukte und deren Verpackung. Hierzu berufen sich die Autoren auf die Diplomarbeit"Die Auswirkungen des Straßengüterverkehrs auf den Raum - Die Erfassung und Bewegung von Transportvorgängen in einem Produktlebenszyklus" der Studentin Stefanie Böge im Fachbereich Raumplanung an der Universität Dortmund (Juni 1992). Sie recherchierte interessanterweise im Bereich der Südmilch AG in Stuttgart. Schauen wir uns doch einmal die Ergebnisse im Detail an:
So kommt lediglich die Milch und der Zucker für das Endprodukt Joghurt aus dem Umland. Die Bakterienkulturen stammen aus Niebüll in Schleswig-Holstein, das Glas aus Bayern, der Aluminumdeckel vom Niederrhein. Die Erdbeeren kommen aus Polen, deren Verarbeitung findet allerdings zuerst in Aachen statt. Die Einzelbestandteile der Joghurtverpackung kommen aus Bad Rappenau, Aachen, Köln, Lüneburg, Varel, Ludwigsburg, Ã-sterreich und Frankreich. So verwundert es nicht, dass für das"Herankarren" der Verpackungsanteile 7587 Straßenkilometer per LKW zurückgelegt werden müssen! Das ganze wird natürlich staatlich subventioniert.
Eine Expertenprognose lässt verkünden, dass nach dem Ã-ffenen der europäischen Grenzen mit einer Verdopplung des LKW-Aufkommens gerechnet werden darf. Eigentlich nichts neues, aber mit dem Hintergrundwissen dieser Zahlen... Prost Mahlzeit!
Dr. Bruker erkennt an dieser Stelle ganz richtig, dass man dem"reisefreudigen Joghurtbecher" nicht alles Unglück der Welt auflasten kann, aber er symbolisiert einmal mehr unsere Verschwendungs- und Wegwerfgesellschaft, die freilich weit über die Grenzen der Milch und Milchprodukte hinausreicht.
Bleibt als Schlusswort noch eine Zeitungsmeldung, die sich in diesem Kapitel findet:"Joghurt aus Schweinemilch - Schweine bessere Milchlieferanten als Kühe". Eine Inhaltsangabe erspare ich mir lieber - soll es sich der Interessierte selbst erlesen.
Wer es bisher geschafft hat, darf sich auf einen echten Nahrungsmittelthriller freuen, den die Autoren unter den Titel"Milch-Imitate, ein EG-Urteil, oder: Aus deutschen Labors frisch auf den Tisch" als weiteres Kapitel servieren.
Sie ist nicht mehr aufzuhalten, wie ein Vampir hat sie sich festgebissen und lässt nicht mehr los. Dir Rede ist von der chemischen Industrie, die im Ernährungssektor mittlerweile vom Anbau bis zum Endprodukt kräftig mitmischt. Einer der Schwerpunkte ist dabei ein"Milch-Ersatzprodukt". Was aber genau ist ein Milch-Ersatzprodukt? Lassen wir die Wissenschaft sprechen: Ein Milch-Ersatzprodukt ist"ein Nahrungsmittel, das Milch und Milcherzeugnisse in seiner Verwendung ersetzen kann und bei dem die wertgebenden Bestandteile der Milch, Milchfett und Milcheiweiß, ganz oder teilweise, durch milchfremde Zutaten ersetzt werden". Hört sich doch schön an, oder? Ist es aber überhaupt nicht, war es doch bis 1990 in der Bundesrepublik Deutschland verboten, Milch-Ersatzprodukte herzustellen. Am ersten August 1990 kam dann ein neues Milch- und Margarinegesetz, welches die Herstellung und den Import von"Milch-Imitate" zuließ. Doch wie kam es soweit? Stand doch der Paragraph 36 des alten Milchgesetzes als buchstäblicher Fels in der Brandung; schließlich galt er als das"Reinheitsgebot für Milch und Milchprodukte".
Können sie sich denken, wem wir den Wegfall zu verdanken haben? Richtig, unseren europäischen Nachbarn, allen voran Großbritannien, Frankreich, Niederlande, Irland, Luxemburg und Belgien, in denen Milch-Ersatzprodukte seit Jahren in den Regalen zu finden sind - und nicht einmal als solche gekennzeichnet sein müssen, dem Gesetzgeber sei dank!
Man war nämlich gar nicht glücklich, dass man in Deutschland keine Milch-Imitationen verkaufen durfte, waren diese doch wesentlich billiger in der Herstellung. So rief man den Europäischen Gerichtshof (kurz EUGH) an, der am 11. Mai 1989 in einem Grundsatzurteil verlautbaren ließ, dass die"deutsche Reinheitsregelung unvereinbar mit dem Prinzip des freien Wettbewerbs" ist.
