-->>Hallo Spartakus!
Huhu Nereus:)
zunächst einmal, ich habe nur den Artikel von Wisnewski gelesen und hatte während der Berichterstattung ein seltsames Gefühl. Es geht mir hier keineswegs darum die Polizei der Dummheit zu überführen oder irgendwelche Thesen zu vertreten, hier kleide ich mich gerne in den Mantel aller Verschwörungstheoretiker und behaupte, ich stelle nur Fragen. Um dennoch eine sinnvolle Kommunikation zu ermöglichen, spiele ich aber gerne den Advocatus Diaboli. Denn die Fragen von Wisnewski finde ich keineswegs blöd, sondern zumindest eine Debatte wert.
>Damit wäre das erste Problem bereits beantwortet.
>Es gab keinen vernünftigen Grund für das lange Wegbleiben.
Richtig, weshalb ging die Polizei dann zunächst von"Ausreissen" aus? Hatte das einen spezifischen Grund? Erscheint mir total schwachsinnig.
>Aha, soweit ist es in 2007 schon gekommen.
>Verunfallte oder verstorbene Jugendliche ohne Handy sind hochgradig mysteriös, wenn Sie auf dem Grundstück des Großvaters unterwegs waren.
Jein, mit Grundstücken des Großvaters hat das natürlich nichts zu tun, aber ein Jugendlicher der sein Handy vergißt *ist* seltsam. Und nein, es ist nicht meine Kultur, aber für heutige Jugendliche ist das Handy oft das ein und alles. Das mag man beklagen, für degeneriert halten oder sonstige Aversionen hegen, es ist jedoch meistens Tatsache.
>Wenn man zukünftig im Keller den Bierkasten abstellen will, sollte man in jedem Fall das Handy mitnehmen. Man kann ja nie wissen.>
Ich schätze Dich älter ein, da darf man das auch mal liegen lassen ;)
Neben einem Verbrechen wären das durchaus plausible Überlegungen, weil hunderte von Kindern und Jugendlichen kurzzeitig vermißt werden und sich dann erwartet oder unerwartet wieder einfinden.
Ja, vielleicht. Aber hunderte von Jugendlichen haben nicht solch einen Hintergrund und es dauert wohl nicht allzulang, den Hintergrund von Felix auszuleuchten, denn er schien ja kein"Problemkind" zu sein. Im Gegenteil. Ich finde nichts, aber auch gar nichts, was die anfängliche These der Polizei stützen würde. Mich würde hier eine Begründung interessieren. Und es geht ja nicht um eine mögliche Variante, wer wollte so etwas schon komplett ausschließen, sondern es ging um eine Pressemitteilung und den dementsprechenden Regen in der Presse. Hier sehe ich auch eindeutig den Toten, als auch die Familie verunglimpft. Aber damit muß man als *Prominenter* wohl leben.
>Schon mal den Polizeialltag verfolgt, wo unzählig viele Meldungen über dieses und jenes eingehen und sich am Ende als harmlos herausstellen?
>Was sollte die Polizei denn offiziell sagen?
Ja, ich habe ein wenig Polizeialltag mitbekommen, weil der große Bruder meines besten Freundes damals bei der Mordkommission war. Ist natürlich unbrauchbar als Bewertungsmaßstab, aber mein Eindruck zählt auch nicht, sondern der der Ã-ffentlichkeit. Klar ist doch, weiß man nichts, dann hat man auch nichts zu sagen und auch nicht öffentlich zu spekulieren. Ist doch kein Marketingunternehmen und erst recht (fast) niemandem Rechenschaft schuldig. Doch hier wurden Thesen in die Welt gesetzt, derer später niemand mehr Herr wurde. Wo ist denn die Schuld zu suchen, wenn nicht bei der Polizei?
Zu sagen, man würde ihn vermissen und später, man hätte eine Leiche gefunden, hätte doch vollkommen gereicht. Oder gibt es Prämien für Bild-Schlagzeilen?
>Das schließt ja inoffizielle Ermittlungen zu einer Entführung nicht aus.
Ja, totale Blödheit unterstelle ich auch nicht. Vermutlich haben sie von Anfang an in alle Richtungen ermittelt. Aber die Frage nach der Ã-ffentlichkeitswahrnehmung steht imho im Raum.
Wenn er wirklich im Schlamm eingesunken war, dann kann man von oben auch nichts sehen.
Klar, für Schluderigkeiten gibt es immer 1000 Erklärungen auch. Ich selbst neige zur totalen Faulheit, aber ein schlichtes Bekenntnis, dass haben wir verbockt, kann Wunder wirken. So schmeckt es so schal wie das Brunnenwasser. Wenn man einen Vermißten, gar eine Leiche sucht, dann finde ich das eher seltsam. Denn bei solchen Dingen, sollte der Grad der Gründlichkeit definiert sein. Und schmuddliges Wasser ist da gewiss kein Maßstab. Je nach Presse wurde 2x nachgeschaut und beide male war das Wasser zu nass und zu dreckig? An einem potenziellen Fundort?
