-->## Wie weit gehts noch bergab? ##
Hallo Kasi,
ich drehe den Spiegelspieß, den von dir genannten, einfach mal um und meine damit eher richtig zu liegen, als vom Spiegel etwas zu verlangen, was seine Leser nicht wollen.
Der Spiegel ist ein Produkt in unserer Warengesellschaft, so wie jedes andere auch. Um zu überleben, um zu wachsen, um glänzende Geschäfte zu machen, viele Zeitungen pro Woche zu verkaufen, dazu muss er viele Käufer haben. Möglichst viele Käufer, aus denen sich dann wiederum die anderen Einnahmen entwickeln, wie z. b. die Werbeeinnahmen.
Klingt alles furchtbar banal, kann sein, aber ist trotzdem die Existentsgrundlage des Spiegels, jeder Zeitung, aller anderen Produkte in der Warengesellschaft ebenso.
Die Zeit des Spiegels, aber auch der Stern und einige andere kleinere Wochenblätter, die du vor Augen hast, die Zeit der exzellent recherchierten Hintergrundberichte, auch unabhängig vom jeweiligen, amtlichen Zeitgeist, die hatte einmal eine ausreichend hohe Anhängerschaft in der Bevölkerung und davon profitierte der Spiegel mit einer proportional hohen Leserschaft, sprich verkaufter Zeitungen. Auch banal, stimmt, aber trotzdem wichtig für das Problem.
Wenn jedoch, wie klar zu erkennen, sich der Spiegel den Glaubensvorgaben der westlichen Führungsmacht so offensichtlich, so devot sich anpasst, quasi zum Regierungsblatt für den Kampf gegen den Terrorismus verkommen ist, dann muss das kein freiwilliger, verwerflicher Wechsel gewesen sein, es kann genauso gut möglich sein, anhand der Auflagen beim Spiegel leicht zu erkennen, der Anpassung an die heruntergekommenen Infobedürfnisse der neuen Leserschaft geschuldet sein.*)
Jetzt könnte ich es hier lange ausbreiten, ich verkürze es mal und frage und behaupte:
Wer ist bei dem beklagten Niedergang des Spiegels der eigentliche Auslöser dafür, die Bedürfnisse der weniger kritischen, der ungebildeten, die auf den schnellen Genuss ausgerichteten Pisa - Generation, oder soll der Spiegel die von dir gewünschte, unabhängige Berichterstattung wieder aufnehmen, in der Hoffnung, das ihm die von früher gewohnte, die altbekannte, die kritische Leserschaft folgen wird?
Geht er, bei der zu letzt genannten Möglichkeit, wirklich das Risiko ein, einen Teil seiner Marktanteile an die Konkurrenten zu verlieren, nur weil er sich dem Niedergang seiner neuen ZiZi - Leser nicht anpassen will? Wohl kaum, dazu siehe die Mechanismen einer Warengesellschaft von weiter oben.
Wer also ist der Bestimmer für den Spiegel, die Verkaufszahlen, resultierend aus der Menge der Käufer der Zeitung, die Leser, oder der Spiegel selbst mit deiner Utopie, das die Zeitung an der Spitze des aufgeklärten Journalismus den Info - Zug ziehen möge?
Ich tippe auf den geistigen Niedergang der neuen Käufergeneration, welches den Spiegel auf die Spielwiese der Bildzeitung zwingt.
*) Bitte nicht den kleinen Kreis der hier im Forum versammelten Verschwörer mit dem Alltagsleser verwechseln, den der Spiegel über eine bestimme kritische Masse hinaus an sich binden muss, will er nicht pleite gehen.
bis denne
eisenherz
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