An der Spitze der Nachahmungsprodukte stehen die Streichfett-Imitate, die sich heute oft durch einen hohen Wasseranteil auszeichnen. Man versucht buchstäblich"das Wasser schnittfest zu machen". Zwar dürfen Verpackung und Bezeichnung nicht den Eindruck erwecken, dass es sich um ein echtes Milcherzeugnis handelt, aber eine frappierdene Ähnlichkeit in Aussehen, Geschmack und Verwendungsmöglichkeiten sind nicht von der Hand zu weisen.
Auch bei diesen Produkten gilt wieder eine Trimmung auf hohe Haltbarkeit, was nicht zuletzt durch diverse Hocherhitzungsprozesse erreicht wird. So gipfelt die Haltbarkeit bei Molkengetränken, die als Wellness-Produkte mit viel Fabrikzucker und probiotischen Kulturen versetzt werden bei fünfzehn Monaten! Ungekühlt versteht sich. Dabei wird all zu gern übersehen, dass durch die Erhitzung die Molkenproteine ihre ernährunsphysiologische Wertigkeit verlieren.
Ein weiteres Desaster ist, dass sich oft nicht mehr feststellen lässt, ob Milch- oder Milch-Ersatzprodukte verarbeitet worden sind, z.B. auf der - ungesunden - Fertigpizza. Vielmehr lenkt man mit Schlagwörtern wie"besonders geringer Cholesteringehalt" von den eigentlich ungesunden Inhaltsstoffen ab. Äußerst bissig erklärt Dr. Bruker, dass"eine solche Pizza schon fast ein Fall für die UNO-Menschenrechtskommission ist".
Aber am Horziont ist bereits ein neuer Kurs ersichtlich: Kunst-Käse, der bisher noch immer"Kasein" (Milcheiweiß), die Grundlage der natürlichen Käseproduktion, beinhaltete, muss billiger werden. Dank einem Labormix aus den USA, dem"Käse-Homunculus", ist man auf den besten Wege dieses Discountprodukt an den Mann und die Frau zu bringen. Ein kurzer Auszug aus dem Inhalt: 25 % Sojaeiweiß, die restlichen 75 % bestehen aus Pflanzenöl, Wasser, Lezithin, Salz, Geliermittel, Gelantine aus Stabilisatoren, Xanthan-Gummi, Carrageen (nordatlant. Rotalgensubstrat) und nicht zuletzt Aromastoffe, die den"miesen Eigengeschmack" überdecken sollen. Die Sojabohne wird somit zur Königin des"Nahrungsmittel-Designs".
Auch hier erkennt man wieder, dass,"je komplizierter ein Nahrungsmittel prodziert wird, desto weiter hat es sich von der Natur entfernt, desto vitalstoffärmer ist es" und ist somit nicht zuletzt mitverantwortlich für die in unserer Zeit immer häufiger auftretenden ernährungsbedingten Zivilisationskrankheiten.
Doch dieser Thriller ist noch nicht zuende. Im nächsten Kapitel findet man unter der appetitanregenden Überschrift"Künstlicher Milchshake mit Darm-Auslaufsperre" die Fortsetzung, die diesmal in Form eines Artikels von Veit Kostka genossen werden darf. Veit Kostka ist Tierarzt an der Universität Gießen und Mitglied der"Arbeitsgemeinschaft Kritische Tiermedizin" (AGKT).
"Bearbeitete Schlachtabfälle, Lederabfälle, Abfälle der Fleisch- und / oder Fischindustrie, aber auch Kartoffelschälabfälle oder künstlich gezüchtete Einzeller" werden miteinander vermengt und in Säure gerührt. Das Endprodukt besitzt einen guten Geschmack und weißes bis gelbliches Aussehen.
Nein, verehrte Leserschaft, das war kein Auszug aus der Hexenküche eines Gruselfilmes, sondern der ungefähre Wortlaut einer europäischen Patentschrift für Milchersatz. Klingt doch lecker, oder? Und das"Tolle" ist, dass dies bei weitem nicht der einzige Versuch in diese Richtung. Sowohl in Deutschland, als auch im restlichen Europa und in den USA versucht man eifrig neue Patente in diese Richtung anzumelden, denn es geht um viel Geld - sehr viel Geld.
Eines der abstrusesten Produkte ist wohl ein cholesterin- und kalorienfreier Fettersatz"made in USA", genannt"Olestra". Dieser ist z.B. in Milchshakes für"Abmagerungswillige" enthalten. Dabei muss diesem Fettersatz allerdings aufgrund eines nicht resobierten Kunstfettes ein"Anti-Anal-Leakage-Agent" (eine Schließmuskel-Auslaufsperre) zugesetzt werden, anderenfalls wird der Verbraucher von massiven Durchfällen heimgesucht.
