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âI wonder what sentences judges might hand down at future international criminal tribunals on those who will be partially but directly responsible for millions of deaths from starvation, famine and disease in decades ahead. I put [their climate change denial] in a similar moral category to Holocaust denial - except that this time the Holocaust is yet to come, and we still have time to avoid it. Those who try to ensure we donât will one day have to answer for their crimes.â (Quelle).
(Freie Ăbersetzung: âIch frage mich welche Urteile Richter in einem zukĂŒnftigen internationalen Tribunal ĂŒber jene fĂ€llen werden, die teilweise aber direkt fĂŒr Millionen Tote durch Verhungern und Krankheiten in den Jahrzehnten vor uns verantwortlich sind. Ich platziere (diese Verleugnung der Klima-VerĂ€nderung) in eine Ă€hnliche moralische Kategorie wie die Verleugnung des Holocaust - mit dem Unterschied, dass dieses Mal der Holocaust noch kommt und wir immer noch Zeit haben ihn zu vermeiden. Jene, die versuchen dies zu verhindern, werden eines Tages fĂŒr ihre Verbrechen zur Verantwortung gezogen werden.â (Mark Lynas 19. Mai 2006).
Diese Art von Hexenjagd ist nicht neu. Auch im Mittelalter wurden die âHexenâ u. a. fĂŒr das Wetter verantwortlich gemacht. Wolfgang Behringer hat diese Exzesse in mehreren interessanten AufsĂ€tzen beschrieben und hier.
Die ĂuĂerung von Mark Lynas, aber auch der neueste Film des Mannes, der nach eigenen Angaben das Internet erfunden hat, und den eigenen Film als âover-representation of factual presentationsâ einstuft, machen vor allem deutlich, dass dieses komplexe und im Kern zunĂ€chst wissenschaftliche Thema heute so emotionalisiert wird, dass eine gelassene Diskussion nicht mehr möglich ist. Dabei wird es - so fĂŒrchte ich - auch bleiben, weil die âwissenschaftlicheâ Diskussion so verĂ€stelt und widersprĂŒchlich ist, dass jeder, der die Forschungsergebnisse nicht selber erarbeitet hat, nicht wissen kann wie er sie interpretieren soll/muss.
Dieser Sachverhalt wird weiter kompliziert, weil eine groĂe Zahl von einschlĂ€gigen Wissenschaftlern heute von dem Thema Klima-VerĂ€nderung lebt. So gaben die USA fĂŒr Climate- Change-Projekte in 2004 insgesamt ĂŒber 4 Mrd. USD aus. Bei 7400 (2004) âatmospheric Scientistsâ in den USA kein schlechtes Zubrot pro Kopf.
Die Gegenseite ist auch nicht zimperlich. So sah sich die distinguierte âRoyal Societyâ im September 2006 gehalten dem Ă-l-Multi EXXON nahe zu legen, Gruppen, die den Klimawandel âleugnenâ, nicht lĂ€nger finanziell zu unterstĂŒtzen.
DarĂŒber mag man denken wie man will am Ende bleibt die Frage:
An welchen Nagel soll man also seinen Hut also hĂ€ngen, wenn âWissenschaftâ in einem Themenkreis auf allen Seiten so offensichtlich kĂ€uflich ist? So oder so, das Thema ist langfristig auch ökonomisch brisant und wir sollten unseren Anspruch auf objektive Informationen lautstark artikulieren.
Ist zum Beispiel der sog. âStern-Reviewâ objektive Information? Das scheint zumindest fraglich. Kaum war der Bericht veröffentlicht, meldete sich nĂ€mlich der Welt vermeintlich prominentester Experte (William Nordhaus) zur Kritik an dem 700 Seiten Dokument: (Schlussbemerkung ĂŒbersetzt): âSo bleiben die zentralen Fragen der globalen Klima-Politik - wie viel, wie schnell und wie kostspielig - offen. Der Review informiert, beantwortet aber nicht diese fundamentalen Fragen.â Andere Dauerkritiker wie Bjorn Lomborg stossen ins selbe Horn. Alles Ignoranten & Idioten?
