--><font size="5">Anleger auch in 2006 um Milliarden geprellt
Haupt-Drahtzieher operierten nun aus der Schweiz </font>
Das Jahr 2006 ende mit einem traurigen Rekord ist heute in der einschlägigen Fachpresse nachzulesen: Wertlose Anleihen dubioser Immobilien-Beteiligungsgesellschaften häten Anlegern Verluste in Milliardenhöhe beschert. Die Bilanz des Deutschen Instituts für Anlegerschutz ist ernüchternd resp. verheerend.
Nach einer Reihe spektakulärer Insolvenzen in diesem Jahr würden dubiose Anleiheemittenten zunehmend aus der Schweiz operieren, habe der Berliner Anlegerschutzanwalt Walther Späth beobachtet. Bei einigen neuen Inhaberschuldverschreibungen von Immobiliengesellschaften aus dem Alpenland sei nicht erkennbar, wie die versprochenen Renditen von 6,5 und mehr Prozent erwirtschaftet werden sollen, stelle Späth, infrage, der auch als Vertrauensanwalt des Anlegerschutzvereins Deutschland-Schweiz tätig sei.
In früheren Jahren hätten Kapitalanlagehaie vor allem mit Steuersparmodellen Anleger um ihr Geld gebracht, habe DIAS-Vorstand Volker Pietsch erklärt: Heute setzten unseriöse Anbieter statt dessen auf die Angst der Menschen vor einem Alter in Armut. Unter dem Stichwort"Private Altersvorsorge" sei es zahlreichen Gesellschaften in den vergangenen Jahren gelungen,"mit Renditeversprechen von bis neun Prozent Milliardenbeträge bei verunsicherten Sparern einzusammeln, konstatiere Pietsch.
Nach empirischen Berechnungen des DIAS-Instituts seien seit dem Jahr 2001 rund 250 Mrd. Euro Anlegergelder durch Kapitalanlagebetrug vernichtet worden. Pietsch: Das seien zehn Prozent des gesamten Nettogeldvermögens der privaten Haushalte. In den vergangenen Jahren hätten vor allem unseriöse Anbieter stiller Beteiligungen und geschlossene Fonds Insolvenz angemeldet, nachdem sie die Anleger um ihr Kapital gebracht hatten. In diesem Jahr hätten hingegen vor allem Anleiheemittenten Konkurs angemeldet.
Besonders spektakulär seien die Insolvenzen der Wohnungsbaugesellschaft Leipzig-West und der Düsseldorfer DM Beteiligungen, deren Immobilienvermögen nicht annährend die Höhe der ausstehenden Anleihen decken könnten. Bei beiden Gesellschaften zöge der Nürnberger Makler Jürgen Schlögel im Hintergrund die Fäden. Schlögel habe ein Schneeballsystem aufgebaut, erläuterte Späth.
Frisches Kapital sei genutzt worden, um daraus die Dividenden zuvor emittierter Anleihen zu bestreiten. Späth: Das System sei geplatzt, als es beiden Gesellschaften nicht mehr gelungen sei, neue Anleihen zu platzieren.
Daneben habe auch eine Reihe weiterer kleinerer Beteiligungsgesellschaften in diesem Jahr Konkurs angemeldet. Zuletzt die Deutsche PET AG in Meerbusch. Späth rechnet damit, dass der Insolvenz-Reigen 2007 weitergehe. So habe vor einigen Wochen die First Real Estate Liquiditätsprobleme eingeräumt. Späth: Mandaten von ihm hätten ihr Kapital aus längst fälligen Anleihen der Gesellschaft bisher nicht erhalten.
Anleger sollten grundsätzlich vorsichtig sein, wenn ihnen hohe Verzinsungen ohne Risiko versprochen werde, rät der Fondsanalyst Stefan Loipfinger. Erträge oberhalb der Sparbuchrendite liessen sich eben nicht ohne Risiko erzielen. Darüber hinaus sollten Anleger die Prospektprüfung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) nicht als Garantiesiegel missverstehen. Loipfinger: Die BaFin prüfe lediglich, ob ein Prospekt formale Kriterien erfülle. Die Wirtschaftlichkeitsrechnung des Fondsinitiators oder Anleiheemittenten werde nicht auf ihre Plausibilität hin kontrolliert.
Zugleich warne der Münchner Anlegerschutzanwalt Peter Mattil vor einer Verrohung der Sitten unter den Rechtsanwaltskanzleien. Hemmungslose Juristen bombardierten inzwischen geschädigte Anleger unaufgefordert mit Briefen, um sie als Mandanten zu gewinnen. Dabei hätten sich diese Kanzleien oft überhaupt nicht in die Sache eingearbeitet und könnten die Erfolgsaussichten einer Klage oft nicht beurteilen.
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