Wie Dr. Bruker erwähnt auch Veit Kostka das Milch-Imitationsverbot und dessen Aufhebung, welches zum Erscheinungszeitpunkt dieses Artikels (1989) sehr aktuell war, geht allerdings mehr auf das Produkt Soja ein, welches nach seiner Ansicht vom ernährungsphysiologischen Standpunkt als positiv betrachtet werden muss. Durch Industrialisierungsprozesse allerdings, vor allem auch durch Rückstände aus Pestiziden und organischen Lösungsmitteln - bedingt durch chemische Extraktionsverfahren - kann Soja nicht als Alternative gesehen werden, insbesondere deswegen nicht, da man Emulgatoren, Geschmacksverstärker und Farbstoffe hinzusetzen muss, um den Charakter des Naturprodukts zu erhalten.
Auch wird auf einen Blick in andere Industriestaaten nicht verzichtet: Allen voran die USA, oder Großbritannien, Schweden und Irland. Überall sind Milch-Ersatzerzeugnisse auf dem Vormarsch und auch der Kunstkäse ist nicht mehr aufzuhalten. Doch warum sind Ersatzerzeugnisse so attraktiv? Betrachtet man die Zolldistrikiven der Europäischen Union wird schnell einiges klar: pflanzliche Fette unterliegen einer zollfreien Einführung, sind also wesentlich billiger. Das gilt allerdings nur für die Produzenten. Der Verbraucher erhält dadurch keinerlei finanzielle Vorteile, im Gegenteil: die neu gewonnenen"besonderen Eigenschaften" wie Streichfähigkeit, Cholesterin- und Kalorienarmut lassen sich die Multikonzerne teuer vom Kunden bezahlen, der schnell für neue Produkte zu begeistern ist. Eine alte Masche, die sich bewährt hat: Zuerst werden Bedürfnisse geweckt, die danach teuer befriedigt werden.
So zeichnet sich ein immer deutlicherer Trend ab: Die Aufspaltung der Nahrungsmittel in ihre kleinsten Bestandteile und die anschließende Aussondierung bestimmter Inhaltsstoffe, wie z.B. Cholesterin. Im Gegenzug werden - gesundheitlich bedenkliche - Zusatzstoffe miteingebracht, ohne die die Imitate den Originalen nicht in Geschmack und Aussehen ähneln würden. Auch hier werden wirtschaftliche Folgen, insbesondere für Kleinmolkereien, nicht auf sich warten lassen.
Wer sich jetzt eine Verschnaufpause erhofft hatte, wird enttäuscht. Mit"Sojamilch - eine Alternative, die keine ist, und ein Dritte-Welt-Krimi" klärt Dr. Bruker nicht nur blitzkriegsmäßig über die Sojabohne auf, sondern zeigt auf, was alles hinter der Fassade von"Reform- und Naturkost" steckt.
Sojamilch wird in der Reform- und Naturkostszene, als auch von jungen - unwissenden - Müttern gerne als"Alternativmilch" verwendet. Nicht zuletzt werden sie von einer starken Propaganda seitens der Sojalobby unterstützt, die das"hochwertige Sojaprotein" in den Himmel lobt, nebenbei aber die (Nicht)existenz von nativem Eiweiß verschweigt.
Lebenserhaltendes Eiweiß ist nämlich allein jenes, welches nicht durch Hitzeeinwirkung denaturiert, sprich in seiner physikalischen und biologischen Wirksamkeit verändert wurde. So zumindest definierte es Prof. Kollath. Dieses native Eiweiß findet man deswegen nur im rohen, ungekochten Zustand vor.
Sojamilch und Tofu: - beides besteht aus erhitztem, gekochtem Sojabrei, wobei man unterschiedliche Konzentrationen von denaturiertem Eiweiß feststellen kann. Was viele auch nicht wissen ist, dass, um diese Sojaprodukte erst genussfähig zu machen, man sie durch Nahrungssmittelsynthetiker erst konzentriert, strukturiert und anschließend aromatisiert. Sojamilch kann deswegen auch nicht roh getrunken werden! Vielfach wird es vorher noch mit Fabrikzucker und künstlichen Aromen"aufgepeppt". So verwundert es nicht, dass man den Satz"Sojamilch hat in der Kinderernährng nichts, aber auch gar nichts zu suchen!" in fettern Lettern vorfindet.
Dr. Bruker differenziert aber dieser Stelle entscheidend, indem er hervorhebt, dass gegen Sojabohnen als Gemüse, im Eintopf, als Sprossen, als Zugabe zu Frischkost oder als qualitativ gute Sojasoße zur Geschmacksverfeinerung nichts einzuwenden ist! Soviel zur Beruhigung aller Naturkostliebhaber. Kein Halt wird allerdings vor Sojapräperaten gemacht, die nach seiner Praxiserfahrung nach sogar dem Menschen schaden.
