-->Ausnahmsweise die Pointe gleich zu Beginn:
Bank war nach Totalverlust noch ĂŒberzeugt, dass Flöttl ein vertrauenswĂŒrdiger Investor sei - Elsner:"Prognosen haben gestimmt, Timing nicht"
Der Mann, der uns hier so freundlich ĂŒber das 1x1 der Hochfinanz Ă la Autrichienne aufklĂ€rt, war, wie bereits berichtet, der"Generaldirektor" (österreichisch fĂŒr"Vorstandsvorsitzender") der Bawag. Diese wiederum ein durch und durch rot gefĂ€rbtes Kreditinstitut im Besitz des Ă-sterr. Gewerkschaftsbundes.
Halten wir also fest, denn das ist fĂŒr den weiteren Verlauf der Berichterstattung nicht unerheblich,"Die Prognosen haben gestimmt, das Timing nicht". Oder, wie der Generaldirektor im O-Ton meinte:"A klassa Buasch woar a jo eh, dea Flöttl, und recht hod a prĂŒnzĂŒpiell jo a kobt. Owa zeitlich, vastĂ€ngangs Frau Richta, zeitlich hot dös hoilt ois hint und vurn net passt!"
Wir erinnern uns:"dea Flöttl", das ist bekanntlich dieser Halodri in New York, der fĂŒr die Bank gerade einen 500 Millionen Euro-Carry-Trade in Yen mit einem Ă€uĂerst"negativen Beta" - wie es in der Branche so schön heisst - abgeschlossen hat, oder, wie Normalsterbliche zu sagen pflegen: diese Summe durch den berĂŒhmten Rauchfang geschickt hat, und zwar in einem StĂŒck...
Dennoch muĂ"dea Flöttl" ein Ă€uĂerst charismatischer Mensch sein, dem österreichische Spitzenbanker die Knete (die der Bankkunden, nicht ihre eigene, versteht sich) nur so hinterhergeschmissen haben. Weil:
Der Betriebsmittelkredit, den die Bawag laut Vorstandsbeschluss vom 26. Oktober 1998 an Flöttl einrĂ€umte, wurde von den ursprĂŒnglich genannten 80 Mio. Dollar auf 90 Mio. Dollar erhöht, hielt Brandstetter heute Elsner vor.
ZĂ€hlt eigentlich noch irgendjemand mit? Also: zunĂ€chst waren da die rund 500 Millionen, die gleich mal verlustig gingen (wegen"timing" und so, siehe oben). Dann waren da 250 Millionen zusĂ€tzlich, die man noch hinterherbutterte, um die im Ăther des Devisenmarkts"sublimierten" 500 Millionen doch noch irgendwie wieder einzufangen. Und weil das Bewegen von solchen Batzen Geld natĂŒrlich Unkosten verursacht (dem Flöttl), bekam dieser zusĂ€tzlich einen Betriebsmittelkredit von weiteren 80 Millionen. Die reichten aber blöderweise nicht, also muĂten sie auf auf 90 Millionen aufgestockt werden.
Alles klar? - Gut, dann weiter (kleiner Hinweis: dottore-Fans, bitte schon mal Chips und Bier aus der KĂŒche holen, weil jetzt geht gleich die Post ab):
"Haben Sie den Kredit je zurĂŒckgefordert?", fragte die Richterin. Nein, der Kredit sei weder zurĂŒckgefordert noch eingeklagt worden, rĂ€umte Elsner ein."Geschenkt ist ihm gar nichts worden, er hĂ€tte es zurĂŒckzahlen mĂŒssen, aber der Zeitpunkt der Verpflichtung war nicht festgesetzt".
Paul C. Martin meint dazu:"DER KANDIDAT HAT 99 PUNKTE!!!!!!"
Euso, Frau Richta, dös woa nÀÀÀmlich a sou: dea Flöttl, dea hÀt uns dös Göd scho n iagendwoan zrukzoin miassa, owa woan, mei goad, dös homma hoit net so genau festglegt, verstengans? Iagandwoan hÀtt ma des Göd sicha kriagt, do woan ma uns goanz sicha... Gschengt? Naaaa, gschengt woa dös goa net. Gengans, wo dengn's denn hin? Mia hom ka göd ned zu verschenkn kobt.
Soviel Menschlichkeit lĂ€Ăt die Vertreterin der Austro-Gerichtsbarkeit natĂŒrlich sichtlich perplex:
"Schuldet er Ihnen das Geld noch?" wollte die Richterin wissen."Genau genommen schuldet er alles", resĂŒmierte Elsner.
Genaugenommen? Vielleicht ist"dea Flöttl", was das Timing betrifft, vielleicht doch nicht so ahnungslos, wie eingangs noch dargestellt. Vielleicht ist er in dieser Hinsicht ein wahrer Champion. Denn - natĂŒrlich"genaugenommen" - schuldet er zwar ALLES, aber leider bis zum SANKT NIMMERLEINSTAG!!!
Und wer erinnert sich nicht an die letzte Folge, in der"dea Flöttl" schlappe 154 Millionen Dollar Privatkredite auch noch der Bawag aufhalste? Und dabei gleich auch noch allerhand verstaubten Bimbes ("Kunstwerke") loswurde, den er ansonsten mĂŒhsam ĂŒber Ebay hĂ€tte versteigern mĂŒssen?
Der Mann ist ein Finanzgenie! Er ist dottores wĂŒrdiger SchĂŒler, ach, was sage ich, er ist der"wahrhaftige dottore", der das in voller LĂ€nge auslebt, worĂŒber der andere nur BĂŒcher schreibt. Chapeau!
Die bahnbrechenden Erkenntnisse, die am heutigen Prozesstag gewonnen wurden, zollten ĂŒbrigens Tribut:
Elsners Einvernahme wurde zwei Mal von einer Pause unterbrochen, weil sich der 72-JĂ€hrige nicht gut fĂŒhlte. WĂ€hrend der Einvernahme im GroĂen Schwurgerichtssaal erhielt Elsner laufend Sauerstoff.
Ja, liebe Freunde, bei so viel Offenheit, da blieb dem Herrn Generaldirektor glatt die Luft weg... ob die Richterin in ihrer Kammer angesichts des eben gehörten wegen stark einsetzender Kopfschmerzen behandelt werden muĂte, ist leider nicht ĂŒberliefert. Ich selbst jedenfalls muĂ an dieser Stelle ebenfalls aus medizinischen GrĂŒnden unterbrechen, weil mein Zwerchfell angesichts des bislang getippten zu bersten droht...
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