-->Da gibt es einige Fragen zur"Geldschöpfung" durch die Geschäftsbanken, die der Klärung bedürfen:
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Wie ich immer wieder feststelle, tauchen Verständigungsprobleme nur auf, weil man sich die ganz einfachen Grundsätze der doppelten Buchführung nicht vergegenwärtigt. Jede Soll-Buchung MUSS als Pendant in gleicher Höhe eine Haben-Buchung unmittelbar zur Folge haben und vollzogen werden, sonst stimmt die Bilanz nicht. Nur bei Aktiventausch oder Passiventausch ergibt sich eben keine Bilanzverlängerung. Neben den handelsrechtlichen (HGB) Buchungsvorschriften müssen Banken zudem die Vorschriften des Kreditwesengesetzes (KWG) für den Kontenrahmen und die Darstellung beachten; international GAAP, etc.
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1. Gäbe es keine Geschäftsbanken, die"neues Geld" erzeugen: Wieviel Geld gäbe es dann in Prozent von dem Geld, das es heute aktuell gibt? Wäre es in Summe um den zitierten Faktor 10 (oder 20 bis 40) niedriger?
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Das ist eine hypothetische Frage. Es gibt eben Geschäftsbanken die laufend Kredite vergeben und so neues Giralgeld bis zur Grenze der Mindestreserve erzeugen.
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2. Wäre das Geldsystem ein Metallgeldsystem ohne Banken (reine Metallumlaufswährung), könnte es dann Nicht-Metallgeld als Zahlungsmittel geben? Oder hat es Nicht-Metallgeld als Zahlungsmittel gegeben und falls ja: Ab wann erschienen diese Zahlungsmittel und wie sahen sie aus?
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Zuerst wurden Münzen deponiert, dann Edelmetalle, vorwiegend Gold und dafür wurden Noten ausgegeben. Anstatt die Noten zurückzugeben, sich das Gold aushändigen zu lassen und damit zu bezahlen, war es viel praktischer die Noten weiterzugeben und dadurch zu bezahlen. Wenn ich mich recht erinnere wurde das erste Papiergeld in China so um das Jahr 1000 emittiert. In Europa hatte die Bank von Amsterdam so ca. nach 1600 Banknoten ausgegeben. Das Vertrauen in Papiergeld beruhte ursprünglich darauf, daß es jederzeit in Münzgeld umgetauscht werden konnte. Gold wurde auch von Juwelieren in Empfang genommen, deponiert und darüber Quittungen (Noten) ausgegeben. Auch mit diesen Noten wurde bezahlt. Wie sahen die Noten aus? Hmm, ich denke es gibt bei der Deutschen Bundesbank ein Geldmuseum wo die alten Noten besichtigt werden können. Die Darstellung der Geschichte des Geldes würde aber hier ein normales Posting total sprengen und mehrere hundert Seiten umfassen.
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3. Könnte es ohne Zentralbank eine Geldschöpfung durch Geschäftsbanken geben?
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Historisch war das so, da ja die Banken und die Juweliere irgendwann auf die Idee kamen, mehr Noten auszugeben, als Gold bei Ihnen deponiert war, in der Hoffnung, daß nicht alle Noteninhaber gleichzeitig aufkreuzten, um die Einlösung in Gold zu verlangen. Das waren sozusagen die ersten „fractional-reserve-banking-Maßnahmen“
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4. Konnten die Banken vor Einführung von Zentralbanken, z.B. Deutschland vor der Reichsbank oder die USA vor der Gründung der Fed die erwähnte"Geldschöpfung" betreiben?
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Ja, siehe oben.
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5. Wie können die Geschäftsbanken heute ("Soll- und Haben-Taste gleichzeitig drücken") ihr Soll (passiv) erhöhen? Falls es ihnen möglich ist: Wo erscheint dieses Soll (Banken passiv) seinerseits als aktiv? Oder handelt es sich um ein Soll der Banken, dem nirgendwo sonst ein Haben (aktiv) gegenüber steht?
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Die Frage ist jetzt nicht verständlich, denn was Sie da als „Taste“ bezeichnen ist die unabdingbare Voraussetzung, daß eine Soll-Buchung mit einer Habenbuchung gekoppelt ist. Es gibt keine Soll-Buchung (nicht mal bei Bilanzfälschern:-))) der nicht eine Haben-Buchung in gleicher Höhe gegenübersteht. Bitte sehen Sie sich die Buchungsbeispiele noch einmal an http://www.esnips.com/web/Geldtheorie- Datei: Geldschöpfung und Geldvernichtung d. Geschäftsbanken.pdf
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6. "Eine Bank erzeugt im Prinzip neues Geld, indem sie auf beiden Seiten der Bilanz den gewünschten Betrag einbucht." Von wem wird dieser Betrag gewünscht?