Auch mit der"Legende von der Sojabohne als der Wunderwaffe gegen Hunger und als Geldquelle für die Kleinbauern in der Dritten Welt" wird aufgeräumt, auch wenn diese in der"Reform- und Naturkostszene" gerne gestrickt wird.
Die Sojabohne ist wie kaum eine andere Pflanze dazu geeignet, in riesigen Monokulturen angepflanzt zu werden, was den Maschineneinsatz erheblich begünstigt und letztendlich ist die kleine Bohne ein devisenbringendes Exportgut. Anfang der 60er Jahre wurde ein"Entwicklungsprogramm" in Brasilien gestartet. Beteiligte waren neben Supernationalen Konzernen und der brasilianischen Regierung auch internationale Banken, die fleißig Kredite vergaben und den Anbau von Soja förderten. Doch die Preise diktierten nicht die Bauern, sondern die Börse in Chicago. So ist es kaum verwunderlich, dass die Klein- und Mittelbauern immer mehr von den Großgrundbesitzern verdrängt wurden, ja, es entwickelte sich sogar ein rege Landflucht, wenn man den Worten Brukers glauben darf. Diese folgte natürlich zugunsten der weiteren Konzentration des Grundbesitzes - alles brav in klassisch kapitalistischer Manier.
Die Folgen waren und sind dramatisch: Verarmung der Landbevölkerung, Abholzung des Waldes, Versteppung der Böden, Vergiftung der Gewässer. Eine humane und ökologische"Dauerkatastrophe", die in den Augen des Autors von Karl Marx und Silvio Gesell (man höre und staune, der Name findet sich auch in diesem Büchlein!) nicht besser beschrieben hätte werden können.
Somit verschlimmert der Sojaboom den Hunger in der Dritten Welt und vergrößert die Kluft zwischen den reichen Industrieländern und der Dritten Welt. Schließlich bleibt noch anzumerken, dass das Soja als Futtermittel exportiert wird und nicht als Bioprodukt in Reformhäusern und Naturkostläden landet. Somit landet es letztendlich über den dramatischen Weg der Tiermästung auf den Tellern der"übergewichtigen Europäer", während der Hunger die Menschen im Erzeugerland Brasilien umbringt. Man darf somit mit Recht von einem"Landraub" sprechen, den man an der dortigen Bevölkerung durchführte und durchführt.
Wer sich für diese Problematik näher interessiert, dem sei das Buch"Zum Beispiel Soja" von Siegfried Pater seitens des Autors empfohlen. Bleibt zum Abschluss noch die Massenarbeitslosigkeit zu erwähnen, die der Sojaanbau mit sich bringt und die dank der Maschinisierung der Anbauflächen - auf denen früher noch echte Lebensmittel angebaut wurden, und die auch vor Ort verzehrt wurden - etwa sieben von acht Landarbeitern arbeitslos gemacht hat."Sojamilch? Nein, danke!"
Wir haben sie bereits kennengelernt im Verlaufe dieser kleinen Rezension: Die haltbare Milch, oder kurz"H-Milch". Das nun folgende Kapitel"H-Milch - eine nochmals totgeschossene Leiche" widmet sich nochmal ausführlich ihres Daseins.
In der Tat, es fängt bereits gut an - mit einer Reklame der Milchwirtschaft aus dem Jahre 1984. Zielgruppe: Die Hausfrau. Ihr werden die vielen angeblichen Vorteile der H-Milch schmackhaft gemacht. Vom sekundenschnellen Erhitzen ist da die Rede, schließlich sollen ja die"bösen Bakterien" abgetötet werden. Zum Glück bleiben da die"wertvollen Vitamine" erhalten, oder etwa doch doch nicht?
Zu damaliger Zeit warwn etwa fünfzig Prozent der verkauften Milch bereits H-Milch. Das heilige Ziel der kapitalistischen Milchwirtschaftsvertreter konnte da nur lauten: Bekehrung der anderen Hälfte. Mittel zum Zweck war und ist dabei die (meist selbst)ernannte Wissenschaft, die mittlerweile für alles mögliche herhalten muss. Mit ihr lässt sich so alles"beweisen" - das notwendige Kleingeld vorausgesetzt.
Doch wollen wir uns zuvor nochmals den Unterschied zwischen"pasteurisieren" und"ultrahocherhitzen" anschauen. Bei der Pasteurisierung wird die Milch für etwa zwanzig bis vierzig Sekunden auf 71 - 74 °C erhitzt. Dem gegenüber steht das Ultrahocherhitzen, das zwar nur im Durchschnitt mit drei Sekunden ungleich kürzer ist, aber dafür auch Temperaturen bis zu 150 °C einsetzt. Somit werden auch die phantastische Haltbarkeit von bis zu sechs Wochen - 42 Tage - erreicht.