>Ich sehe da noch keinen Widerspruch.
>Die Polizei durchstreift das Schloßgelände und stößt auch auf den Brunnen.
>Der ist bei der ersten Inaugenscheinnahme noch nicht abgedeckt.
>Die Polizei leuchtet hinein und sieht im Brunnenschacht die seitlichen Sprossen und die Holzabdeckung mit Loch im unteren Schachtbereich.
>Da dort niemand liegt oder das Brett beschädigt ist, beläßt man es bei der optischen Kontrolle von oben.
Klingt vernünftig und ist es auch. Doch wieso war später davon die Rede, dass der Schacht abgedeckt war? Dort wurde zurückgerudert. Wenn ja, weshalb, wenn der Schacht offen war, lag es nicht nahe, dort zu suchen? Wenn er zu war, sind die Konsequenzen offensichtlich.
>Er ist runterklettert, z.B. mit Hilfe seines Feuerzeuges.
Sorry, unglaubwürdig. Mein 13-jähriger Nachbarsjunge hat mir vor kurzem seine coole high-tech LED-Taschenlampe vorgeführt, gibt es für kaum 10€ in fast jedem Supermarkt. Schweinehell, verbraucht praktisch keine Batterie mehr und ist Mikroklein. Selbst Old-School-Kids würden wohl eine Mag-Lite benutzen. Dieser Punkt erschließt sich mir nicht. Wenn ich herumklettere um zu erkunden, dann will ich etwas entdecken. Im Stockdunkeln macht das keinerlei Sinn. Und heutige Kinder nutzen einfach keine Feuerzeuge mehr, vor 30 Jahren war das vielleicht Hip, heute würde keiner mehr auf die Idee kommen ohne"Licht" loszuziehen. Und heutzutage wäre ein Feuerzeug schlicht"kein Licht".
>Das dies nicht möglich sein soll, halte ich für ein Gerücht.
Nichts ist unmöglich, ich erspare es allen Lesern hier Holmes zu zitieren. Oder gar auf japanische Marketingstrategien einzugehen.
>Wie dunkel es wirklich war, völlig schwarz oder nur so dunkel, daß man die Umgebung schemenhaft wahrnehmen kann, ist nicht geklärt.
Ist das wirklich relevant? Wenn, hätte der Junge den Schacht herunterklettern müssen. Bereits der Raum war unbeleuchtet, ein 15m tiefer Schacht enthält sicher kein Tageslicht mehr.
>Und wenn er nun bis zu dieser Plattform ganz normal hinabgestiegen ist?
>Was spricht denn dagegen?
>Hat man sich vorher schon mal über diesen Brunnen unterhalten und wurde dadurch das Interesse des Jungen geweckt?
Dagegen spricht nichts, nur hätte er dann eine übergezogen bekommen müssen, um im 1.5m tiefen Wasser darunter ertrinken zu können. Tief gefallen kann er nicht sein, das hätte Spuren hinterlassen.
>Was wissen wir denn über dessen möglich Motive?
Suizid schließe ich kategorisch aus. Ist mir aber zu lame, dass hier auszuformulieren. Ich bin mir sicher und begründe es gern, führt aber imho zu weit.
>Felix wollte noch schnell mal den Brunnen erkunden, von dem er zuvor schon wußte oder den er bei einem „Ausflug“ gerade entdeckt hatte. Dieser Ausflug könnte z.B. mit einer Zigarettenpause erklärt werden.
>Er sieht die Brunnenöffnung und die Metallsprossen.
>Das reizt ihn ungemein und er klettert in den dunklen Schacht.
>Mit Hilfe des Feuerzeuges leuchtet er notdürftig den Weg nach unten aus.
>Schließlich gelangt er an die zweite Holzplattform.
>Da ist schon wieder eine Ã-ffnung.
>Klettert er wieder nach oben oder versucht er dort noch reinzuschauen oder gar zu klettern?
>Schloßbrunnen können so ihre Geheimnisse bergen und ein Vierzehnjähriger könnte das ziemlich aufregend finden.
>Er klettert tatsächlich durch die zweite enge Ã-ffnung und dabei verliert dabei sein Feuerzeug.
>Durch den grauen Schlick und die schlechte Sicht hat er ggf. die Wasseroberfläche für einen staubigen Boden gehalten und ist das vermeintlich „kurze“ Stück hinuntergesprungen.
