-->Hi Theo,
aufgeschreckt durch eine Elli-mail aus der Ferne kurz das dazu:
Was haben wir?
1. Goldgewinnungsanlagen im Raum Kush (allgemein auch unter Nubien rubriziert)
2. Söldner (offenbar von weiter südlich/südwestlich, Stichwort Punt am Horn von Afrika)
3. Ein wenig bekanntes/erforschtes Reich mit (noch) ziemlich mageren Artefakten, sieht man von den bekannten Pyramiden ab (in einer Königin-Pyramide wurde ein Goldschatz gefunden, heute z.T. München, Berlin bzw. verschwunden)
Möglichkeiten:
a) Kush war ein durchgehend unabhängiges Königreich, das Gold (Königsmonopol) thesaurierte und die Söldner mit Gold entlohnte. Etwas anderes wäre auch kaum sinnvoll gewesen (Transportwege usw.). Die Gebiete, aus denen die Söldner kamen, waren ihrerseits entweder Kush tributpflichtig (Gold zurück und somit der bekannte Machtkreislauf) oder die Söldner mussten ihrerseits das Gold oder Teile davon an ihre Herrschaft abliefern, die es ihrerseits thesaurierten oder als Herrschafts- und Machtsymbol einsetzten. Näheres müsste in der Söldner-Herkunftsgebieten recherchiert werden.
b) Kush war Ägypten (Zweites Reich) tributpflichtig als eines der zahlreichen Kleinkönigreiche im Nahen und Mittleren Osten, von denen wir Tributaufstellungen haben (z.B. ringsum Assyriens, vgl. die Monographie von Bär, vgl. Ugarit, u.a.). Dafür sprächen die zahlreichen Feldzüge der Ägypter nach Süden. Dass Ägypten thesaurierte (Grab des Tut usw.) ist bekannt, es prägte vor den Ptolemäern nur eine einzige Goldmünze - diese wiederum zur Bezahlung von punischen Söldnern (nach sikilo-punischem Standard), nicht zum internen Umlauf.
c) Mixtur aus beidem, wobei die Dauer der Goldförderung bzw. -bearbeitung eher kurz gewesen sein dürfte (Lager usw. erschöpft wie an vielen anderen Orten), auch der Paktolos (Sardeis) des Kroisos lieferte kaum länger als 50 bis 80 Jahre.
d) Dass Kush ein internalisiertes Abgabensystem aufgebaut hätte, erscheint wegen der mageren Ausbeute an Schriftzeugnissen (ohnehin bisher kaum entziffert) unwahrscheinlich. Mutmaßlich daher ein Großreich in statu nascendi, das sich nicht zu imperialer Macht entfalten konnte, zumal die Allianz mit den Hyksos, die im Norden Ägypten unter Kontrolle hatten, nicht aufging.
e) Weitere Variante: Von Kush aus starteten Fürsten/Könige und machten sich Ägypten oder die Südteile davon untertan - gerade in den Zwischenreichen ist vieles mysteriös und unerforscht. Immerhin würde das wiederum den (wenn auch bescheidenen) Handel erklären (Keramik): Die Ägypter mussten damit ihrerseits das Gold erwerben, das die Kushiter nach der Förderung thesaurierten (ähnlich den Tempelbanksystemen).
Nochmals generell: Der"Wert" des Goldes ergibt sich nicht aus seinem Haben und seiner beliebigen Verfügbarkeit, sondern aus dem Nicht-Haben, obwohl man es haben müsste (Termin, Masse), da dies eine"Macht" (relativ mächtiger als man selbst) fordert bzw. damit sich eine Macht durch sein Haben legitimieren und Sonstiges an Leistungen abfordern bzw. an sich ziehen kann. Wozu sich schinden ("verdingen" - das kleine verräterische Wort im Text), wenn man sich nicht schinden muss?
Mehr in due course of time + Gruß!
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