-->Hallo Holmes,
## obiger These möchte ich mal widersprechen.##
Nun, als Grundnahrungsmittel, im Sinne von Dauerlieferant von Kalorien und Eiweiß, so verstehe ich den Rückblick auf den Kannibalismus aber nicht. Erst einmal bleibt festzustellen, das es den tatsächlich gab und nicht etwa nur als Überlebensbehelf, wenn nichts anderes mehr da war.
Und zweitens wird es in dem Artikel keinesfalls als Grundnahrungsmittel beschrieben, sondern als ein Nahrungsmittel, welches von Fall zu Fall einfach zur Verfügung stand. Dort steht nichts von Menschenzucht, in Käfigen, so wie wir es heute machen, mit den Schweinen, Hühnern und Rindern. Einfach nur ein lebender Organismus, voller wertvoller Substanzen wie Fett und Eiweiß, der bei den Expansionsgelüsten und durch gezielte Jagten als Beute mit nach Hause gebracht wurde. Ein wertvoller Eiweißlieferant unter den wenigen anderen, denen man habhaft werden konnte, die aus dem Tierreich.
Nicht zu vergessen, das die im Artikel genannte Alternative, eine effektive Landwirtschaft, erst später, mit Hilfe von Feuer und Kochen möglich war. Wir in der heutigen Zeit vergessen manchmal, das unsere menschlichen Vorfahren nur mit Mühe sich aus dem Pflanzenreich hätten am Leben halten können. Alle Pflanzen haben im rohen Zustand ein prachtvolles Arsenal an Giften und Bitterstoffen gegen ihre Fraßfeinde parat. Esse mal zwei, drei rohe Kartoffeln, dann wirst du schon sehen was passiert. So ohne weiteres sich nur von Pflanzen zu ernähren, sich gesund zu ernähren, ist ohne Kochen eine sehr schwieriges Problem. Und wenn ich eine Nahrung finde, die die Giftproblematik schon vor mir gelöst hat, das Tier, der Mensch, dann ist es erst einmal sehr viel praktischer sich an denen schadlos zu halten.
Lass uns aber beide festhalten, ob genau dieser Pragmatismus wirklich die Triebfeder war, eher an seinem menschlichen Konkurrenten herumzuknabbern, als ein einem Hasenlauf, ich weiß es natürlich auch nicht. Aber, lasse mich auch das bitte noch einmal kurz in Erinnerung rufen, das was nach dem Kannibalismus der Mensch dem anderen Menschen alles so angetan hat, war das soviel besser?
Lass es dir schmecken
eisenherz
Als kleine Ergänzung dazu das hier noch, aus dem gleichen Buch:
Vergiß den Kochtopf! Gekochtes ist wertlos Als sich unsere äffischen Vorfahren vor etwa fünf Millionen Jahren auf die Hinterfüße erhoben, aßen sie ganz sicher nur Rohkost: saftige Würmer, knackige Käfer, hier mal eine Handvoll Beeren, dort ein paar herabgefallene Früchte und ansonsten das, was Raubtiere von ihrer Beute übriggelassen hatten. Eins ist gewiß, die frühen Menschen hatten ihre liebe Not, die zum Überleben notwendigen Kalorien zusammenzukratzen. Die Nahrungssuche war eine Ganztagsbeschäftigung.
Mit der Nutzung des Feuers, die vor mutmaßlich 1,5 Millionen Jahren einsetzte, und den Fortschritten im Werkzeuggebrauch wurde manches einfacher: Die Menschen waren in der Lage, mit größerem Erfolg zu jagen, die Beute in handhabbare Portionen zu zerlegen. Das Feuer half, bis dahin ungenießbare Knollenfrüchte und andere schwer verdauliche pflanzliche Nahrungsmittel bekömmlich zu machen. In dieser Phase der menschlichen Evolution, dem Zeitalter
des Homo erectus, kam es zu einer dramatischen Vergrößerung des Gehirns. Über
die Ursachen wird spekuliert. Aber eine Verbindung zur Ernährung liegt nahe, denn das Gehirn ist das Organ mit dem höchsten Energieverbrauch. Es sei dahingestellt, ob Fleisch oder leicht verwertbare Kohlenhydrate, zum Beispiel Stärke aus Wurzelknollen, den wachsenden Bedarf deckten.
Affen verbringen die meiste Zeit des Tages mit Futtersuche und Verdauen. Je größer der Pflanzenanteil in der Nahrung ist, desto länger muß der Darm sein und desto mehr Energie ist für die Verdauungsarbeit erforderlich, denn pflanzen sind aufgrund der Abwehrstoffe, die sie enthalten, schwerer zu verdauen als Fleisch.
Raubtieren reicht ein sehr kurzer Darm. Beim Menschen hat sich der gesamte Verdauungsapparat im Laufe der Evolution zum Typus des Allesfressers hin entwickelt, angefangen von den Kiefern und den Zähnen bis hin zum Darm - mit einer Länge, die zwischen der von reinen Pflanzen- und reinen Fleischfressern liegt.
Ein Schimpanse (der sich überwiegend pflanzlich ernährt) von der Größe eines Menschen besäße einen doppelt so langen Darm, wie wir ihn haben. Diese Entwicklung war möglich, weil es den Menschen gelang, einen Teil der
Verdauungsarbeit nach außen zu verlagern - durch Grillen und Garen im offenen
Feuer. Die so eingesparte Verdauungsenergie kam dem Gehirn zugute, und die neu
gewonnenen geistigen Fähigkeiten halfen unseren Altvorderen, weitere Verarbeitungs- und Zubereitungsverfahren für pflanzliche Rohstoffe zu entwickeln, mit denen sie wiederum ihren Darm entlasteten. Braten und Kochen, Mahlen und Backen, Mälzen und Fermentieren - all diese Techniken sorgten dafür, daß Nahrung für den modernen Menschen, den die Anthropologen Homo sapiens nennen, leichter bekömmlich wurde. Insofern war die Erfindung des Kochens ein entscheidender Schritt in der Evolution des Menschen. Nicht zuletzt gewann er dadurch Zeit und Energie für andere Tätigkeiten.
Das Tagwerk unserer Ahnen gestaltete sich trotz mancher Verbesserungen immer
noch mühsam. Kaum zu glauben, daß sie aufwendige Verarbeitungsformen für Nahrungsmittel entwickelt hätten, wenn es ihnen nicht zum Vorteil gereicht hätte.
Wäre die »naturbelassene« Nahrung die beste oder gesündeste, würden wir diese
arbeitsparende Art der Ernährung heute zumindest noch bei sogenannten »Naturvölkern« beobachten. Das Gegenteil ist der Fall: Ihre Verarbeitungstechniken sind genauso raffiniert wie die unserer Küche. Zwar
gehen bei der Verarbeitung der Nahrungsmittel unbestreitbar wertvolle ährstoffe verloren, doch das ist ein Zugeständnis, mit dem die Zerstörung vieler giftiger oder verdauungshemmender Substanzen erkauft wird.
Wer heute den Verzicht auf den Kochtopf fordert, will wesentlich weiter zurück
als in die Steinzeit. Und er müßte womöglich sein Gehirn gegen einen längeren
Darm eintauschen.
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