Man sollte sich an dieser Stelle in Erinnerung rufen, dass die Verderblichkeit von Lebensmittel nach ein paar Tagen stets ein Zeichen für Frische und Naturbelassenheit war und ist. Von"unverwüstlichen" Nahrungsmitteln sollte man also besser die Finger lassen.
Doch der"Milchpapst" Edmund Renner aus Gießen weiß den nichtsahnenden Verbraucher eines"Besseren" zu belehren: so rühmt er die H-Milch als problemloses Produkt mit mehr Vorteilen als Nachteilen, das vor allem"preisgünstig" ist. Das ist schon richtig, doch wem nützt dieser günstige Preis? Drehen wir das Rad der Geschichte etwas zurück: 1978: Die deutsche Milchindustrie stellt fest, dass den größten Nutzen nicht die Molkereien und auch nicht der Verbraucher zieht, sondern in erster Linie Verbrauchermärkte, Warenhäuser, Filialbetriebe und Handelsketten. Na sowas....
Aber Renner macht nicht halt: Die Nachteile der H-Milch werden durch ihn heruntergespielt, ja sogar umgedeutet zum Positiven: er gibt zwar zu, dass"Inhaltsstoffe verändert werden", aber seiner Ansicht nach ist z.B. die Denaturierung des Eiweißes als positiv zu betrachten. Angeblich sei diese mit einer besseren Verdaulichkeit der Milch verbunden. Und so verwundert es kaum, dass er beteuert, dass beim Erhitzen nur geringe Verluste bei den Vitaminen auftreten. Der Milchzucker und das Milchfett bleiben sogar unverändert... Sein Fazit lautet somit:"Viele Vorteile, aber wenig Nachteile."
Ist dem wirklich so? Wenn man auf Bruker hört, so erwähnt dieser passend hierzu die Erkenntnisse von Kollath, wonach H-Milch ein totes Nahrungsmittel ist. Eine der Versuche, die Kollath mit Ratten durchführte, brachte ans Licht, dass die Ernährung mit Kasein, dem Milcheiweiß keinerlei Schäden bei den Ratten hervorrief, während die Erhitzung auf 73 °C - mit Alkohol extrahiert - tiefgreifende Gesundheitsschäden ans Tageslicht brachte.
Diese Schäden sind jedoch beim Menschen meist nicht ersichtlich, da sich dieser noch von anderen Lebensmitteln ernährt, so Dr. Bruker, der auch das Buch von Kollath"Die Ordnung unserer Nahrung" zum weiteren Verständnis empfiehlt. Damit ist aber der Autor noch nicht fertig: Der Vitaminverlust, der nach Renner vernachlässigbar klein ist, ist nach den Erkenntnissen Brukers beträchtlich. Ebenso ist es falsch, von einer besseren Verdaulichkeit zu sprechen. Seine Praxiserfahrungen zeigten hier genau das Gegenteil. Nicht nur, dass die Denaturierung der ultrahocherhitzen H-Milch wesentlich stärker auftritt als bei pasteurisierter Milch, auch zählen heute (fast) nur noch wirtschaftliche Aspekte für die Milchindustrie. Für alle Verbraucher, die mit offenen Augen durch die Geschäfte gehen, sollte die lange Haltbarkeit der Lebensmittel normal ein Warnschuss vor den Bug sein.
Letztendlich gilt es noch die Bakterien zu erwähnen, wobei sich Dr. Bruker fragt, ob der Massenmord aller Bakterien überhaupt notwendig ist."Ist der menschliche Organismus ein bakterienfreies Territorium? Von wegen!", entgegnet er sich selbst; und so bleibt nur noch die Erkenntnis, dass ohne Bakterien kein Leben auf der Erde möglich ist.
Nun aber hat der Doktor einmal eine Pause verdient, so dass die beiden nächsten Kapitel aus fremder Feder stammen. So ganz nebenbei darf ich feststellen, dass bereits gut die Hälfte des Buches geschafft ist.
"Warum die amtliche Milch nicht schmeckt" ist die Überschrift eines Leserbriefs von Prof. Dr. med. Werner Kollath, der an die Frankfurter Zeitung erging.
Auf zwei Seiten wird nochmals in aller Kürze das Problem der Kurzzeit-Erhitzungsverfahren und die Schädigung des Eiweißes angesprochen. Ferner fordert er"einwandfreie frische Vollmilch" in den Verkehr zu bringen.
Das nächste Kapitel ist wieder etwas länger und stammt aus der Hand von Ilse Gutjahr, denen vielen vielleicht ein Begriff ist. Sie lieferte etliche Beiträge zu mehreren Bruker-Büchern. In diesem hier geht sie der Sache auf den Grund,"warum es kaum öffentliche Kritik an der H-Milch gibt oder aber: Die seltsamen Wege der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und ihres derzeitigen Präsidenten Prof. Volker Pudel".
