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Ausnahmsweise mal den ganzen Artikel, da nur nach Anmeldung zu lesen....
Das Inflationsmonster ist gefangen, Teil 2
von Mike Shedlock
Wenn die Deflation wirklich eine so gute Sache ist, warum haben die Zentralbanken dann solche Angst davor? Eine Antwort ist: Weil die Deflation der ärgste Feind der Schulden ist.
Wenn die Preise für Vermögenswerte und Löhne wirklich sinken, dann sind die Leute unmöglich in der Lage, das Geld, das sie den Banken schulden, zurückzuzahlen. Das scheint den Banken und den Kreditkartenfirmen nicht zu gefallen. Ist das ein Problem der Deflation? Nein, es ist ein Problem, das entsteht, weil zu leichtsinnig Geld verliehen wird, weil es zu einfach ist, einen Kredit zu bekommen und weil auf CNBC immer wieder gejubelt wird, wenn die Verbraucherausgaben steigen und die Leute noch tiefer in die Schulden geraten.
Die zweite Antwort ist: Inflation nutzt denen, die das Geld als erste erhalten. Die Regierung und die Banken stehen auf der Liste ganz oben. Der Regierung nutzt sie aufgrund der automatisch folgenden Steueranstiege, die nicht an die Inflation angepasst werden (insbesondere die Eigentumssteuern), der Bank nutzt sie, weil die Banken als erste von Zinssätzen der Fed profitieren, die sonst niemand zu sehen kriegt. Sobald die Kreditbedingungen gelockert werden, so dass auch die Massen Zugang zu dem Geld bekommen, lässt der Boom nicht mehr lange auf sich warten. Sobald jedem ein Kredit sicher ist, wenn er nur einen Nebel auf einem Spiegel hinterlässt, sind die Tage des Booms gezählt.
Diejenigen, die Vermögenswerte erst gegen Ende des Spiels erwerben, werden vermutlich von denjenigen zermalmt, die Vermögenswerte verkaufen, die sie schon zu Beginn des Booms erworben haben. Um es einfach zu machen: die Inflation wird irgendwann zu einem moralischen Wagnis.
Wir stehen jetzt kurz vor dem Wendepunkt. Der ist erreicht, wenn die Verbraucher keine weiteren Kredite mehr aufnehmen können oder wollen und/oder wenn Unternehmen einfach nicht bereit sind, oder nicht in der Lage ihre Kredite auszudehnen.
Ich habe in der jüngeren Vergangenheit schon über einige solcher Wendepunkte geschrieben und es sieht so aus, als würden gerade verschiedene Wendepunkte in verschiedenen Bereichen erreicht: Bei den Arbeitsplätzen, bei Immobilien, bei den Verbraucherausgaben und bei der Kreditexpansion.
Die Fehlinvestitionen der 'Her-damit-Gesellschaft' stehen kurz davor auseinander zu fallen. Wir sind da, wo wir momentan stehen, weil die Zentralbanken immer weiter Geld gedruckt haben, um die normalen Geschäftszyklen zu unterbinden, um es den Politikern Recht zu machen, die immer mehr Geld der Steuerzahler in immer mehr dumme Projekte stecken wollen und die so idiotischerweise die Deflation bekämpfen. Das einzige, was die Zentralbanken erreichen ist, den unvermeidlichen deflationären Kreditverfall herauszuzögern, was ihn aber zugleich schlimmer werden lässt.
Es gibt Viele, die glauben, dass es eine echte Deflation (eine Verringerung der Geldmenge) in einem Papiergeldsystem ohne Goldstandard nicht geben kann. Ich stimme dem nicht zu. Die Geldmenge in Japan ist eigentlich nie gefallen. Stattdessen ist die eine zeitlang sehr langsam gestiegen. Dennoch sind die ausstehenden Bankkredite sechzig Monate in Folge gefallen. Sicherlich gab es eine Kreditkontraktion, es wurden Straßen gebaut, die nirgendwohin führen und die Bank of Japan hat alles in Geld verwandelt.
Außerdem ist die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes gestürzt. Die Nettoauswirkungen der Kreditkontraktion auf die Preise fielen so aus, dass man heute von"deflationär" sprechen würde. Die Preise für eine ganze Reihe von Gütern und Dienstleistungen sind gesunken. Fast alles ist gesunken, außer den Schatzanleihen. Die Leute waren erstaunt über die so genannte"Blase der Schatzanleihen" und über die Politik der Nullzinsen bei der Bank of Japan. Dennoch macht ein Zinssatz von 1 % auf zehn Jahre Sinn, wenn die Preise gleichzeitig um 2,5 % im Jahr fallen. Der reale Ertrag ist dann, offensichtlich, deutlich höher als 1 %. Vielleicht kann man sich die Deflation in einem Papiergeldsystem als eine Zerstörung von Kredit/Schulden vorstellen, die über das Wachstum der Geldmenge hinausgehen.
Abgesehen von den sozialen und wirtschaftlichen Unterschieden erwarte ich, dass die USA in die Fußstapfen von Japan treten werden. Auch wenn die Zentralbank in der Lage sein wird ein gewisses Maß an Inflation aufrecht zu halten, indem sie sich extremer Maßnahmen bedient, kann sie dennoch die Kreditkontraktion im privaten Bereich nicht aufhalten. Auch wird die Zentralbank die Verbraucher nicht auf eigene Kosten und auf Kosten anderer Kreditgeber freikaufen. Die Fed wird, wie die Bank of Japan, nur knapp an der eigenen Zerstörung vorbeikommen.
Das Leben wäre so viel leichter, wenn die Zentralbanken überall auf der Welt den Versuch aufgäben, die Preise und die wirtschaftlichen Zyklen im Kleinen zu verwalten. Eigentlich versuchen sie das Nirvana zu erreichen, obwohl das Nirvana weder genau bemessen werden kann, noch mit den Mitteln erreicht werden kann, über die sie verfügen.
Ja, es wird immer noch wirtschaftliche Zyklen geben, auch wenn die Zentralbanken alles versuchen, aber wenn sie es nicht täten, dann fielen sie weniger übertrieben aus, als momentan. Es sieht so aus, als hätten wir aus der Weltwirtschaftskrise und den jüngeren Erfahrungen in Japan nichts gelernt. Ich fürchte aber, dass wir eine zweite Chance bekommen.
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