-->Hi MARSCH,
>Diesen Zusammenhang kann ich nicht nachvollziehen. Warum wird die Neukreditvergabe bei Hinaufsetzen der Monopolprämie abgewürgt, wenn diese Heraufsetzung doch einzig und allein Einfluß auf die Pfänder hat.
Liegt das Zins-/Rendite-Niveau z.b. bei 4 % und der ZB-Satz bei 6 %, kassieren die pfandeinreichenden Banken auf der einen Seite 4 %, müssen aber an die ZB für zusätzliche ZB-Liquidität 2 % mehr bezahlen. Das hemmt ihre Bereitschaft, sich zusätzliche ZB-Liquidität zu beschaffen. Sie nehmen ZB-Liquidität nur in Anspruch, wenn jene Kunden, die aus eigenen Liquiditätsgründen bereit sind, für kurze Fristen entsprechend höhere Zinsen zu bezahlen.
>Ich meine, was hält das Publikum davon ab, trotzdem neue Kredite aufzunehmen.
Grundsätzlich nichts. Das Publikum muss dann seinerseits versuchen, die Kurzfristzins-Kosten wieder einzuspielen. Das kann z.B. in einer asset-Hausse passieren, wenn die asset-Preissteigerungen prozentual (nachhaltig) über den Kurzfristsätzen liegen. Asset-Haussen führen ein Eigenleben, hauptsächlich abhängig von Psychologie und/oder Marktformen (Monopol usw.).
Das Problem bei asset-Haussen (so jedenfalls historisch zu beobachten) liegt darin, dass sie nicht auf"hohem Niveau" stehen bleiben, sondern abrupt abbrechen und sich ins Gegenteil wenden.
>Vielleicht deshalb, weil die GB zur Verlustvermeidung ebenfalls die Zinsen (=Marktzinsen) erhöhen müßten?
Ja.
>Das aber hieße, daß die ZB eben doch den Marktzins"machen"!
Sie können ihn"machen" (vgl. Fed) - bis hin zum erklärten Ziel nicht nur eine CPI-, sondern auch eine asset-Hausse zu brechen (war so z.B. 1929). Da asset-Haussen (z.B. bei Immobilien) bei einem Bruch aber erhebliche Probleme bereiten (asset-Hebelung via FK, negativer wealth-Effekt) kann eine"Spirale abwärts einwärts" starten, die allgemeine realwirtschaftliche Probleme bringt ("Rezession","Deflation","Baisse","Depression"). Mit entsprechenden politischen Folgen.
>Ich meine mich aber erinnern zu können, hier des öfteren gelesen zu haben, daß dem eben nicht so ist, daß vielmehr der ZB-Zins dem freien Marktzins sogar hinterherläuft.
Das ist grundsätzlich so, z.B. war der Tagesgeldsatz schon vor der letzten EZB-Erhöhung Anfang Oktober deutlich in die Höhe gegangen (vgl. MB 12/06, 28). Auch die Schweiz ist ein entsprechendes Beispiel. Hier die Grafik:
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Immer wenn sich der 3-Monats-Libor (grüne Linie) der oberen Begrenzung des"Zielbands" der SNB näherte (gepunktet), setzte die SNB ihr Zielband (die beiden übereinanderliegenden gepunkteten Linien) nach oben. [Rot: Spezielle Sonderfinanzierung - overneight, dazu 2 Prozentpukte"Strafzahlung", blau: Kassazinssatz 10 Jahre eidg. Anleihen]. Also nicht umgekehrt: Erst ging die gepunktete Grüne hoch, dann die durchgezogene.
Bei Fortsetzung des Trends (hier marktgetrieben) könnte sich in der Schweiz durchaus eine inverse Zinskurze ergeben: Kurz über lang. Die oberen Punkte des Zielbands liegen bei 2,5 %, wo sich etwa auch die 10-Jährigen befinden (z.Zt. 2,58). Vor einem Jahr war die Differenz erheblich größer.
Das Ganze kann natürlich auch diesen Effekt haben: Die Halter langfristiger Titel stoßen diese ab (Kurse runter, Renditen rauf) und switchen in kurze Fristen (Kursrisiko vernachlässigenswert, man muss da nicht lange auf Buchverlusten sitzen). Das würde normalerweise (nur FM und KM betrachtet) wieder zu einer"normalen" Zinskurve führen. Ob es ohne Turbulenzen gelingt, hängt vor allem ab von der Höhe der Differenz zwischen kurzen und langen Sätzen (ausführliche Literatur dazu, soweit erinnerlich bis 1 Prozent relativ unproblematisch, bei 2 Prozent nicht unkritisch, bei 3 oder gar 4 Prozent ziemlich sicher Absturzgefahr).
Gruß!
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