Soeben auf allen Kanälen:
Unbekannte Hacker haben in rund 2000 Computer in aller Welt ein böswilliges Programm eingeschleust, über das sie Angriffe auf führende Internet-Angebote starten können. Die Hacker hätten dieses Netz infizierter Rechner am Mittwochabend getestet und könnten nun jederzeit losschlagen, warnte das US-Justizministerium in Washington.
Die amerikanische Kriminalpolizeibehörde FBI berief ein Krisentreffen mit Experten der Sicherheitsfirma Network Securities Technologies NETSEC ein. Das als Videoclip getarnte Schädlingsprogramm wurde NETSEC zufolge auf privat wie kommerziell genutzten Computern platziert, die unter anderem in den USA, Kanada, Frankreich, Ã-sterreich, Griechenland und Russland stehen und mit einer Standleitung an das Internet angeschlossen sind.
VIDEOCLIP STARTET TROJANER-SOFTWARE
“Jeder, der über ein Kabelmodem oder die DSL-Technik direkt mit dem Internet verbunden ist, ist gegenüber solchen Hintertür-Programmen äußerst gefährdet”, sagte der Leiter des Anti-Viren-Forschungszentrums der Firma Symantec, Vincent Weafer, im kalifornischen Cupertino.
NETSEC wurde auf das Hacker-Netz aufmerksam, als ihre Sicherheitssoftware den Versuch anzeigte, in einen ihrer Rechner einzudringen. NETSEC-Angestellte haben daraufhin einen Chat-Room beobachtet, in dem sich die Cracker austauschten - so der korrekte Begriff für Personen, die mit böswilliger Absicht die Sicherheit eines Computersystems verletzen.
Wenn der falsche Videoclip auf den fremden Rechnern aktiviert wird, startet eine Trojaner-Software (das ist Programmcode, der ohne Wissen des Benutzers heimlich bestimmte Aufgaben ausführt) und sendet den Crackern Passwörter, Einstellungen zur Netzwerkkonfiguration und andere Informationen.
MINDESTENS 2000 RECHNER INFIZIERT
Damit können die Eindringlinge den infizierten PC gewissermaßen fernsteuern, auf vertrauliche Informationen zugreifen oder einen “Denial-of-Service“-Angriff starten. Solche DOS-Angriffe, bei denen ein Web-Rechner mit unzähligen sinnlosen Anfragen überschüttet wird, hatten im Februar führende Web Sites wie CNN, Yahoo und Amazon lahmgelegt.
Wenn ein DOS-Angriff von hunderten Rechnern gleichzeitig gestartet wird, spricht man von “Distributed Denial of Service Attacks” (DDOS-Angriffe) - die Folgen für die betroffenen Internet-Rechner sind kaum absehbar. NETSEC übergab dem Justizministerium eine Liste mit 2000 infizierten Computern. Es wird aber vermutet, dass es bereits wesentlich mehr dieser “Zombie“-Rechner gibt. “Sie sammeln ihre Armeen”, sagt NETSEC-Manager Todd Waskelis. “Und wenn diese Zahl weiter steigt, wird sich auch ihr Testosteron-Spiegel erhöhen.”
9. Juni 2000
Mit Material von: AP
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