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sev. London, 31. August
Die britische Bank Barclays hat eine mehr als harte Woche hinter sich. Am Freitag übernahm sie für 1,6 Mrd. $ eine Position an einem Hedge-Fund von Cairn Capital. Barclays Capital hatte das strukturierte Investment-Vehikel (SIV) für den Hedge-Fund Cairn Capital kreiert; mit dem Aufsetzen des Vehikels war eine gewisse Finanzierungsgarantie verbunden. Cairn High Grade Capital Funding I musste restrukturiert werden, weil der Hedge-Fund nicht mehr in der Lage gewesen war, am kurzfristigen Kreditmarkt Geld aufzunehmen. Der Hedge-Fund finanzierte sich bisher am kurzfristigen Markt der Commercial Papers (CP) und investierte die Mittel in langfristigere Schuldtitel. Der CP-Markt, der Finanzierungen von weniger als 270 Tagen umfasst, ist jedoch völlig ausgetrocknet und de facto geschlossen.
Anzeige Investoren zahlen für SchutzInzwischen wurde die bisherige SIV-lite-Struktur in eine CDO-Struktur (Collateralised Debt Obligation) umgewandelt. Nun ist das Vehikel nicht mehr vom CP-Markt abhängig. Barclays betonte am Freitag, dass die Bank das Risiko der Finanzierung voll abgesichert habe. Die Investoren hätten das nötige Einverständnis zur Umstrukturierung gegeben, hiess es in einer gemeinsamen Erklärung mit Cairn Capital. Die Investoren des Hedge-Funds zahlen für den zusätzlich arrangierten Kredit-Schutz. Mit der Restrukturierung habe man die Finanzierung des Portefeuilles bis zum Ende der Laufzeit sichergestellt, erklärte ein Cairn-Direktor am Freitag. Somit sei man nicht gezwungen, ein gutes Portefeuille zu verkaufen.
Die Restrukturierung von Cairn Capital kam, nachdem Barclays am Donnerstagabend Investoren und Kreditgebern versichert hatte, dass die Bank trotz der Inanspruchnahme einer Sofort-Kreditlinie der Bank of England am Mittwoch kein Liquiditätsproblem habe. Die Bank habe die Kreditfazilität der Notenbank in Höhe von 1,6 Mrd. £ (3,9 Mrd. Fr.) lediglich wegen eines technischen Ausfalls im Clearing- und Settlement-System in Anspruch genommen. Als das System am Nachmittag ausgefallen sei, habe Barclays gewusst, dass die Konten bei der Bank of England noch nicht ausgeglichen seien. Keine Bank darf bei diesen Konten über Nacht Schulden bei der Notenbank haben. Als das Computer-System eine Stunde später wieder funktionierte, versuchte Barclays, das fehlende Geld im Interbankenmarkt aufzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt waren die anderen Banken jedoch noch nicht wieder bereit, Geld an Dritte auszuleihen. Daher sei Barclays schliesslich auf die Stand-by-Kreditlinie der Notenbank ausgewichen.
Keine voreiligen SchlüsseDas Vorgehen ist durchaus gängig. Seit dem Jahresbeginn 2007 wurde die Notfall-Kreditlinie 14 Mal eingesetzt. Die Transaktionen werden in der Regel nicht beachtet. Weil die Märkte aber derzeit nervös sind, wird überall nach potenziellen Opfern der Marktturbulenzen gesucht. In der Eile des Gefechts können dann Schlüsse gezogen werden, die der Situation nicht gerecht werden. Finanzanalytiker erklärten, dass hinter der Aufregung um die Bank-of-England-Ausleihung wenig Substanz sei. Die Rating-Agentur Standard & Poor's bestätigte nach einer Überprüfung der potenziellen Verluste aus der US-Hypothekenkrise das Barclays-Rating. Zu Beginn der Woche hatte Barclays Marktspekulationen dementiert, laut denen die Bank mit mehreren hundert Millionen Dollar in Schulden-Vehikeln mit starken Hebeln investiert gewesen sein soll.
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