-->>Hallo Tassie!
Hi nereus,
>Ich schulde Dir noch einen Hinweis auf den oft erwähnten Konrad Morgen.
>Du erinnerst Dich vielleicht.
Selbstverstaendlich.
>So verläßlich, wie anfangs vermutet, sind seine Aussagen leider auch nicht.
>Er gab nämlich 1964 nochmals etwas zu Protokoll.
> Anlässlich des 40. Jahrestages des 1. Frankfurter Auschwitzprozesses drucken wir einen Ausschnitt aus dem transkribierten Tonbandmitschnitten der Vernehmung des Zeugen Konrad Morgen, ehemaliger Obersturmbannführer und SS-Richter vom 25. Verhandlungstag am 9. März 1964 ab.
>Ein paar Auszüge wurden hier schon zum besten gegeben.
>Aber der Rest ist viel besser.
>Zunächst einmal die Quelle: http://www.rav.de/infobrief90/morgen.htm
>Was er da vorträgt steht in völligem Kontrast zu seiner Aussage in Nürnberg vor dem IMT 1946.
>Zwei Wahrheiten gibt es nicht, also hat mindestens einmal gelogen.
Wenn Du mich fragst, er hat beides Mal gelogen, sowohl 1946 for dem IMT wie auch
1964 beim A-Prozess in FFM.
Verstehe mich bitte richtig, ich moechte nicht behaupten und habe auch nicht den Eindruck, dass alles, was Morgen jemals zu Protokoll gab, nur erstunken und erlogen ist, nein, mein Eindruck ist, dass auch er opportunistisch gezielt mit Halbwahrheiten gearbeitet hat.
>In Nürnberg hatte er noch behauptet im Einvernehmen mit Himmler nach Auschwitz gefahren zu sein. 1964 sah er das offenbar anders.
>Er wollte 1946 gegen Rudolf Höß vorgehen, konnte aber wegen der anrückenden Russen nichts mehr tun.
>1964 hatte jedoch das Lager besucht, sprach mit dem Lagerkommandaten und durfte sich umsehen.
>In Nürnberg sprach er von Monowitz und der Vermutung dort stattfindender Tötungsverbrechen
>Bei der Vernehmung in Frankfurt 18 Jahre später war nun sogar in Birkenau und hat ziemlich viel gesehen.
>Er sah sogar die Zementfußböden der Duschräume, die jedoch dummerweise aus Fliesen bestanden.
>Und in der Nacht zuvor sollen mehrere tausend Menschen vergast und später kremiert worden sein.
>Als Morgen jedoch tags darauf das Krematorium betritt ist alles tip top:
> Es war alles spiegelblank, geleckt, und einige Häftlinge in Monteuranzügen, die polierten da ihre Armaturen, machten sich da künstlich Bewegung
Ja, ich habe auch diesen Passus gelesen.
>Na toll!
>Ein Hoch auf die indirekten Zeugen der Vernichterungsmaschinerie!
>Mal sagen sie dies, mal sagen sie das.
>Warum hat er diesen wichtigen Hinweis nicht in Nürnberg erwähnt?
Nun, die Hauptzielrichtung und die Hauptziellokation der Kriegsverbrecherprozesse vor dem IMT in Nuernberg war different zum A-Prozess in FFM.
>Himmler konnte dagegen doch nichts mehr unternehmen?
>Ich mutmaße jetzt mal.
>Angesichts des Eichmann-Prozesses und dessen Strafmaß wenige Jahre zuvor, sollte man bei einem Involvierten der einstigen NS-Hierarchie nur 1 und 1 zusammenzählen.
Ich denke nicht, dass der Eichmann-Prozess per se wesentlichen Einfluss auf Morgen's Aussagen einige Zeit spaeter ausuebte, da waren andere Fakten und Einfluesse wesentlich praegender.
Morgen ist einer von vielen, die vor dem IMT im Sinne dieser Siegerjustiz aussagten, auch er"kooperierte" mit den Siegermaechten, dabei war Auschwitz selbst nur ein relativ kleiner Teilaspekt, in FFM war Auschwitz hingegen das voll fokusierte Thema, auch hier"kooperierte" Morgen auf allerdings bereits weitestgehend vorbestellten Boeden.
Im Hinblick auf das IMT und seinen Zielen, aehnlich wie bei den Zeugenaussagen verhielt es sich mit Dokumenten und Sachbeweisen, Entlastendes wurde graduell unterdrueckt, Belastendes graduell aufgewertet, zuweilen auch schon mal massiv gefaelscht, letzteres ist auch heute noch"in", wie auch bei voellig anderen Themen.
Die Siegermachtjustiz hat sich speziell nach Kriegsende durch ihre damaligen Masslosigkeiten und Selbstueberheblichkeiten selbst die Beine gestellt, deshalb vermoegen in der BRDDR nur Stuetzwerkzeuge a la 130 STGB die offenkundige Bauchlage der SiegergeCHichtsschreibung nur aeusserst muehsam zu kaschieren.
>mfG
>nereus
Gruss
TD
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