Gleiches gilt fĂŒr den letzten IPCC-Report-2001. Ich erspare mir die lange Liste der Opponenten aufzufĂŒhren - es ist immer das gleiche Bild: Hexenjagd - offen bleibt wer ist JĂ€ger und wer ist Hexe. In jedem Fall ist es fĂŒr den Konsumenten von Wissenschaft eine deprimierende Erfahrung, aber angesichts der komplexen ZusammenhĂ€nge nicht ganz unentschuldbar.
Bleibt noch, einige der Problempunkte der Diskussion zu beleuchten.
Da ist zunÀchst diese Graphik:
<center> Antarktis) ermittelt und 1995 von J. R. Petit et al. in einem Aufsatz mit dem Titel âClimate and atmospheric history of the past 420,000 years from the Vostok ice core, Antarcticaâ in dem Wissenschafts-Magazine âNatureâ publiziert und steht im Zentrum der historischen ZusammenhĂ€nge. Die Daten (auf komplizierte Weise gewonnen - siehe Link oben) zeigen eine beinahe perfekte Korrelation zwischen atmosphĂ€rischem CO2 (oben -blau) und den Temperaturen (unten - schwarz) der vier betrachteten Eiszeitzyklen. Zur Erinnerung: Eine statistische Korrelation sagt zunĂ€chst nichts ĂŒber einen Kausalzusammenhang aus; vielmehr misst ein Korrelationskoeffizient lediglich die mathematische Beziehung zwischen zwei Variablen!
FĂŒr die in der Graphik abgebildeten Daten betrĂ€gt die statistische Korrelation r2 = 0,71 - was ziemlich gut ist.
Der Fall schien klar der Bösewicht - das Kohlendioxid - war festgenagelt. Genau das sagt die Graphik zwar nicht, aber das kĂŒmmerte niemanden, weil der sog. Treibhauseffekt von Kohlendioxid schon seit dem 19. Jh. bekannt war (Jean-Baptiste Fourier > Gustav Kirchhoff > John Tyndall > James Clerk Maxwell > Ludwig Boltzmann > Svante Arrhenius).
Die Sache hatte nur einen kleinen Haken: Bei genauerer Analyse der Vostok-Daten (z.B. Fischer et al., 1999 in âScienceâ oder , Mundelsee, 2001) stellte sich heraus, das erst die Temperatur anstieg und dann das Kohlendioxid. Der zeitliche Abstand dieser beiden Entwicklungen betrug 1.300 (plus/minus 1.000) Jahre. Wie also konnte das Kohlendioxid ursĂ€chlich fĂŒr den Temperaturanstieg dieser Jahre sein? ZusĂ€tzlich ergaben diese Untersuchungen, dass das Eisvolumen noch langsamer reagiert als das Kohlendioxid - nĂ€mlich 2.300 (plus/minus 1.300) Jahre spĂ€ter.
Damit ergab sich folgende durchschnittliche Ereigniskette:
Temperaturanstieg + 1.300 Jahre => Anstieg Kohlendioxid + 2.300 Jahre => Eis- und Gletscher-RĂŒckbildung - (und umgekehrt).
Was sagt uns diese Ereigniskette zu den heute zu beobachtenden AbschmelzvorgĂ€ngen in der Welt? Ich weiĂ es nicht! Aber - angesichts dieser historischen Fakten - darf man doch zweifeln, ob der (von mir nicht bezweifelte) Temperaturanstieg der vergangenen 400 Jahre, wie z.B. vom âNational Research Councilâ (siehe Chart Seite 2) im Juni 2006 berichtet, ĂŒberhaupt fĂŒr die heutige Abschmelzung des Eises an den Polen und in den Gebirgen verantwortlich gemacht werden kann.