Es ist mit dem bisher gesammelten Wissen durchaus erlaubt mit den Augen zu Rollen, wenn man den Beitrag von Frau Gutjahr durchliest. Warum? Das erfahren sie jetzt.
Sicherlich wird sich der eine oder die andere im Laufe dieser Rezension die Frage gestellt haben, ob es nicht eine unabhängige Kontrollinstanz gibt, die diese, teils skandalösen, Zustände unter die Lupe nimmt. Man kann den Leser beruhigen. Freilich gibt es die, das heißt... es sollte sie eigentlich geben. Die Rede ist von der DGE, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung mit Sitz in Frankfurt. Diese erstellt auch brav alle vier Jahre einen nationalen Ernährungsbericht für die Bundesregierung. Ihr Präsident ist der Psychologe Prof. Dr. Volker Pudel, wohlgemerkt Psychologe, nicht Mediziner oder Ernährungswissenschaftler.
Ilse Gutjahr macht aber zuvor noch einen kleinen historischen Rückblick in die achtziger Jahre. Kennen sie den"Volksmund"? Ich meine jetzt nicht den Volksmund, sondern das Frankfurter Büro"Volksmund", welches sich seinerzeit die Aufgabe gemacht hatte, interessierte Bürger über Probleme der Dritten Welt aufzuklären. Finanzielle Unterstützung gabs natürlich auch - von der evangelischen Kirche. Doch irgendwann verwies sie auf Praktiken der Fast-Food-Industrie zur Ausbeutung von Menschen aus der Dritten Welt und plötzlich versiegte der Geldregen.
Was war geschehen? McDonalds drohte mit einer Klage und den Kirchenaustritt seiner Mitarbeiter, was einen Steuerausfall von 1,4 Millionen DM bedeutet hätte, und so entzog die evangelische Kirche dem"Volksmund" die Unterstützung.
Ilse Gutjahr lässt auch eine lange McDonalds-Biographie nicht aus und nennt etliches Zahlenmaterial, was Gewinn, Umsatz und Expansionspolitik betrifft. Leider sind diese Zahlen schon etwas veraltet, weshalb ich an dieser Stelle verzichte, näher darauf einzugehen. Man möge es mir nachsehen!
So, aber jetzt wird's langsam interessant. Im Jahre 1988 gab McDonalds eine Broschüre mit dem vertrauenerweckenden Titel"McDonalds und die vernünftige Ernährung" heraus. Und man höre und staune, aber der liebe Prof. Pudel schrieb hierzu das Vorwort, welches in ganzer Länge in dem Buch abgedruckt ist und sich anfangs wirklich sehr schön liest. So beginnt es mit den Worten"Es war einmal, da mußten alle Kinder ihren Teller leer essen, damit die Sonne wieder scheint...." Vielleicht ahnen sie, was jetzt kommt. Prof. Pudel dreht das Rad der Geschichte zurück und schildert, wie früher man um jeden Bissen froh war, der auf den Teller kam, da Europa jahrhundertelang unter Lebensmittelmangel litt. Dieser Lebensmittelmangel wandelte sich im letzten Jahrhundert zu einem Überfluss, den es heute durch eine durchdachte und ausgewogene Ernährung zu begegen gilt.
Das hört sich doch mal schön an, nicht?"Essen ist mehr als Sattwerden" wird da verkündet. So ist unsere Wohlstandsgesellschaft nicht mehr auf das schwere Arbeiteressen angewiesen, sondern man bevorzugt lieber öfters kleine, leichte Mahlzeiten, die man aber in deutschen Restaurants nicht erhält. Dort wartet man weiterhin mit schwerem Essen auf.
Und an dieser Stelle hier kommt jetzt der Bruch: Unseren Bedarf nach kleinen, leichten Mahlzeiten können wir wo decken? Richtig! Im Fast-Food-Restaurant, allen voran natürlich bei McDonalds. Dort gibt es"angemessene Portionen zur rechten Zeit". Von einem"modernen Lebensstil" ist die Rede, genauso wie von"ausreichend Nährstoffe", die BicMac und Co bieten.
Ilse Gutjahr erkennt volkommen richtig, dass McDonalds laut einem Vermerk in der Broschüre"nur nach bestem Wissen und Gewissen" gehandelt hat, aber ist das eine Entschuldigung dafür, dass der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung Fast-Food als die Nahrung unserer moderenen Gesellschaft anpreist? Mitnichten, und schon gar nicht für ein stattliches"Zeilenhonrar", wie es so schön heißt.
