-->>>Ich bin erschüttert über so viel Unsinn. Sorry, das ist absoluter Käse.
>>Schau dir einfach an, was Japan gemacht hat. DEflation, nicht INflation, schon gar nicht Hyper.
>Die Japaner haben schon inflationiert, nur eben nicht Japan!
so pauschal lassen sich Japan und USA aber nicht vergleichen...
In der Wissenschaft gibt es prinzipiell 3 Hypothesen zum japanischen Defla-Problem, die da lauten:
1) Restriktive Kreditvergabe im Bankensektor aufgrund Platzen der asset-bubble und konservativerer Bilanzierungsstandards. Verstärkt durch generelle Rigidität der japanischen Wirtschaft und vor allem des Bankensektors
2) Schwere Produktivitätseinbrüche und damit effektiver Reallohnanstieg, aufgrund der Schwierigkeit der japanischen Wirtschaft, sich der in den 90ern voranschreitenden Deregulierung der Weltwirtschaft anzupassen
3) das Vorliegen einer Keynes'schen"Liquiditätsfalle", bei der die Nominalzinsen auch bis auf Null gesenkt werden können, aber die Realzinsen trotzdem unverändert hoch bleiben. Dies deshalb, weil in Erwartung höherer Zinsen der Privatsektor weder investiert noch konsumiert, dadurch Zinstitel effektiv nicht nachgefragt werden, die Marktzinsen daher auch nicht fallen können.
Alle 3 scheinen irgendwie zuzutreffen und schliessen sich gegenseitig auch nicht aus, und nach BOJ-Statistiken trifft es in der Tat auch zu, dass während der ganzen Epoche des"nominalen Nullzinses" die Realzinsen relativ konstant zwischen 3 und 4% blieben.
Worin unterscheidet sich aber nun Japan von den USA?
- asset bubbles bzw. deren Platzen hatten sie beide, und der Anteil der non-performing-loans dürfte in Japan auch nicht sooo dramatisch höher gewesen sein als aktuell in USA
- der Bankensektor ist aber in USA ein völlig anderer als in Japan in den Neunzigern. Die Japaner mögen mit die größten Banken der Welt haben, aber sie haben - aus historischen Gründen - keineswegs die effizientesten, stammten sie doch prinzipiell aus einer Era der"gelenkten Wirtschaft". Die USA hingegen haben einen der effizientesten und freiesten Banken- und Kreditmärkte der Welt: würde es also, trotz einer extrem expansiven Geldpolitik, in USA zur selben Zurückhaltung seitens der Banken kommen, wie seinerzeit in Japan? - I don't think so. Meiner Meinung nach gilt in USA das Say'sche Theorem wie nirgenwo sonst auf diesem Planeten, die richtige Nachfrage ist eben lediglich eine Frage des Preises. Wenn der Transmissionsmechanismus aber nicht funktioniert, klar, dann könnte die FED die Zinsen senken bis sie schwarz wird, und auch Ben's neue"printing machine", wie immer die auch aussieht, würde nicht wirklich funktionieren. Aber dass der US Kreditsektor ähnlich versagen sollte wie der japanische scheint mir nicht wirklich plausibel.
Vereinfacht gesagt: wenn in USA morgen die etablierten Banken keine Kredite mehr geben wollen, wegen non-performing Altschulden in ihren Portfolios oder was auch immer, dann würden ruckizucki"neue" Banken kommen und das für sie übernehmen. Als in Japan die Banken keine Kredite mehr ausgaben, war das Thema hingegen erledigt.
Übrigens, eine kleine Parallele am Rande: wann kam den Private Equity im großen Stil eigentlich nach Deutschland, schon mal drüber nachgedacht? - Das war justament nach einer (kurzen) Phase der Kreditzurückhaltung seitens der deutschen Banken. Alternative Finanzierungsquellen wurden gesucht und auch gefunden. In Japan gibt es bekanntlich selbst heute noch kein richtig funktionierendes PE-Geschäft, zumindest nicht für Ausländer.
- die US-Wirtschaft mag mal irgendwann wieder unter"mangelnder Effizienz" leiden, aber sicher nicht an"Anpassungsproblemen". Die Produktivität wächst zwar auch dort nicht in den Himmel, aber sie wächst beständig. Und im Falle eines Einbruchs waren die Amerikaner bekanntlich noch nie zimperlich,"Kapazitätsanpassungen" vorzunehmen, d.h. Leute im großen Stil rauszuschmeissen.
- letztlich die Frage, wäre auch in den USA aktuell eine"Liquiditätsfalle" denkbar, d.h. der Privatsektor schränkt sowohl seine Nachfrage nach Konsum als auch nach Zinstiteln ein?
Das halte ich aus mehrern Gründen für unwahrscheinlich. Erstens weil es zunächst nicht in der"Natur des US-Amerikaners" liegt, eher im Gegenteil. Zweitens weil ich einen konstanten, US-internen Bedarf an Bonds sehe, völlig unabhängig von der aktuellen Notenbankpolitik. Drittens, weil eine potenziell einsetzende (auch nnur milde) Deflation in USA bei gleichzeitig rigiden Marktzinsen mit ziemlicher Sicherheit zu steigender Nachfrage nach Dollarbonds auf dem internationalen Kapitalmarkt führen wird.
Somit ist es für mich eher unwahrscheinlich, dass in USA eine aggressive FED-Politik ähnlich verpuffen würde wie in Japan. Was eine Deflation à la Japan zwar nicht ausschliesst, aber zumindest auch nicht 1:1 wahrscheinlich macht.
Wie sieht es nun mit der"Inflation" in USA aus, oder gar der"Hyperinflation"?
Man muß sich drei Dinge mal vor Augen halten: 1) die USA leben zu beinahe 100% von ihrer heimischen Wirtschaft. Der private und öffentliche Konsum betragen rund 90% des BIP, Investitionen, Exporte und Importe den Rest. Für sich genommen, ist die US-Wirtschaft daher relativ"ausbalanciert", d.h. sie verbraucht im wesentlichen im Inland, was sie auch im Inland herstellt. Der Außenwert des Dollars spielt damit aus Inflationsgesichtspunkten nicht eine so riesige Rolle, wenn man vom Ã-limport mal absieht. Sollte der Ã-lpreis in die Höhe schnellen, dann würde das zwar vermutlich zunächst inflationär wirken, aber im nächsten Schritt schon nicht mehr, weil alle ölpreisabhängigen Industrien entweder selbst ihre Kapazitäten mangels Nachfrage zurückfahren müßten, oder andere Sektoren des US-Marktes müßten dies (vielleicht sogar andere Sektoren innerhalb des Imports, wer weiss). Sollte ein Ã-lpreisschock so ohne weiteres durchgehen und keiner würde sich anpassen, klar, dann wäre das natürlich inflationär, aber wie realistisch ist das schon?
Andere Inflationstreiber sehe ich derzeit nicht. Dass die FED anfängt Geld zu drucken, ohne dass dem ein realer Gegenwert gegenüberstehen würde? Warum sollte sie? Allerdings stimme ich mit anderen überein, diese Gefahr sähe ich eher, als die einer Deflation.
Mein Fazit ist daher: die USA werden weiter einfach so dahinplätschern, die Inflation zieht vielleicht hoch auf 3-4%, aber das war's denn auch schon... und alle werden sich - wie immer - wieder mal fragen, wie sie das schon wieder gemacht haben...
US-Immobilieninvestments könnten jedenfalls in Bälde wieder interessant werden...
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