Wer glaubt, die Antwort auf diese Zweifel sei unbedeutend, schlieĂlich stiegen die Temperaturen eindeutig, der verinnerliche nachstehende Graphik:
<center>[img]" alt="[image]" style="margin: 5px 0px 5px 0px" /> </center>
Hier schauen wir ab Beginn des Kambriums auf ca. 550 Mio. Jahre Erdgeschichte. Im PleistozĂ€n (ganz rechts) beginnt die Gattung Homo ihr Unwesen und der kleine Anstieg der Temperatur ganz rechts reprĂ€sentiert (nach dem letzten Teilstrich) das sog. HolozĂ€n - grob die letzten 10.000 Jahre. Unschwer ist zu erkennen, dass wir (homo sapiens) erdgeschichtlich bisher in einer der lĂ€ngsten kĂ€lteren Perioden mit leicht ansteigenden Temperaturen gelebt haben von der (der oben bereits zitierte) Petit sagt: âAs judged from the Vostok record, the long, stable Holocene is a unique feature of climate during the past 420 kyr, with possibly profound implications for evolution and the development of civilizations.â (S. 435). [Ăbers.: Aus Sicht der Vostok Daten geurteilt ist das lange, stabile HolozĂ€n eine einzigartige Klimaphase der letzten 420.000 Jahre mit wohlmöglich weitreichenden Konsequenzen fĂŒr die Evolution und die Entwicklung von Zivilisationen.]
Mein Stand der Erkenntnis ist wie folgt: Weder bezweifele ich den Temperaturanstieg noch die Wirkungen von Kohlendioxid im Zusammenhang mit dem Treibhauseffekt. Was ich allerdings mit Vehemenz bezweifle ist der heute kolportierte und propagierte Ursache-Wirkungs-Zusammenhang. KlimaÀnderungen sind nicht mit einem Auto vergleichbar - mal tritt man aufs Gas, dann bremst man und die Reaktionen sind spontan erkennbar. Alle Untersuchungen, die ich kenne weisen darauf hin, dass klimatische Prozesse meist sehr, sehr langfristige Prozesse sind, teilweise selbstregulierend oder selbstverstÀrkend, teilweise exogen (z.B. Milankovitch-Zyklen) verursacht und in ihrem Verlauf immer multikausal.
Nach eigenem EingestĂ€ndnis ist die Wissenschaft derzeit nicht in der Lage einen quantitativen Zusammenhang zwischen atmosphĂ€rischem Kohlendioxid und Temperatur zu formulieren. Mit anderen Worten - niemand ist heute in der Lage zu sagen, wenn ich den Kohlendioxid-AusstoĂ um x-Prozent vermindere, dann sinkt dann und dann die Durchschnittstemperatur um y-Prozent. Kein Mensch ist also in der Lage wissenschaftlich zu beurteilen welche Wirkungen die vom IPCC oder Stern-Review geforderte Begrenzung des Kohlendioxid-AusstoĂes haben wird. Vielleicht ist es zuviel oder zuwenig, vielleicht völlig wirkungslos, weil ganz andere Faktoren am Werke sind und man hĂ€tte besser ganz andere MaĂnahmen getroffen - falls ĂŒberhaupt.
Eben - wo ist der Unterschied zur mittelalterlichen Hexenjagd!?
P.S. Cetero censeo, weil wir gerade beim Thema sind: Es ist nun Zeit, dass der unsĂ€gliche Streit zwischen @R.Deutsch und @dottore privatim und direkt beigelegt wird. Alle deadlines sind abgelaufen was bedingt dass der KlĂŒgere dem Besseren die Hand reicht - wie das die Vernunft alten MĂ€nner gebietet. Ansonsten bringe ich mich nĂ€chstes Weihnachten mit dem gleichen Thema erneut in Erinnerung.
So long - Fröhliche Feiertage! @Popeye |