-->Also ich nicht.
Ich kann mich auch nicht mehr so genau erinnern, aber dass einem das aufgedrängt wurde, das kann ich ziemlich sicher ausschließen.
Eins weiß ich noch, weil wir Schüler uns darüber gewundert haben und hämisch grinsend quittiert hatten:
3mal sollte die Zeit von 1933-1945im Geschichtsunterricht durchgenommen werden, stand so im Lehrplan, und dreimal sind wir gekommen bis zum Jahr: 1933, und dann war das Schuljahr leider um und das Lehrpersonal hat mit Bedauern festgestellt,dass die Zeit leider nicht ausreiche, um den Stoff noch durchzunehmen.
Dafür hatten wir mehrere Jahre denselben Geschichtslehrer, einen absoluten Altägyptenfreak, ich glaube, der konnte sogar die Hieroglyphen lesen und uns die Bilder übersetzen.
Und der hat öfters über den Russlandfeldzug erzählt, und erzählen konnte der! Absolut spannend!!!! Wir Schüler haben es natürlich darauf angelegt, in auf dieses Gleis zu lotsen, und wenn wir das geschafft hatten, war der dröge Geschichtsunterricht vorbei zugunsten einer Abenteuergeschichte spannender als Karl May!
Dabei ist uns gar nicht bewusst geworden und hat auch keiner darauf geachtet, was für wahre Schätze an Erinnerung da weitergegeben wurden.
Eins ist mir im Nachhinein aufgefallen: Er hat ohne jeden Hass über die Russen berichtet, das waren halt Kriegsgegner, und mit Mitleid, wie die gefangenen Russen behandelt wurden, wie sie durch den Lagerzaun um ein Stück Brot bettelten.
Es ist die Message (Prinz bitte um Entschuldigung für dies` Wort!) rübergekommen: Kriegsgegner ja, aber unsere Feinde sind das nicht.
Und über die Juden: Judenverfolgung ja, KZ, aber KZ eher aus der Perspektive: Verhaftung und Internierung von politischen Gegnern, Kommunisten, Sozialdemokraten, die Juden eher nebenbei, und Gefangennahme von katholischen Priestern(!).
Das war natürlich das Allerallerschlimmste, was die Nazis jemals angestellt haben. Wir waren ja in einer Klosterschule. Da wurden wirklich wochenlang Traktätchen durchgenommen von Priestern, die sich selber geopfert haben und einer ließ sich sogar statt eines Familienvaters, der eigentlich dran gewesen wäre, erschießen usw.
Übrigens: Judenhass, also die Ablehnung von Menschen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit - das hat man deutlich herausgehört - wahr genauso wenig vorhanden wie Russenhass.
Nicht dass das etwa Gutmenschen gewesen wären: Schwarze, Polen, Zigeuner wurden mit deutlich negativen Konnotationen dargestellt. Und das perfide Albion!
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Aber irgendwo finde ich das mit den 4-Jahre-Schreckensherrschaft-Erziehung gar nicht so negativ.
Wenn ich daran denke, dass mir heute noch die Galle hochkommt, wenn ich etwas katholisches nur aus der Ferne rieche, und ich ein überzeugter Leser von Karl-Heinz Deschner (Dreimal krähte der Hahn! - Kriminalgeschichte des Christentums) und Pfaffenspiegel von Otto Corvino bin, so habe ich Vertrauen genug, dass die Jahrelange Indoktrinierung durchaus auch unerwartete, d.h. aufklärerische Nebenfolgen zeitigen könnte.
Gruß
Mephistopheles
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