-->>22. August 2007, Neue Zürcher Zeitung
Sentinel soll ihre Kunden betrogen habenKlage der SEC gegen die Cash-Management-GesellschaftToolbox:
Sentinel soll ihre Kunden betrogen habenKlage der SEC gegen die Cash-Management-Gesellschaft
Die amerikanische Börsenaufsicht SEC hat die in Chicago ansässige Sentinel Management Group, die vergangene Woche gleich mehrmals für Schlagzeilen gesorgt hatte, beschuldigt, Kundengelder missbraucht und ihre finanzielle Schieflage falsch dargestellt zu haben....
Die amerikanische Börsenaufsicht SEC hat die in Chicago ansässige Sentinel Management Group, die vergangene Woche gleich mehrmals für Schlagzeilen gesorgt hatte, beschuldigt, Kundengelder missbraucht und ihre finanzielle Schieflage falsch dargestellt zu haben.
Cls. New York, 21. August
Die Securities and Exchange Commission (SEC) hat beim US-Bezirksgericht in Chicago eine Zivilklage gegen Sentinel Management Group eingereicht. Darin wird die Cash-Management-Gesellschaft beschuldigt, Kundengelder für eigene Zwecke missbraucht und irreführend über ihre Finanzlage und über die verwalteten Konten informiert zu haben. Zu den Kunden des in Northbrook bei Chicago ansässigen Unternehmens zählen Hedge-Funds und Futures-Broker. Gemäss der jüngsten Eingabe an die SEC verwaltet Sentinel 1,6 Mrd. $ an Kundengeldern.
Anzeige Chapter 11Sentinel hatte vergangene Woche zu den Turbulenzen an den Finanzmärkten mit der Mitteilung beigetragen, dass sie die Kundeneinlagen eingefroren habe. Auszahlungen seien nicht opportun, da sonst Anlagen zu Schleuderpreisen veräussert werden müssten, hiess es. Sentinel erweckte mit dem Schritt den Eindruck, dass sie wegen der derzeitigen Kreditklemme in Schwierigkeiten geraten sei. Am Freitag beantragte Sentinel Gläubigerschutz unter Chapter 11 des US-Konkursgesetzes. Die SEC wirft nun dem Unternehmen vor, die Kreditkrise lediglich vorgeschoben und ihre Probleme selbst verschuldet zu haben. Mindestens 460 Mio. $ an Wertschriften seien aus Kundenkonten in ihre eigenen Konten verschoben worden. Sentinel habe Kundenvermögen als Sicherheit missbraucht für einen Kredit der Bank of New York Mellon von 321 Mio. $, den sie für eigene Zwecke verwendete. Weiter heisst es in der Klageschrift, die Kunden hätten schon Monate zuvor Verluste erlitten, die nicht aufgedeckt worden seien. Sentinel ist nicht an der Börse kotiert und veröffentlicht kaum Informationen.
SEC und CFTC divergierenAuf besagtem Kredit ist Sentinel offenbar in Verzug geraten, und die Bank of New York will bereits Mitte Woche mit dem Verkauf der gestellten Sicherheiten beginnen. Vergangene Woche, unmittelbar vor der Suspendierung der Rückzahlungen an Kunden, verkaufte Sentinel Anlagewerte für mehr als 300 Mio. $ an den Hedge-Fund-Betreiber Citadel Investment Group ; die Erlöse liegen ebenfalls bei der Bank of New York. Einige Kunden von Sentinel haben auf die Sicherstellung dieser Gelder geklagt; sie glauben, dass es sich bei den fraglichen Vermögenswerten um ihre Anlagen gehandelt habe. Die SEC hat sich dezidiert gegen eine Freigabe der Gelder und eine Auszahlung an die klagenden Kunden ausgesprochen und dem Gericht geraten, die Mittel zunächst einzufrieren; sie fürchtet, dass Sentinels Kunden bei einer Auszahlung ungleich behandelt werden könnten.
Die Commodities Futures Trading Commission (CFTC), die ebenfalls Aufsichtskompetenzen gegenüber Sentinel ausübt, befürwortet die Freigabe der Mittel; der zuständige Richter hat verfügt, dass 95% davon verteilt werden könnten. Die CFTC fürchtet, dass mindestens ein Dutzend von Futures-Clearing-Gesellschaften, die zu den Kunden von Sentinel zählen, in Liquiditätsprobleme geraten könnten, wenn die fraglichen Werte blockiert bleiben. Die SEC fordert in ihrer Klage von Sentinel die Rückerstattung von Gewinnen sowie Bussen in ungenannter Höhe. Dies dürfte obsolet sein, wenn aus dem Konkursverfahren nichts resultiert.
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