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Nochmal: Bitte die Buchungsbeispiele zur aktiven und zur passiven Geldschöpfung studieren. Nun, Kredite werden z. B. vom Publikum, von Unternehmen nachgesucht, die Bank schließt Kreditverträge und erzeugt danach durch den Buchungsvorgang das Giralgeld in Höhe des abgeschlossenen Kreditvertrages (ausgenommen evtl. kleine Beträge aus eigenen Mitteln und Spareinlagen - „aus lang mach kurz“)
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7. Sollten die Banken diesen Betrag wünschen und haben wir eine große Zahl von Banken (Deutschland: mehr als 2000 an die Bundesbank berichtende Institute): Warum sorgt die Konkurrenz der Banken untereinander nicht dafür, dass die Haben-Zinsen der Banken gegen Null tendieren?
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Die Banken benötigen schließlich M2-M1 und M3-M2 und bestehen in der Konkurrenz nur bei marktgerechten Zinsen.
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8. Sollten Nicht-Banken diesen Betrag wünschen, richtet sich dieser Wunsch auf den Erhalt von Geld oder auf die Gewährung eines auf Geld lautenden Kredits?
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Das ist doch das gleiche. Jemand braucht Geld, das er nicht hat. Er ist aber mit seinen Sicherheiten kreditwürdig und erhält auf sein Ersuchen von einer Geschäftbank einen Kredit. Wenn der Kredit nicht zweckgebunden ist, kann der Kreditnehmer nach Einbuchung in sein Girokonto nunmehr über Giralgeld (das im Wege der Geldschöpfung so entstanden ist) durch Überweisungen verfügen. Er kann es sich auch in Banknoten auszahlen lassen, dann allerdings ist es kein Geldschöpfungsvorgang mehr, da Banknoten bei der Notenbank beschafft werden muß.
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9."Forderungen monetariseren". Oder wie das Lehrbuch schreibt:"Sie (Bank) kauft Forderungen gegen ihre Schuldner an, die den (ihren) Aktiven zugeschrieben werden, und gibt dagegen Buchgeld aus, das unter den Passiven erscheint." Womit kauft die Bank die Forderungen an? Falls mit"Buchgeld" (bei ihr passiv verbucht): Wie kann man mit einem Passivum eine Aktivposition erwerben ("ankaufen")?
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Schildern Sie bitte den genauen Sachverhalt dieses Falles und wenn möglich an Hand von Buchungsbeispielen Wer hat gegen wen welche Forderungen? Wer kauft womit diese Forderungen an?. Der Fall entstammt nicht meinen Buchungsbeispielen aus dem Lehrbuch. Oder meinen Sie die Zusammenfassung zu Punkt 2)
“Eine passive Geldschöpfung findet statt, wenn Nichtbanken Forderungen an Banken, die keine inländischen Zahlungsmittel darstellen, liquidieren und dafür Zahlungsmittel erhalten. Eine passive Geldvernichtung findet statt, wenn Nichtbanken Forderungen an Banken, die keine inländischen Zahlungsmittel darstellen, von Banken erwerben und dafür Zahlungsmittel hergeben.““
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10. Existieren diese"Forderungen" bereits zum Zeitpunkt des Ankaufs? Falls ja: Sind es Forderungen der Bank gegen Schuldner der selben Bank ("ihre Schuldner")? Wieso kauft eine Bank Forderungen (bei ihr aktiv) gegen ihre Schuldner (bei diesen in gleicher Höhe passiv) sich selbst ab und wie geht das? Falls nein: Welche Forderungen von wem gegen wen kauft die Bank an?
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Bitte genauen Sachverhalt schildern, dann machen wir die Buchungen.
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11. In dem mathematischen Beispiel ist die Rede von"Entwicklung der Kreditgewährung" bzw."Summenberechnung der Kreditgewährung". Haben wir es bei der Formel mit einem Kreditgewährungsmultiplikator oder mit einem Geldschöpfungsmultiplikator zu tun?
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Vielleicht beziehen Sie sich jetzt auf Texte, die ich nicht gepostet habe?
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12. Was ist die"ursprüngliche Überschussreserve" (Ü 1)?
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Eine Überschußreserve ist der Betrag aus dem durch den Kredit erzeugten Giralgeld, der bei der „anderen“ Bank (z. b. der des Verkäufers) nach Überweisung eingeht, minus Barabhebungen, minus Mindestreserve. „Ursprünglich“ würde ich es nennen VOR der Barabhebung. Die Formeln mit Einbeziehung der Überschußreserve find Sie auf Seite 15 eines Lehrheftes der BuBa. http://www.bundesbank.de/download/bildung/geld_sec2/geld2_04.pdf
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13. Ist sie ohne Gegenbuchung vorhanden (aktiv netto)?
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Es gibt keine Buchungen ohne Gegenbuchungen.
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14. Oder existiert an anderer Stelle eine Gegenbuchung (passiv)? Falls ja: Handelt es sich um ein Kreditverhältnis? Falls wiederum ja: Wie kann es"überschüssige" Kredite geben,
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Der Überschüsse entsehen im Bankensystem durch „multiple“ Geldschöpfung“ (sh. Seite 11 des Lehrheftes der BuBa)
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15. also um solche, die an einer Stelle aktiv in höherer Summe verbucht sind als an anderer Stelle passiv?
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Nein, die Buchung ist nur aufgesplittet. Unter Berücksichtigung der zu buchenden Mindestreserve ergeben sich aktiv und passiv natürlich identische Beträge.
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MfG - Trit
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Mit freundlichen Grüßen
thoughtful
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