... denn Malik hat schon einen Haufen Schüler durchgeschleust. Die sitzen z.T. in Unternehmensberatungen und werden dort den Weg durch die Institutionen schon finden. Daniel Stelter, der Mann, der bei ihm eine Diss. über Debitismus geschrieben hat (Die kommende Deflation), ging z.B. zu Boston Consulting.
Geschichte:
Malik war mehrfach Teilnehmer meiner Seminare in Zürich und begann schnell, sich die Weltsicht des Debitismus anzueignen. Er lernte H/S kennen und gehört seitdem zu den Protagonisten dieser Denk- und Stilrichtung. Er hat deren Theorie und die Euro-Ansicht der beiden in seiner Reihe MoM (Malik on Management) veröffentlicht, die immer ein exzellentes Kompendium ist. 1998 hat er ein großes Debitismus-Seminar in Ã-sterreich veranstaltet (Geld und Zeit).
Er berät größte Konzerne, die sicher nicht so schnell aus dem jeweiligen Index rausfallen werden, wenns richtig runter kommt (wie die von ihm zitierten Dow-Werte). Zu Cash kam er über Werner Vontobel, der auch dieser Gruppe zuzurechnen ist, wenn er auch viele eigene Gedanken, manchmal etwas schwierig nachvollziehbare ausbreitet.
Cash hat außerdem einen tollen Verleger, Michael Ringier, der noch seine fünf Sinne zusammen hat und ebenfalls Bescheid weiß.
Prof. Maliks Schlüsselabsatz:
"Alles zusammen ergibt einen Stimmungscocktail, der massenpsychologisch gut
erforscht ist, sowohl seine zunächst unmerkliche Entstehung als auch seine
Verlaufsdynamik und sein Ende in Kollaps und Panik.
Dazu hat schon LeBon alles Wesentliche vorformuliert.
>Das Grundmuster ist immer dasselbe, nur die Erscheinungsform, die Verpackung, ist jeweils anders. Diese ist es auch - als Einziges -, was diesmal wirklich neu und anders ist: die mediale Perfektion, die das Geschehen nicht nur begleitet, sondern Teil desselben ist. Es ist schwer vorstellbar, dass die Professionalität des Entertainments, mit der die Börsen- und Finanzszenerie präsentiert wird, noch wesentlich übertroffen werden kann."
Diese mediale Perfektion liegt in der Natur der Medien selbst: Sie müssen als prozessverstärkendes Element begriffen werden. You see what you want to see. Solche medialen Verstärker von"Ideen" gabs unendlich oft in der Geschichte, von den medialen Auftritten des Augustus (immer jung und dynamisch) über die sakralen Mätzchen (Pyramidenbau und Menschenopfer in Mittelamerika und dem Großsakralbau der Christenheit) bis hin zu dem, was wir heute in den Prospekten (= auch Medien) der Banken und auf auf n-tv usw. bestaunen dürfen.
Aber auch nicht ganz neu. Schon Hoover sagte nach dem 29er Crash, die Radiostationen sollten flotte Musik spielen. Und bei jedem Militärputsch gibts Marschmusik im Radio. Jedes System muss sich selbst verkaufen, sonst lässt sich in dem System nichts verkaufen. Das WSJ sagte zu Bipop (damals Kurs der Aktie pro Kunde (!): um die 260.000 $): Jetzt wissen wir, was das die"Industrie" des Internet wirklich ist - Entertainment!
Die Menschen wollen unterhalten sein und Unterhaltung ist stets Show und Show stets Magie und Magie stets Betrug.
Diesmal ist es insofern tatsächlich anders, als der Zuschauer für diese Show nicht bezahlen muss, sondern bezahlt wird ("steigene Kurse"). Das gibt dem ganzen eine berückende Dynamik und jeder, der warnt, wird nicht nur als Blödmann, sondern obendrein auch noch als Spielverderber bezeichnet. Er hat kein Recht, weiter an der Veranstaltung teilzunehmen. Und alle, die warnen, werden von der Bühne gewiesen.
Aber es ist noch ein Sideshow, denn noch treten Frick, Förtsch, Ochner, Prior pp. nicht bei Gottschalck auf. Vielleicht haben sie auch den großen Moment schon verpasst.
Was aber geschieht n a c h dem Desaster? Die Blutrunst wird steigen. Die großen Gladiatorenspiele (Caligula, Colosseum fullhouse unter Domitian usw.) begannen erst nach dem Tiberius-Crash von 33 n. Chr. Auf eine solche Zeit steuern wir wohl zu wie wir nach 1929 unausweichlich in eine Blutrunst-Phase steuerten.
Wehe denen, die die Zeichen der Zeit nicht zu deuten wissen! Die Geschichte lässt mit sich nicht spaßen. Und die allerwichtigste Frage ist die nach dem, was diesmal wohl passiert nachdem dieser Exzess sich verflüchtigt hat. Aber noch stecken wir mitten drin im Top des Exzesses, wobei wir noch nicht einmal sicher sein können, dass es bereits das Top ist oder war. Es wäre schön, wenn uns die Wellen noch ein Signal geben, dass es doch noch viel, viel höher geht. Denn dann werden viele unter uns (ich jedenfalls) das anschließende Grauen nicht mit erleben müsssen. Einmal Weltkrieg im Leben sollte reichen.
Kein schönes Bild, ich weiß. Dafür umso herzlichere Sonntagsgrüße.
d.
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