Noch immer erfolgt die Finanzierung der DGE durch den Steuerzahler, schließlich ist sie ja ein"gemeinnütziger Verein", obwohl ihr vorher erwähnter Ernährungsbericht sehr viele"unklare Aussagen" enthält und nicht gerade von fachlicher Kompetenz strahlt. Bereits der Ernährunsforscher Kollath kritisierte die DGE und taufe sie zur DGF um, zur Deutschen Gesellschaft für Fehlernährung.
In die Fußstapfen Kollaths trat nach den Worten Gutjahrs Dr. M. O. Bruker als würdiger Nachfolger, der nicht nur Kollaths Erkenntnisse weiterführte, sondern sich auch mit den Lehren des Schweizer Arztes Bircher-Brenner auseinandersetzte und mit seiner"vitalstoffreichen Kost" zehntausenden Patienten zu mehr Lebensqualität und Gesundheit verhalf.
Die DGE kann solche Resultate oder Erfahrunge nicht für sich verbuchen, so bedient man sich altbekannter Mittelchen und stellt Dr. Bruker als"unglaubwürdig" hin, ja, klagt ihn sogar an, als er die DGE als"Sprachrohr der Nahrungsmittelindustrie" bezeichnete.
Aber belassen wir den"Schwarzen Peter" nicht bei MacDonalds allein. Prof. Pudel war auch in anderen Kreisen der Nahrungsmittelindustrie behilflich.
Um beim Thema des Buches zu bleiben, widmen wir uns der Telefonaktion der Hamburger"Funk Uhr", die am 17.01.93 ihren Lesern die Möglichkeit gab, per Telefon Fragen an Experten zu stellen. Unter anderem war auch Dr. Bruker und Prof. Pudel anwesend. Vielleicht erinnern sie sich an das vierte Kapitel? Die Calciumlüge. Dort wurde diese Runde schon einmal angesprochen. Ilse Gutjahr hat mehrere Antworten von Prof. Pudel herausgezogen und bietet sie in ihrem Beitrag zum Nachlesen an.
So verkündet der Psychologe, dass nur durch Milch oder Milchprodukte der Calciumbedarf des Menschen gedeckt werden könne, deswegen ist dies für Vegetarier nicht möglich (siehe"Calciumlüge"). Sie müssten täglich ein Kilogramm Kresse essen. Gegen Magen-Darm-Beschwerden gab der gute Professor den Rat, drei Monate lang Astronautenkost zu essen. Und zur Milch erklärte er noch, dass es völlig unwichtig ist, welche Milch man trinkt, ob Frischmilch oder H-Milch. Dies sei letztenendes nur eine Frage des Geschmacks. Alles klar, sagen wir da nur.
Jetzt aber schnell weiter zum nächsten Kapitel, ehe die Milch wirklich noch sauer wird.
Auch dieses hat es wieder mächtig in sich: In"Milch und Brot macht Wangen rot oder Der Schulmilchskandal" droht der Leser in einem Sumpf aus dunklen Machenschaften, finanziellen Interessen und"Vortragshonoraren" zu versinken, wäre da nicht die rettende Hand Dr. Brukers...
Überschüssige Milchseen sorgten in den siebziger Jahren bei den Absatzstrategen der Milchindustrie für Kopfzerbrechen bis man eines Tages einen genialen Plan ausarbeitete, der als"EG Schulmilchprogramm" 1977 publik wurde. Damit gelang es"absatzpolitischen und gesundheitspolitischen Anliegen zu entsprechen". Man höre und staune nicht schlecht...
Ein Zwischenbericht zehn Jahre später zeigt auf, dass man ein"schülergerechtes Angebot an Milch und Milcherzeugnissen" bereitstellt. Wahre Lobeshymnen ertönten auf die Eiweißversorgung durch Milch, gleiches gilt für die"herrlichen Mineralien" und die allseits bekannte"Calcium-Lüge".
Dabei stützt dich dieser Zwischenbericht, verfasst von einem Herrn Rolf Meyer, auch auf den Ernährungsbericht der, sagen wir, unserer Deutschen Gesellschaft für Ernährung, der aufzeigte, dass eine Versorgungslücke von Vitamin B2 bei Kinder und Jugendlichen von bis zu dreißig Prozent vorhanden ist. Dr. Bruker entgegnet hier entschieden und erklärt, dass dies"blanker Unsinn" ist. So sei ein Mangel an Vitaminen bei jedem Kind und jedem Erwachsenen vorhanden, wenn nicht genügend Frischobst und -gemüse gegessen wird. Außerdem kann nie ein Lebensmittel allein verantwortlich gemacht werden für Mineralien- und Vitaminzufuhr.