>Doch leider bekommt er keinen festen Boden unter den Füßen sondern fällt unerwartet ins stinkige Wasser.
>Das war zweifellos riskant, aber junge Autofahrer überholen ohne Sicht an Bergkuppen und riskieren Frontalzusammenstöße.
>Hin und wieder klappt das ja auch.
>Felix hockt oder steht nun im unteren Brunnenteil mitten im Wasser und bekommt Panik.
>Das Feuerzeug ist weg oder leer.
>Das es da unten völlig dunkel ist, versucht er durch die zweite Abdeckung verzweifelt wieder nach oben zu gelangen, falls das überhaupt noch möglich war.
>Seine Hilferufe hört niemand.
>Er hockt/steht im Dunkel und findet den Ausgang nicht.
>Wer das nicht glaubt, der erinnere sich bitte einmal an das Suchen des Lichtschalters oder der Türklinke in völliger Dunkelheit.
>Das kann mitunter zum Albtraum werden, weil der Verstand sich zumeist dem Gefühl unterordnet.
>Er versucht nun mit aller Gewalt die Holzabdeckung nach oben wieder zu durchbrechen und zieht sich dabei Verletzungen zu, wobei sich eben auch die Frage erhebt, ob er überhaupt an die Decke kam. Immerhin war der Abstand zur Holzdecke 2 m über dem Wasserspiegel!
>Es gelingt ihm jedenfalls nicht und bei der Suche nach den Metallsproßen verliert er komplett die Orientierung.
>Das Wasser in der dunklen Umgebung stand ihm quasi bis zum Hals.
>Bitte aus praktischen Gründen mit dem Zollstock an sich selbst nachmessen.
>Knie- oder hüfthohes Wasser sind ein anderes Kaliber als Wasser bis über die Brust und das in vielleicht völliger Dunkelheit!!
>Er versucht sich nun minuten- oder gar stundenlang aus dem schwarzen Loch zu befreien, aber es hört ihn niemand rufen und er sieht ohne das Feuerzeug nichts mehr.
>Irgendwann gibt er es auf, wird ohnmächtig oder er ertrinkt wegen eines Fehltrittes.
>Ich sage nicht, das es so gewesen ist, aber möglich wäre es allemal und wir sollten bei aller Kraft der dunklen Mächte auch den Pragmatismus nicht ganz aus den Augen verlieren.
Wunderbar und einfühlsam beschrieben. Die imho einzige Alternative zu V-Theorien. Doch weshalb hätte der Junge nicht einfach die Sprossen herauf laufen sollen? Das dürfte selbst im dunklen machbar sein. Und die zweite große Frage, weshalb sollte er in 15m Brunnentiefe nach der zweiten Plattform in die Tiefe springen? Das ist vollkommen unlogisch, zumal in Düsternis. Bis dahin kann ich dem Entdeckergeist noch folgen, aber das erschließt sich mir nicht. Und weshalb hätte er dann sterben sollen, dass Wasser war doch nur 1.50m tief?
>Interessanter wäre bei der V-Theorie, ob Felix als Alleinerbe in Frage kam oder anderweitig gefährlich war.
So blöd die Polizei bei der oberflächlichen Untersuchung agierte, hier traue ich ihnen mehr zu. Das ist ja eben die Krux, welches Motiv sollte irgendjemand haben? Ergibt keinen Sinn. Vielleicht der kleine Bruder, aber soviel Kaltblütigkeit traue zumindest ich in diesem Alter niemandem zu.
>Ein Mord erscheint schon möglich, aber der veröffentlichte Unfallhergang gibt für mich jedenfalls ein klares Fremdverschulden noch lange nicht her.
>mfG
>nereus
Ich bin auch weit entfernt davon hier einen Mordfall zu konstruieren, d.h. so weit entfernt bin ich ja davon nicht mehr. Aber es ist nicht mein Anliegen, der Anlaß waren ja nur die Fragen von Wisnewski und das Wundern über die Pannen und Seltsamkeiten beim vermeintlichen Ablauf. Deine ausführliche Beschreibung halte ich für die wahrscheinlichste Lösung, wirklich befriedigen tut sie mich nicht. Aber die Wahrheit ist manchmal banal, vielleicht ist der Junge tatsächlich einfach heruntergefallen, mit dem Kopf angeschlagen, durchs Loch gefallen und ertrunken. Doch irgendwo bin ich auch Statistiker, häusliche Unfälle passieren, ganz klar. Die Wahrscheinlichkeit für so einen Unfall ist naturgemäß exorbitant hoch, aber kommt vor. Doch die Kombination seltener Hochadel + so ein Unfall, ergibt bei mir: Nope, da stimmt etwas nicht.
Und ich behaupte, dass ich da vollkommen voruteilsfrei bin.
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