-->Guten Abend kosh,
teilweise hatten wir die Reaktion des Direktors von der Columbia Universität schon einige Beiträge vorher, der merkwürdige Zwiespalt in den Antworten, aber auch zu der Berichterstattung in den Medien, die zwischen klammheimlicher Schadenfreude und Anerkennung hin und her gehen.
hier: http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/392061.htm
Einmal das der iranische Präsident durchaus mit Beifall für seine Ausführungen bedacht wurde, das er ruhig und geduldig den Studenten erklärt hat, wie man zu gesicherten Erkenntnissen auch zu Fragen der Zeitgeschichte kommen kann, ganz im Sinne der westlichen Methode nämlich, indem man vorurteilsfrei eine Untersuchung zuläßt, ja sie sogar fördert, und jeden zu Wort kommen läßt, der dazu eine begründete Ansicht hat.
Das sollte eigentlich die Methode des wissenschaftlichen Arbeitens sein, seit der Aufklärung und das bringt uns ein strenggläubiger Moslem wieder ins Gedächtnis, das ist schon erstaunlich. Die langen Zeiten vor der Aufklärung hier in Europa, wo jeder seinen Platz zugewiesen bekommen hatte und die Kirche unangefochten die Welt erklären konnte, die waren recht finster. Und zum anderen wurde kritiklos in den Medien von der Häme geschrieben, mit der der Universitätspräsident den iranischen Präsidenten Ahmadinedschad seinen Studenten vorgestellt hat.
Jedenfalls finde ich dieses Gesamtbild, hier das verbale Niederknüppeln und dort eine gepflegt Diskussion, recht widersprüchlich, da stimmt etwas nicht.
Nun schätze ich jedenfalls den Unipräsidenten als einen intelligenten Menschen ein, der seine private Meinung hat und der die Universitätseigner zufriedenstellen muß. So gesehen, weil die Rede vor der UNO und die Einladung zum Streitgespräch schon lange bekannt war und vorbereitet, unterstelle ich mal, das der Ahmadinedschad und seine Berater sich vorher mit dem Präsidenten der Universität über den Rahmen der Veranstaltung abgestimmt haben. Das der Ahmadinedschad nun wirklich kein Dummer ist, das sollten selbst die letzen in den USA gemerkt haben, zumal der ihnen im Ausland einfach nicht den Gefallen erweisen möchte, sich wie ein wildgewordenes Stehaufmännchen zu gebärden, sondern erstaunlich ruhig bleibt, meist sehr sanft spricht, an religiöse Werte erinnert, auch nachgeben kann, also keiner, den man allzu gerne schon wegen seines Aussehens und seiner Rhetorik, egal was der Inhalt ist, den westlichen Lesern als primitiven Wüstenhinterwäldler vorführen kann.
Entschuldigung, ich verzettle mich, kurzum die Einladung, der abgesproche Umgang miteinander und die Berichterstattung über die Veranstaltung selbst, die kommen mir vor, als hätte der Bollinger zu einer List gegriffen, um den iranischen Präsidenten seinen Studenten überhaupt präsentieren zu können. Natürlich wäre auch das kein Glanzlicht für die augenblickliche politische Lage in den USA, das zu solchen Tarnungen gegriffen werden muß, um wenigstens mal den Studenten die Gelegenheit zu geben, auch mal die andere Seite zu hören, eher wäre es ein sehr schlimmes Zeichen und deutet auf genau das hin, was man einfach mal so feststellen muß, die USA sind eine Diktatur mit einer demokratischen Verkleidung.
Sollte das aber doch eine kindische Falle für den iranischen Präsidenten gewesen sein, dann allerdings fehlen mir die passenden Ausdrücke dafür. Dann scheint es so zu sein, das keiner mehr in den USA davor zurückschreckt, jeden der ihnen im Weg steht als wütender Kampfhund zu begegnen. Wobei ich mich ohnehin frage, warum die USA das alles riskieren und warum sie nicht weiter wie früher ihr Erdöl den erdölreichen Staaten abkaufen, warum wollen sie auf einmal alles besitzen, es kostenlos haben. Die gesamten Strategieüberlegungen, die dafür immer genannt werden, die können nicht aufgehen, die führen in die Bedeutungslosigkeit.
bis denne
eisenherz
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