Aber der Bericht des Herrn Meyer liest sich noch weiter: So macht man sich Sorgen um die Akzeptanz beim Verbraucher was die H-Milch betrifft. Mangelnde Kühlmöglichkeiten und geringe Absatzmengen mancher Ausbildungsstätten ließen oft die Frage auftauchen, ob H-Milch nicht in ihrem Nährwert beinträchtigt sei.
Die Antwort kam jedoch prompt: von Professor Renner, der uns bereits als Milchpapst begegente, und von der DGE, die beide"Insgesamt gesehen", der H-Milch eine"ebenso wertvolle Eiweißquelle wie pasteurisierte Milch zuschreiben". So sind die"höheren Verluste an Vitaminen zu vernachlässigen".
Auch die Verbraucherzentrale von Baden-Württemberg machte sich Sorgen wegen der H-Milch, insbesondere wegen der geschmacklichen Qualität und deren Akzeptanz bei Kindern. Auch hier stand Renner wieder Gewehr bei Fuß und versuchte zu beschwichtigen, was zu beschwichtigen war. Auch auf die Frage nach dem hohen Zuckergehalt von kakaohaltigen Mischgetränken und auf die damit verbundenen Bitte der Verbraucherzentrale um Absenkung des Zuckergehalts auf ein geschmackliches Minimum wusste man abzuhelfen. Man warf einfach weitere Geschmackssorten buchstäblich in den schulischen Pausenverkauf. Ob Vanille oder Erdbeere, alles war nun erhältlich.
Es kam sogar soweit, dass die Milchwirtschaft Elternvertreter und Lehrer regelrechten Schulungen unterzog, um so Fuß zu fassen. Sogar örtliche"Schulmilchberater" wurden eingesetzt."Das Schulmilchprogramm ist einer der genialsten und schlagkräftisten Coups der Nahrungsmittelindustrie seit 1945", urteilt Dr. Bruker im weiteren Verlauf.
Erst im Jahr 2000 gab es wieder eine großangelgte Aktion des Humana-Milchkonzerns, der im Zuge eines neuen Schulmlichprogramms zehn verschiedene Geschmacksrichtungen präsentierte - acht davon mit H-Milch-Produkten. Um das ganze für die Schüler attraktiver zu machen, köderte man sie mit Sammelpunkte, die man gegen Wanduhren, Magnetpinnwände oder gesponserte Schulfeste eintauschen konnte. Trotzdem sank der Schulmilchumsatz zum Ärgernis der Milchindustrie.
Abhilfe bot hier das"Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung" in Nordrhein-Westfalen an, dass sich einschaltete und kräftig die Werbetrommel für Schulmilchprodukte rührte. Nach den Worten des Autors ein eindeutiger Hinweis für die Verquickung von Milchwirtschaft und Politik.
Mit Stirnrunzeln liest man ferner, dass auf zahlreichen Infoveranstaltungen Prof. Renner Brukers Erkenntnisse"widerlegt" haben soll. Er sprach sogar öffentlich davon, dass dessen Ergebnisse nicht vertretbar seien. Zum Abschluss seiner Rufmordkampagne gehörte die Aussage, dass alle Patienten, welche sich im Krankenhaus Lahnhöhe von Dr. Bruker behandeln ließen, auf ihre Krankenkassenerstattung verzichten mussten. Natürlich blanker Unsinn, aber für den Prof. Renner, der jede wissenschaftliche Auseinandersetzung scheute, ein willkommenes Mittel.
Weitere Vortragsreihen, zu denen man Prof. Renner in ganz Deutschland eingeladen hatte, sind - nach den Spekulationen Dr. Brukers - wohl bereits im Vorfeld durch"Vortragshonorare" finanziell abgesichert. Aber das sind natürlich"nur wilde Spekulationen und Verschwörungstheorien"...
"Der Murks mit der Milch" TEIL 2
Haben sie sich bisher schon eine Meinung bilden können über unsere Milch? Wenn nicht, dann werden sie zumindest jetzt allen Grund zum Strahlen haben: Das Kapitel"Zwischenspiel Tschernobyl oder: Die strahlende Milch wird gesundgebetet" gilt es zu meistern.
1986 - zu einem nicht uninteressanten Datum - gab es einen"Super-GAU" im Kernkraftwerk in Tschernobyl in der Ukraine. Die Folge waren mehrere Millionen Hektar radioaktiv belastete Grasflächen und somit belastetes Tierfutter.
Dieser Vorfall wirkte sich auch auf das Konsumentenverhalten aus; so wurde damals durchschnittlich ein Rückgang beim Kauf von Milch um etwa 1,5 Millionen Liter pro Monat in der Bundesrepublik registriert. Dieses verantwortungsbewusste Verbraucherbewusstsein kollidierte natürlich mit den Geschäftsinteressen der Milchkonzerne.
So war es kaum verwunderlich, dass die"Centrale Marketingesellschaft fü
|