-->Hi,
nichts gegen Hersh, aber so ganz koscher scheint seine Story nicht zu sein:
Die Erwähnung des Iran ist laut Hersh kein Zufall - im Gegenteil: Seinen Informanten zufolge ist ein für wahrscheinlich und unausweichlich gehaltener US-Schlag gegen den Iran nämlich der wahre Grund für die Unterstützung Israels im Libanon-Krieg. Denn die Art von Bombenkampagne, die Israel im Zedernstaat durchführte, halten US-Planer anscheinend für ein geeignetes Studien-Modell, so der Autor. Der israelische Plan, zitiert Hersh den Nachrichtendienstmann weiter, sei"das Spiegelbild dessen, was die USA für den Iran geplant hatten".
Ein weiterer Kronzeuge, den Hersh anführt, ein"Berater der US-Regierung", soll es so ausgedrückt haben:"Die Israelis sagten uns, es würde billig sein und viele Vorteile bringen. Warum also dagegen sein? Es würde eine Demo-Version für den Iran sein." Die USA seien besonders an den zu erwartenden Erkenntnissen über die Erfolge einer Luftwaffe gegen Tunnel- und Bunkersysteme interessiert, heißt es an anderer Stelle in Hershs Report, denn solche Strukturen gebe es auch im Iran.
eine Demo-Version ist bekanntlich lückenhaft, weil wichtige bzw. interessante Sachen fehlen - so hier z.B. die bunkerbrechenden Waffen, deren Anschaffung seitens Israels schon für 2005 geplant war, aber wegen Sparmaßnahmen bis auf weiteres verschoben wurde: sie standen somit zumindest zu Beginn dieses Krieges noch nicht zur Verfügung. Und: die für rein operative Zwecke gebauten Hisbollah-Bunker und -tunnel im Südlibanon wird man nicht wirklich mit denen des Iran, in denen dessen wichtigsten Anlagen untergebracht sind, vergleichen können. Damit wird ein solcher"Test" allerdings wertlos.
Die Zerstörung der Infrastruktur des Libanon entspringt der bekannten"normalen" Vorgehensweise Israels (und auch anderer Staaten), für Angriffe aus einem bestimmten Gebiet stets auch dessen Führung bzw. Bevölkerung kollektiv mitverantwortlich zu machen, also"dumme Ausreden" wie Da-haben-wir-keinen-Einfluß-drauf o.ä. nicht zu akzeptieren (bedarf also keines gesonderten Anlasses) - auch die recht magere Ausbeute und der letztendliche Fehlschlag dieser Strategie in den Palästinensergebieten hat die israelische Führung nicht zum Umdenken bewogen.
Bemerkenswert ist auch, daß man über die Bunker und Tunnel der Hisbollah schon vor Beginn des Krieges so gut informiert gewesen sein will (die Luftwaffe braucht ja präzise Zielangaben) - warum ist dann die Bodenoffensive so verlaufen, als sei die IDF in eine Nebelwand gefahren?
Im übrigen gehört es zum normalen Geschäft eines Generalstabs, der diese Bezeichnung verdient, daß er für alle hinreichend wahrscheinlichen Eventualfälle Operationspläne aufstellt, also z.B. bei Luftwaffeneinsätzen eine Liste von Zielen erstellt, die dann nur noch"abzuarbeiten" ist.
Daß man sich in diesem Zusammenhang für eventuell erforderliche"harte Maßnahmen" schon mal einen Vorab-Dispens vom großen Bruder zusichern läßt (sofern dies überhaupt erforderlich und nicht schon aus reiner Komplizenschaft"selbstverständlich" ist), ist auch nicht ungewöhnlich und daher nicht unbedingt als Teil eines gemeinsamen, konkreten Aktionsplans einzustufen - schließlich gehört zu diesem, daß man entweder als Angreifer das Timing bestimmt oder ziemlich genau weiß, wann der Gegner angreifen wird (siehe Pearl Harbor): in diesem Libanonkrieg war offensichtlich keines von beiden gegeben.
Es sieht also eher so aus, als ob - via"Informanten", also über Bande, damit's glaubwürdiger klingt - mit der Theorie von der angeblichen Einbindung der Libanon-Operation in ein"größeres", alles rechtfertigendes Ganzes (Iran-Konflikt) die blamable Niederlage der IDF kaschiert werden soll - Bushs jüngstes Dummgequatsche geht auch in diese Richtung.
Gruß bernor
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